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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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vielleicht schon einmal begegnet
war, unter irgendeinem anderen, genauso unglaubwürdigen
Namen, in irgendeiner anderen Phase meines an Ereignissen nicht armen Erwachsenenlebens.
Ganesh kam herbeigeschlendert, und er und Onkel Hari
wechselten einen Blick. »Klein«, begann Onkel Hari.
»Schnurrbart«, fügte Ganesh hinzu. »Ein wenig merkwürdig.«
»Jeans und eine Lederjacke«, sagte Hari, und seine Miene
hellte sich auf. »Ja, ja. Jetzt erinnere ich mich.«
»Schlechte Zähne«, sagte Ganesh. »Er sollte unbedingt
mal zu einem Zahnarzt gehen.«
»Warum kriege ich einen Privatschnüffler, der aussieht
wie eine Gesundheitswarnung?«, fragte ich. »Warum kriege
ich nie einen, der aussieht wie Jonathan Creek?«
»Weil das hier die Wirklichkeit ist«, antwortete Gan.
»Aber irgendwo dort draußen muss es sie geben. Die
schicken, klasse Typen.«
»Wahrscheinlich. Aber sie interessieren sich nicht für
dich, Fran.«
Das ist es, wozu Freunde da sind. Um das zerbrechliche
bisschen Selbstbewusstsein zu zerquetschen, das man sich
mühsam aufgebaut hat. Ich dankte beiden dafür, dass sie
Clarence Duke nicht verraten hatten, wo er mich finden
konnte, und beschloss, künftig jedem kleinen Mann mit einem mottenzerfressenen Schnurrbart und galoppierender
Halitose aus dem Weg zu gehen.
Wie es das Schicksal wollte, musste Hari an jenem
Nachmittag für ein paar Stunden weg, und ich fragte, ob ich
nicht aushilfsweise in seinem Laden arbeiten könnte. Wir
kamen überein, dass er mich in bar bezahlen würde, um
jedweder Verlegenheit aus dem Weg zu gehen für den Fall,
dass Clarence Duke doch für das DSS arbeitete.
Der Nachmittag verlief ruhig, und eigentlich hätten sie
mich überhaupt nicht gebraucht. Ganesh und ich unterhielten uns über dies und jenes und vermieden vorsichtig jede
Erwähnung des morgendlichen Besuchers. Wir verkauften
den ein oder anderen Riegel Mars und diese oder jene Zigaretten. Kurz nach vier Uhr, als Hari zurückkam, ging ich in
das Lager, um Bonnie einzusammeln, die dort während
meiner Arbeit geschlafen hatte, dann verließ ich Onkel Haris Laden durch den Vordereingang. Bonnie musste dringend Gassi.
Ich setzte mich flotten Schrittes in Bewegung, doch ich
war noch nicht weit gekommen, gerade mal bis zur nächsten Ecke, als eine kleine, schnurrbärtige Gestalt aus einem
Eingang trat und mir den Weg versperrte.
»Francesca Varady?«, sprach sie mich an.
»Verpiss dich«, brummte ich sinkenden Mutes. Das
musste der Bursche sein, der sich im Laden nach mir erkundigt hatte.
Er ignorierte meine Abfuhr. Er war an so etwas gewöhnt
– es gehörte zu seiner Arbeit. »Mein Name ist Clarence Duke«, stellte er sich vor. »Ich bin Privatdetektiv. Hier, bitte
sehr – meine Karte!« Er zog eine weitere seiner Selbstgebastelten aus der Tasche und überreichte sie mir schwungvoll.
Ich empfahl ihm ein zweites Mal, sich so schnell wie
möglich aus meinem Weg zu scheren, diesmal ein ganzes
Stück unfreundlicher.
»Seien Sie doch nicht so nervös«, bedrängte er mich.
»Ich bin nicht nervös«, sagte ich zu ihm. »Ich hab nur
keine Lust, mit Ihnen zu reden. Meine Mutter hat mich vor
fremden Männern gewarnt.«
Plötzlich war ein merkwürdiger Ausdruck in seinem Gesicht. »Ihre Mutter?«
Ich bereute meine Worte auf der Stelle. Seit sie mich und
meinen Vater sitzen ließ, als ich gerade sieben Jahre alt gewesen war, hatte ich nie wieder etwas von meiner Mutter
gesehen oder gehört. Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich
meinen Vater und meine Großmutter Varady nicht vermisse, die mich aufgezogen haben. Doch meine Mutter habe ich
nie vermisst. Kinder sind sehr anpassungsfähig. Als ich erst
einmal begriffen hatte, dass sie nicht wieder zurückkommen
würde, schloss ich sie aus meiner Welt aus. Ich brauchte sie
nicht, und sie brauchte mich offensichtlich auch nicht.
»Ich würde mich gerne in einer geschäftlichen Angelegenheit mit Ihnen unterhalten«, sagte Clarence Duke, Privatdetektiv, um einen aufrichtigen Gesichtsausdruck bemüht, der ihm jedoch ziemlich missglückte. »Könnten wir
nicht irgendwo zusammen eine Tasse Tee trinken gehen?«
»Nein«, sagte ich. »Ich muss den Hund ausführen.«
Er beäugte Bonnie. »Dann darf ich Sie vielleicht dabei begleiten, und wir können uns unterwegs ein wenig unterhalten?«
Er war ein Schleimer. Andererseits bin ich unheilbar neugierig. »Also schön«, sagte ich. »Aber Sie reden. Ich höre Ihnen zu, bis Sie mich langweilen. Ich garantiere nicht, dass
ich Ihnen
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