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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Wir brauchen Ihre
Aussage.«
Ganesh sagte ihm, dass er mich beim Zeitungsladen an
der Ecke erreichen konnte, dann legte er mir den Arm um
die Schulter und führte mich weg von der Menge und der
grauenvollen Szenerie.
Im Laden war Hari schon ganz außer sich vor Sorge. Als
er uns erblickte, nahm er uns beide in die Arme und zerrte
uns förmlich in den Laden mit einem aufgeregten: »Kommt!
Kommt! Kommt!«
»Ich schätze, ich mache heute früher dicht«, sagte Ganesh
in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, und Hari
hatte tatsächlich keine Einwände.
Wir alle gingen nach oben in die Wohnung, und Hari
bereitete uns einen Kräutertee. Ganesh und ich stanken
nach Rauch. Ganesh hatte seinen Pullover ausgezogen und
einen frischen übergestreift. Er brachte mir ebenfalls etwas
Frisches zum Anziehen. In diesem Augenblick wurde mir
bewusst, dass ich nichts mehr besaß außer den Sachen, die
ich am Leib trug. Selbst als ich durch den Wasserrohrbruch
aus meiner Souterrainwohnung bei Daphne gespült worden war, hatte ich ein paar persönliche Dinge retten können.
Diesmal nicht.
Diesmal hatte ich gleich einen doppelten Totalverlust erlitten. Ich hatte an einem einzigen Tag meine Mutter und
mein Zuhause verloren. Ich dankte Gott, dass wenigstens
Bonnie in Sicherheit gewesen war, unten im Lagerraum von
Haris Laden, als das Feuer ausbrach. Sie durfte der besonderen Umstände wegen heute ausnahmsweise sogar hinauf in
die Wohnung.
Ich saß auf dem Sofa und trank von meinem Tee, während die anderen mich beobachteten – zwei Paar dunkle
Augen, gefüllt mit Sorge. Ich wollte ihnen danken für ihr
Mitgefühl, doch es hätte sie nur verlegen gemacht. Bonnie
war auf das Sofa gesprungen und lag mit dem Kopf auf
meinem Knie, als wollte sie sichergehen, dass ich nicht wieder nach draußen schlüpfen konnte, ohne dass sie es merkte. Ihre hellen kleinen Knopfaugen waren nach oben gerichtet und hingen unverwandt an meinem Gesicht, und das
Fell auf ihrer Stirn war in hündisch sorgenvolle Falten gelegt. Ich streichelte ihr beruhigend über den Kopf, und sie
wedelte unsicher mit dem Schwanz.
»Was wirst du jetzt tun, meine Liebe?«, erkundigte sich
Hari. »Du kannst immer noch zurück in die Garage …«
»Sie kann hier wohnen!«, entschied Ganesh bestimmt.
»Sie kann auf dem Sofa schlafen. Morgen gehe ich mit ihr
zusammen zum Wohnungsamt. Sie müssen ihr eine andere
Wohnung zuweisen.« Er zögerte. »Während du unterwegs
warst, hat diese Schwester Helen aus dem Hospiz angerufen.
Sie wollte dich sprechen. Ich hab ihr gesagt, du wärst auf der
Polizeiwache, um deine Aussage zu ergänzen. Ich hab mich
gefragt …«
»Meine Mutter ist heute gestorben«, sagte ich. »Ungefähr
eine Stunde, bevor ich dort war.«
Sie waren freundlich, mitfühlend und tröstlich. Ich saß
einfach nur da und ließ ihr Beileid und ihre Freundlichkeit
über mich ergehen. Ich fühlte mich noch immer wie betäubt
und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Nach einer Weile
ging Hari in die Küche und machte sich daran, Gemüse für
das Abendessen zu putzen. Sie gingen davon aus, dass ich es
mit ihnen gemeinsam einnehmen würde. Ich war nicht
hungrig, doch ich konnte nicht ablehnen.
Als er gegangen war, fragte Ganesh: »Möchtest du über
sie reden?«
»Ich möchte reden«, sagte ich. »Aber ich weiß nicht, was
ich sagen soll. Nicola war zusammen mit einem Sozialarbeiter in Egham und hat sie besucht. Ich schätze, Mutter ist zufrieden und glücklich gestorben. Es war das, was sie sich gewünscht hat. Vielleicht ist sie gestorben, gleich nachdem Nicola bei ihr war. Ich weiß es nicht. Ich wünschte nur … ich
kann nicht anders, ich wünschte, sie hätte noch auf mich
gewartet.«
»Sterben ist keine Zeit, die wir uns aussuchen können«,
sagte Ganesh.
»Nein. Ich glaube, sie war froh, mich noch einmal gesehen zu haben. Was sie wirklich von mir wollte, war, dass ich
Nicola finde, aber darüber bin ich inzwischen hinweg. Ich
glaube, sie war tatsächlich trotz allem froh, dass sie auch
mich gefunden hat.«
»Natürlich war sie das!«, sagte Ganesh entschieden.
Ich begegnete seinem Blick. »Ich weiß jedenfalls«, sagte
ich, »dass ich für meinen Teil froh bin, sie noch einmal gesehen zu haben. Als Rennie Duke aufgetaucht ist und mir
gesagt hat, dass sie noch am Leben ist und nach mir sucht,
dachte ich, sie wiederzusehen wäre das Letzte, was ich wollte. Aber ich wollte es. Ich wollte es wirklich. Es ist, als wäre
vor langer Zeit ein Teil
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