Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
Vom Netzwerk:
irgendeine Antwort gebe.«
»Damit kann ich leben«, sagte Clarence Duke. »Ich glaube nicht, dass ich Sie langweilen werde.«
Er lächelte mich an. Er hatte tatsächlich schlechte Zähne. KAPITEL 2 Wir schlenderten den Leinpfad
am Kanal entlang. Nachdem wir unter der Brücke hindurchwaren, ließ ich Bonnie von der Leine. Sie sprang fröhlich vor uns her und untersuchte interessante Duftmarken,
von denen es unterhalb von Camden Lock eine ganze Menge gibt. Der Kanal lag zu unserer Linken. Die Straße auf der
anderen Seite war hinter einer Reihe staubiger Büsche und
einer Ziegelmauer verborgen. Außer uns waren nicht viele
Menschen unterwegs. Mir gefällt es hier unten am Kanal,
obwohl ich nicht nur angenehme Erinnerungen daran habe.
Jemand, den ich kannte, starb in dem von Abfall übersäten
graugrünen Wasser, das gegen die Betoneinfassung der Uferböschung plätschert. In meiner Fantasie, die stets ziemlich
aktiv ist, konnte ich mir seine Leiche vorstellen, mit dem
Gesicht nach unten und mit ausgebreiteten Armen, über
Wasser gehalten von einem alten Ex-Army-Parka. Doch wie
schon gesagt, das ist meine Fantasie. Ich habe seine Leiche
nie gesehen. Ich habe nur davon gehört, und das war viel
später.
Während ich über jene Begebenheit nachdachte, vergaß
ich fast Clarence Duke, der neben mir herging. Ich musste
mich ziemlich zusammenreißen, und schlagartig wurde mir
bewusst, dass er am Reden war. Ich fragte mich, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Parkplätze in Camden sind nämlich wie Palmen in der Wüste. Sie sind verdammt selten,
und sie ziehen Wanderer aus allen Himmelsrichtungen an.
Die Tatsache, dass er mit dem Auto unterwegs war, hatte
ihn offensichtlich nicht daran gehindert, Laufschuhe anzuziehen. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich wahrscheinlich darüber gelacht. Sie waren eindeutig seine Rückversicherung. Wenige Leute reagieren glücklich, wenn sie feststellen, dass sie von einem Privatschnüffler verfolgt werden.
Ich fragte mich, wie oft Clarence Duke schon Fersengeld
hatte geben müssen – wie oft er erfolgreich gewesen war
und wie oft er geschnappt und vermöbelt worden war. Seine
Statur war eher schwächlich. Vielleicht sollte er ein wenig
im Fitness-Studio trainieren.
»Falls Sie nichts dagegen haben«, sagte er, »würde ich
gerne überprüfen, ob ich die richtige Fran Varady vor mir
habe.«
»Mir ist jedenfalls noch nie eine andere begegnet«, erwiderte ich säuerlich. »Und ich habe Sie gewarnt, dass ich keine Fragen beantworte, schon vergessen?«
»Falls Sie nicht die richtige Fran Varady sind«, entgegnete
er, »dann verschwende ich nur meine und Ihre Zeit und
verschwinde sofort wieder. Also können wir uns genauso
gut davon überzeugen, was meinen Sie?«
»Sie verschwenden so oder so Ihre Zeit, Mister. Und definitiv meine, soweit ich das beurteilen kann.«
Er lächelte mich gepresst an. Er hatte offensichtlich schon
früher schwierige Unterhaltungen geführt. Er übersprang
das Vorgeplänkel und kam gleich zum Kern der Sache.
»Würden Sie mir bitte den Namen Ihres Vaters nennen?«
Ein alarmiertes Kitzeln kroch mir über den Rücken. Sicher, ich hätte ihm den Namen meines Vaters nennen können. Doch woher wollte Clarence wissen, dass ich ihm den
richtigen Namen genannt hatte? Nur falls er irgendetwas
über Dad wusste. Mehr um das herauszufinden, als um ihm
entgegenzukommen, sagte ich ihm, dass mein Vater auf den
Namen Stephen gehört hatte.
»Aber in Wirklichkeit«, fügte ich hinzu, »in Wirklichkeit
war er auf den Namen Istvan getauft worden. Er kam nämlich aus Ungarn.«
»Ja«, sagte Clarence Duke in einem Tonfall, der mir verriet, dass er diese Informationen bereits gekannt hatte. Wer
zur Hölle war dieser Typ? »Und wie war der Name Ihrer
Mutter?«, fragte er weiter.
Schon wieder meine Mutter. Ich hatte vierzehn Jahre lang
mein Bestes versucht, um sie zu vergessen, und jetzt rannte
dieser Typ neben mir her und zwang mich, an sie zu denken. Er hatte kein Recht dazu. Niemand hatte dieses Recht,
verdammt!
»Sie hieß Eva«, sagte ich. »Aber sie hat sich verpisst, als
ich ein kleines Mädchen war, also fragen Sie mich nicht
nach ihr, okay?« Ich atmete tief durch und fuhr fort: »Hören
Sie, ich habe keine Ahnung, wer oder was Sie sind. Ein Fetzen Karton bedeutet überhaupt nichts. Jeder kann sich so
etwas drucken und jeden dämlichen Namen darauf schreiben.«
Ich hatte ihn beleidigt, nicht, indem ich seine Echtheit
bezweifelt, sondern weil ich das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher