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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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lediglich, als du ganz jung warst, einen neuen Namen bekommen, noch bevor du irgendetwas davon gewusst
hast.«
»Spielt denn der Name keine Rolle? Ich bin diese andere
Person, diese Miranda Varady, und ich weiß überhaupt
nichts über sie! Es ist nicht damit getan, mir zu erzählen,
dass ich sie bin und der gleiche Mensch wie eh und je, weil
es nicht stimmt! Ich habe beispielsweise nicht die gleichen
Eltern, und die, die ich heute habe, haben mich mein ganzes
Leben lang belogen! Wie konnten sie mir das antun?«
»Sie lieben dich«, sagte ich einfach.
»Und warum haben sie mir dann nicht genügend vertraut, um mir die Wahrheit zu sagen?«
»Du kennst den Grund. Die Abmachung, die sie mit
meiner – mit unserer Mutter hatten, war inoffiziell. Sie hatten Angst, sie könnten dich verlieren.«
Diese Erklärung schien sie nicht zufrieden zu stellen. Sie
war vollkommen überzeugt, dass sie irgendwie aufgehört
hatte zu existieren. Es war hart für sie, und sie tat mir Leid.
Ich hoffte sehr, dass sie irgendwann darüber hinwegkommen würde, und bis dahin versuchte ich sie abzulenken, indem ich fragte, ob bereits eine Entscheidung bezüglich ihrer
Situation gefällt worden sei. Offensichtlich wohnte sie noch
immer bei Flora und Jerry Wilde.
»Es ist kompliziert«, sagte sie düster und wickelte sich eine
ihrer blonden Locken um den Zeigefinger. »Ich werde nächste Woche dreizehn, und das Jugendamt kann mich nicht
mehr einfach irgendwo abholen und woanders abladen wie
ein dreijähriges Kind. Ich hab es ihnen absolut deutlich gesagt. Sie müssen auf das hören, was ich sage. Trotzdem stehe
ich technisch betrachtet jetzt unter ihrer Fürsorge. Mummy
und …« Sie brach ab und verbesserte sich: »Die Wildes behalten mich bei sich, bis alles geklärt ist.«
»Wann ist deine Violinenprüfung?«
»Ach, die …« Sie zuckte die Schultern. »Ich hab sie abgesagt. Ich kann mich im Augenblick nicht auf die Musik kon
zentrieren.«
»Lass nicht davon ab«, drängte ich sie. »Lass niemals von
einem Traum ab, nur weil die Dinge im Augenblick nicht so
sind, wie du sie gerne hättest. Ich habe meinen Wunsch
auch nicht aufgegeben, Schauspieler zu werden.«
Sie starrte mich nachdenklich an. »Es ist ganz merkwürdig, zu erfahren, dass meine richtige Mutter all die Jahre irgendwo dort draußen gelebt hat, ohne dass ich sie kannte.«
»Ich kannte sie auch nicht«, sagte ich. »Obwohl ich so etwas wie eine Erinnerung an sie hatte.« Ich zögerte. »Wessen
Idee war es eigentlich, dass du zu ihr gefahren bist?«
»Meine eigene natürlich!«, schnappte sie. »Als sie mir gesagt haben, wer ich wirklich bin, konnte ich es einfach nicht
fassen! Ich wollte wissen, wer meine richtigen Eltern waren.
Sie drucksten eine Weile herum und meinten dann, dass
mein Vater – mein richtiger Vater – gestorben wäre und
meine Mutter im Sterben läge. Also sagte ich zu ihnen, dass
ich sie sehen wollte. Ich wollte sie mit meinen eigenen Augen sehen. Ich dachte … na ja, ich dachte, ich könnte es
nicht glauben, solange ich sie nicht selbst gesehen hätte. Also habe ich diesem dämlichen Sozialarbeiter, den sie mir
aufgebrummt haben, gesagt, dass ich hinfahren und sie besuchen will.«
»Und bist du froh, dass du sie gesehen hast?«, fragte ich.
»Hat es geholfen?«
»Ich glaube schon«, antwortete sie. »Ich glaube, es wird
helfen, sobald ich mich erst an die Vorstellung gewöhnt habe. Aber egal, meine – unsere Mutter schien sich sehr zu
freuen, dass ich gekommen bin. Sie nannte mich immer
wieder Miranda, und das war ein wenig schwierig. Sie wusste, dass ich Violine spiele. Hast du ihr das erzählt? Sie wusste
Bescheid über mich, aber ich wusste nichts über sie. Du hättest es mir sagen müssen, Fran. Du hättest es mir wirklich
sagen müssen.«
Sie sah aus, als wäre sie erneut den Tränen nahe, also widersprach ich nicht, sondern hob die Hände zu einer müden
Geste.
»Es war nicht schön, sie so krank zu sehen«, fuhr Nicola
nach einem Augenblick fort, um sogleich wieder zu stocken.
»Ich dachte, ich wäre böse auf sie, weißt du? Weil sie mich
einfach so weggegeben hat. Aber als ich sie sah, tat es mir
einfach nur unendlich Leid. Nicht nur wegen ihr, sondern
wegen allem, was passiert ist. Wie sich alles entwickelt hat.«
Sie war völlig durcheinander, aber sie war im Grunde genommen ein intelligentes Kind und aufrichtig obendrein.
Und was am wichtigsten war, sie hatte Mumm. Ich wollte
nicht mit ihrem Sozialarbeiter tauschen, dachte ich.
Ich wünschte
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