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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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antwortete ich. »Wer 'ne Knarre hat, der benutzt sie auch. Außerdem will ich nicht mit der Waffe erwischt werden, mit der vermutlich auf Nik geschossen worden ist.«
    Ich schrieb die Adresse der Klinik auf und reichte Jansen den Zettel.
    »Apropos«, sagte er – bereits in der Tür stehend. »Nik Kodil hat angerufen. Er wollte dich sprechen.«
    Ich zuckte die Schultern und setzte eine desinteressierte Miene auf. Jansen trollte sich.
    »Was ist, Frank?«, blaffte ich Faber an. »Willst du hier Wurzeln schlagen, oder können wir endlich losfahren?«

Reise in die Morgenröte
    Der Weg zur Privatklinik ›Morgenröte‹ war einfach zu finden. Vom Pott aus lassen sich die Ziele auf bestens asphaltierten Straßen oder gar Autobahnen erreichen. Je weiter wir uns von Bierstadt entfernten, desto grüner und ländlicher wurde die Landschaft.
    »An der nächsten Abfahrt müssen wir raus«, sagte Frank.
    Ich warf ihm einen Blick zu. Frank Faber sah verdammt mies aus, das ehemals honigblonde Haar, das dem seiner Schwester gleich war, schien von einem grauen, stumpfen Schleier überzogen, seine Gesichtsfarbe ließ auf zu wenig Schlaf und zu viel Alkohol schließen.
    »Schaffst du das alles auch?«, wollte ich wissen. »Es könnte vor Ort zu Komplikationen kommen.«
    »Kein Problem«, behauptete er.
    »Hoffentlich. Du siehst nicht gut aus.«
    »Du auch nicht, Grappa!«, gab er es mir zurück.
    »Ich fühle mich auch nicht besonders.«
    Ich warf mir selbst einen Blick im Autospiegel zu. Er hatte recht. Meine Haut war bleich, die Augen lagen übergroß und von Schatten umgeben im Gesicht, die Mundwinkel zeigten nach unten, das rote Haar brauchte dringend einen feschen Neu-Schnitt.
    »Bald geht es für uns beide wieder aufwärts, oder, Frank?«
    »Für dich vielleicht.«
    »Das Leben geht weiter.«
    »Erzähl mir nicht so eine platte Scheiße!«, meinte er wütend.
    »Du hast recht. Entschuldige bitte.« Ich war noch nie eine begabte Trösterin.
    »Wie schaffst du es eigentlich ohne Nik?«
    »Alkohol, kalte Duschen und Selbsthilfekassetten«, versuchte ich zu witzeln. »Manchmal kaufe ich mir auch eine dieser Hochglanz-Zeitschriften, in denen nette Männer abgelichtet sind, und gucke mir die Bilder an.«
    »Kristin fehlt mir so sehr«, sagte Frank leise. »Nachts hat sie sich immer an mich gekuschelt, und morgens lag ihr Kopf auf meiner Brust. Und wenn sie dann die Augen geöffnet hat und mich sah, war so ein Lächeln auf ihren Lippen. Ich bin fast verrückt geworden vor Zärtlichkeit und ...«
    »Hör auf, Frank«, sagte ich schroff. »Diese Zeiten sind eben vorbei. Achte lieber darauf, dass wir die Ausfahrt nicht verpassen.« Gut, dass er nicht bemerkte, wie ich mir eine Träne von der Wange tupfte.
    »Hier ist es!«
    Ich setzte den Blinker und bog ab. Wir wurden zu einer Landstraße geleitet, auf der es schnurgerade durch Felder und Wiesen ging.
    »Da ist die Bahnlinie!« Frank deutete nach rechts.
    »Wunderbar«, sagte ich. »Das klappt ja prima. Wir sollten bei den Pfadfindern anheuern.«
    Die Straße führte ein paar Kilometer parallel zu den Gleisen, dann bog ein schmaler Weg nach rechts ab. Es passten gerade mal zwei Autos aneinander vorbei, rechts und links säumten alte Obstbäume die Fahrbahn. Am Ende der Allee schimmerte weißes Gemäuer.
    »Das Haus da muss es sein«, stellte ich fest und stoppte meinen Wagen.
    »Wie sollen wir vorgehen?«, fragte Frank.
    »Du musst genau das machen, was ich dir sage. Ist das klar?« Meine Stimme klang überlegen, doch ich hatte keinen blassen Dunst, was jetzt passieren sollte.
    »Klar, Grappa«, sagte Frank folgsam. »Du bist der Boss!«
    Ich strapazierte meine Gehirnwindungen, doch sie reagierten mit keinem übermäßigen Interesse. Dann sah ich auf der Straße den Wagen, der von der Klinik kommen musste.
    »Duck dich, wenn das Auto näher kommt«, befahl ich Frank.
    Wir gingen beide auf Tauchstation, im Rückspiegel sah ich, dass die hellgraue Nobellimousine ein Bierstädter Kennzeichen trug. Doch da war noch mehr. Ich identifizierte eine Frau mit langem, blondem Haar.
    »Hast du jemanden erkannt?«, fragte Frank, als er wieder gerade saß.
    »Allerdings. Im Auto saß deine saubere Schwester.«
    »Liesel?« Frank war verdattert. »Ich dachte, die sei längst wieder bei ihren Filmleuten. Sie hat mich angerufen und gesagt, dass sie aus Bierstadt verschwindet.«
    »Na ja«, sagte ich. »Auf ein paar Lügen mehr oder weniger kommt's bei deiner Schwester wohl nicht an. Etwas anderes
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