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Gralszauber

Titel: Gralszauber
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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waren, würde es
wahrscheinlich noch schlimmer werden.
    Nichts von alledem vermochte jedoch wirklich seine
Vorfreude zu trüben, Lady Gwinneth wieder zu sehen. Er
wusch sich gründlich, schlüpfte in das Gewand, das ihm
Wander gegeben hatte, und ging wieder hinunter in die
Küche.
    Es war dunkel geworden. Aus dem angrenzenden
Schankraum drangen Musik und gedämpfte Stimmen und
manchmal auch ein glockenhelles Lachen, bei dessen
Klang Dulacs Herz einen freudigen Sprung tat. Es war
Gwinneths Stimme. Obwohl er sie nur einmal gehört hatte,
hätte er sie unter tausend anderen wieder erkannt.
    »Bring unseren Gästen Wein!«, fuhr ihn Tander an. Er
war sehr nervös. Als er auf das schon vorbereitete Tablett
wies, hätte er den silbernen Weinkrug darauf fast umgestoßen. »Lady Gwinneth hat bereits nach dir gefragt. Und
untersteh dich, ihr in die Augen zu sehen. Ich lasse dich
auspeitschen, wenn du es tust!«
    Dulac nickte, nahm das Tablett in beide Hände und trat
in den Schankraum.
Das große, normalerweise eher schäbig eingerichtete
Zimmer hatte sich vollkommen verändert. Vor die ohnehin
schmalen Fenster waren Läden gelegt worden, wenn auch
wohl weniger, um die hohen Gäste nicht mit dem Anblick
der ärmlichen Stadt draußen zu belästigen, als vielmehr,
um sie vor allzu neugierigen Blicken von draußen zu
schützen. Von Tander wusste er, dass das Gasthaus an
diesem Abend für alle anderen Besucher gesperrt war;
trotzdem hielten sich außer Gwinneth und ihrem Gemahl
noch etliche weitere Personen hier drinnen auf. Zwei Diener in reich bestickten Umhängen standen beiderseits des
Tisches und wachten mit Argusaugen darüber, dass kein
Wunsch ihrer Herrschaft unerfüllt blieb, und zwei Soldaten hatten sich etwas im Hintergrund postiert.
»Was stehst du herum und gaffst?«, zischte Tanders
Stimme an seinem Ohr. »Beweg dich endlich, Kerl!«
Dulac wurde sich der Tatsache bewusst, dass er bereits
einige Augenblicke reglos unter der Tür stand. Er fuhr
zusammen, setzte sich hastig in Bewegung und balancierte
sein Tablett zum Tisch. Tander hatte drei der einfachen
Holztische zusammengeschoben, um etwas zu improvisieren, was seiner Vorstellung einer Tafel entsprechen mochte. Es blieb ein schäbiger Tisch, allerdings ein sehr langer.
Uther saß an einem Kopfende, Gwinneth an einem anderen. Dulac wagte es nicht, Gwinneth direkt anzusehen,
aber er hatte auch eine gewisse Scheu davor, König Uther
direkt ins Gesicht zu blicken. Während er sich mit gesenktem Blick dem Tisch näherte, sah er immerhin, dass König
Uther viel älter war, als er erwartet hatte. Nach seinem
kurzen Gespräch mit Tander wäre er nicht überrascht gewesen, einen Mann zu erblicken, der Gwinneths Vater sein
konnte. Uther war jedoch alt genug, um gut und gerne ihr
Großvater zu sein.
Eine der beiden Wachen, die neben dem König standen,
vertrat ihm den Weg, aber Uther rief den Mann mit einer
raschen Bewegung zurück.
»Nicht doch«, sagte er. »Es ist nur ein Junge. Und er
wird mich wohl kaum vergiften wollen.« Er lachte leise,
machte eine auffordernde Geste mit der Hand und griff
nach dem Weinkrug auf Dulacs Tablett. Bevor einer seiner
Bediensteten oder Dulac ihn daran hindern konnten, goss
er sich selbst einen Becher Wein ein, kostete, schüttelte
sich übertrieben und sagte: »Oder vielleicht doch? Wirt!«
Tander erschien unter der Tür. »Herr?«, fragte er nervös.
»Ist das der beste Wein, den dein Keller zu bieten hat?«,
fragte Uther.
Genau genommen war es sein einziger Wein, aber Tander antwortete trotzdem: »Der allerbeste, Herr. Ich habe
nur wenige Krüge davon, die ich für ganz besondere Gäste
reserviert habe. Selbst König Artus lobt stets meinen
Wein, wenn er hierher kommt.«
»Ja, ich habe gehört, dass Artus einem guten Tropfen
nicht abgeneigt ist«, antwortete Uther zweideutig. Er nippte noch einmal an seinem Becher, schüttelte sich abermals
und stellte ihn mit einem Ruck auf den Tisch zurück.
»Nun gut, wenn es nichts Besseres gibt … Bringt jetzt
das Essen.«
Dulac wollte sich herumdrehen, aber Uther hielt ihn zurück. »Nicht du.«
»Herr?«, antwortete Dulac verwirrt. Hatte er etwas
falsch gemacht?
»Bist du der Junge, von dem Gwinneth erzählt hat?«,
fragte Uther. »Der tagsüber auf Burg Camelot dient?«
Dulac nickte. Er brachte keinen Ton hervor.
»Dann wirst du mit uns speisen«, bestimmte Uther.
»Gwinneth ist begierig darauf, Geschichten von König
Artus und den Rittern
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