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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ihn mit dem Pistolenlauf Richtung Tür. »Kein Wort, kein Schreien, keine Mätzchen – sonst geht die Puste los.«
    Thorsten nickte mäßig ängstlich und ging zielstrebig auf eine Tür zu, die zu einem weiteren Flur führte. Hier war die Einrichtung schon wesentlich karger, um nicht zu sagen, ärmlich. Die Türen der Zimmer waren kleiner und schienen schalldicht zu sein.
    »Wo soll ich anfangen?«, fragte Thorsten.
    »Sie schließen jedes Zimmer auf, und wir werfen einen Blick rein«, befahl ich.
    »Wie Sie wollen.« Thorsten hatte sich in sein Schicksal gefügt.
    Er öffnete die Tür zum ersten Zimmer. Es war abgedunkelt, nach ein paar Sekunden erkannte ich ein Bett, einen zweitürigen Kleiderschrank, einen Tisch und zwei Stühle.
    »Hier ist niemand«, stellte ich fest.
    »Wir sind nicht voll belegt«, erklärte Thorsten.
    »Dann führen Sie uns in die belegten Zimmer, Mann!«, schnarrte ich. »Wir haben nicht alle Zeit dieser Welt.«
    »Ist ja gut. Beruhigen Sie sich.«
    Im Zimmer daneben lag eine zusammengekrümmte Gestalt auf dem Bett. Ich schubste Thorsten in eine Position, in der ich ihn noch mit der Waffe bedrohen konnte, und näherte mich dem Bett. Der Mann dort gab kaum Lebenszeichen von sich. Ich glaubte allerdings, ein schwaches Atmen zu hören. »Kennst du den, Frank?«
    Faber trat zu der Gestalt und sah ihr ins Gesicht. »Das ist Schlagholz.«
    »Ach, du Scheiße!«
    Sie hatten ihn aus dem Verkehr gezogen, bevor er auspacken konnte.
    »Weiter!« Panik stieg in mir auf. Wir mussten uns sputen, denn Liesel hatte uns bestimmt identifiziert, als sie auf der Straße an meinem Japaner vorbeigefahren war.
    Thorsten und Frank stolperten aus dem Zimmer, wir erreichten die nächste Tür. Frank ging als Erster hinein.
    »Brigitte!«, hörte ich ihn erstaunt ausrufen.
    Ich kümmerte mich nicht um die Frau, die auf Frank zueilte. Zuerst musste unser Führer möglichst schonend ruhiggestellt werden.
    »Dahin stellen!«, herrschte ich Thorsten an. »Frank, hilf mir!«
    Ich schaute mich im Zimmer um: Auf einem fahrbaren Tischchen entdeckte ich eine Elastikbinde, die mir gerade recht kam. Das dürfte für Thorsten reichen, dachte ich. Ich entfernte die Schutzfolie, ließ mir seine Hände zeigen und wickelte das Band um die Gelenke. Knebeln brauchte ich ihn nicht, denn die Zimmer waren ohnehin schallisoliert. Unsanft zog ich ihn zum Fensterrahmen und schlang die Binde um den Knauf. Thorsten gab keinen Mucks von sich. Dann nahm ich ihm den Generalschlüssel ab.
    »Weiter so schön brav bleiben, Thorsten«, empfahl ich ihm.
    Brigitte Burger lag inzwischen an Franks Brust. Sie schien erschöpft zu sein und unter Drogen zu stehen. »Gut, dass du kommst, Frank. Du holst mich hier raus, nicht wahr?«, jammerte sie.
    »Wo ist Kristin? Sag mir, wo sie ist!«, flehte Frank seine Schwiegermutter an.
    »Ich weiß es nicht. Die haben mich die ganze Zeit eingesperrt. Ich will hier raus«, stöhnte die Frau.
    »Komm, Frank«, sagte ich, »wir suchen Kristin. Deine Schwiegermutter holen wir später. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Liesel hat uns sicher gesehen ...«
    »Geh nicht, Frank«, schrie Brigitte Burger. »Er will mich doch umbringen ... weil ich weiß, was er alles getan hat.«
    Das hörte sich zwar hochspannend an, doch es fehlte die Zeit, in die Tiefe zu gehen.
    »Frank, wir müssen los!«
    »Ich will mit«, drängelte Franks Schwiegermama.
    Frank zögerte. »Wir können sie doch nicht hier lassen.«
    Frau Burger hielt seine Hand. Sie war eine schmale, elegante Frau – das ältere Ebenbild ihrer todgeweihten Tochter, die vermutlich hier in diesem Haus künstlich am Leben erhalten wurde. Burger spielte ein teuflisches Spiel, um sich ein Spielzeug für sein Alter zu sichern. Und ich hatte tiefstes Mitleid mit dem Baby, das einem solchen Mann ausgeliefert sein würde.
    »Wir vergessen Sie nicht«, versprach ich Frau Burger. »Wir müssen Kristin finden, das begreifen Sie doch? Danach kommen wir zurück und holen Sie. Ich verspreche es Ihnen.«
    Die Frau sah mich aus leergeweinten Augen an, schien jedoch zu verstehen, denn sie sank resigniert in sich zusammen.
    »Los jetzt, Frank!«
    Im Augenwinkel bemerkte ich, dass sich an der Decke etwas bewegte. Ich blickte nach oben – es war eine Kamera. Jemand beobachtete uns.
    Ich nahm die Pistole und entsicherte sie. Dann stürmten wir aus dem Zimmer.

Die Wahrheit?
    »Guten Tag, Frau Grappa! Guten Tag, Herr Faber!« Dr. Frederik Berggrün war die Ruhe selbst. Er stand auf dem Flur
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