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Gralszauber

Titel: Gralszauber
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete Dulac
impulsiv. Aus Tanders Augen sprach die pure Mordlust,
aber Gwinneth wirkte regelrecht begeistert.
»Davon musst du mir erzählen!«, sagte sie aufgeregt.
»Ich habe mir so lange gewünscht, den berühmten König
Artus und seine Tafelritter einmal zu sehen, und du bist
jeden Tag in seiner Nähe!«
»Bitte verzeiht, edle Gwinneth«, sagte Tander, »aber der
Junge wird in der Küche gebraucht. Und er ist kein Umgang für Euch. Ein Nichtsnutz und Herumtreiber, den ich
aus purem Mitleid unter meinem Dach wohnen lasse.«
Für einen Moment blitzte es ärgerlich in Gwinneths Augen auf. Sie war niemand, der es gewohnt war, Widerspruch zu hören. Und Dulac war fast sicher, dass sie Tander mit ein paar scharfen Worten in seine Schranken verweisen würde. Aber dann sah sie wieder Dulac an und der
freundliche Ausdruck kehrte in ihre Augen zurück.
»Da habt Ihr wohl Recht – was die Arbeit angeht«, sagte
sie. »Ich möchte ja nicht, dass er Ärger bekommt. Aber
ich würde mich freuen, wenn er meinem Gemahl und mir
das Nachtmahl servieren könnte. Wäre das zu machen,
Wirt?«
Gemahl?, dachte Dulac ungläubig. Hatte sie Gemahl gesagt?
»Selbstverständlich, Herrin«, katzbuckelte Tander. »Er
steht zu Eurer Verfügung, solange Ihr es wünscht.«
»Das ist gut«, antwortete Gwinneth. »Dann bis später,
Dulac. O ja –« Sie deutete auf Wolf. »Und bring deinen
Hund mit. Er ist ja allerliebst.«
Sie raffte ihren Rock zusammen, drehte sich herum und
verschwand im Haus. Tander wartete, bis sie sicher außer
Hörweite war, dann drehte er sich mit einem Ruck zu Dulac herum und starrte ihn fast hasserfüllt an.
»Was fällt dir ein, ihr schöne Augen zu machen?«,
zischte er leise, um drinnen im Haus nicht gehört zu werden. »Willst du uns alle ins Unglück stürzen?«
»Aber ich habe ihr doch gar keine –«
»Weißt du überhaupt, wer das ist?«, fiel ihm Tander ins
Wort.
»Gwinneth?«
»Lady Gwinneth!«, verbesserte ihn Tander. »Sie ist die
Gemahlin König Uthers, du Unglücksrabe! Schon die Tatsache, dass du sie ansiehst, könnte uns alle den Kopf kosten! Ist es etwa das, was du willst? Ist das dein Dank dafür, dass ich dich selbstlos bei mir aufgenommen und dir
Obdach und Speis und Trank gewährt habe?«
Dulac hatte noch niemals von König Uther gehört, aber
das besagte nichts. »Seine Gemahlin?«, murmelte er ungläubig. »Aber sie … sie kann allerhöchstens so alt sein
wie ich!«
»Es gibt Könige, die jünger sind als du«, beschied ihm
Tander. Er begann so verzweifelt mit den Händen zu ringen, als hätte er den Scharfrichter bereits gesehen. »Nun
weißt du, wer sie ist. Verhalte dich entsprechend. Wenn du
ihr in Uthers Gegenwart auch nur in die Augen siehst,
dann sind wir alle des Todes. Nicht einmal dein Freund
Dagda könnte uns dann noch retten. Und jetzt scher dich
in die Küche. Wasch dich, bevor du die Speisen aufträgst.
Und sag Wander, dass er dir sein bestes Gewand geben
soll, damit du uns vor unseren hohen Gästen nicht gänzlich blamierst!«
    Der Tag hatte kein Ende genommen. Dulac war in die Küche gegangen, wie Tander ihm aufgetragen hatte, und hatte Holz geschlagen, Vorräte aus dem Keller geholt, Wasser herbeigeschleppt und fast eine Stunde damit verbracht,
Tanders bestes Silbergeschirr aus den Regalen zu holen
und mit Wasser und feinem Sand so lange zu polieren, bis
es wie frisch aus der Schmiede kommend blitzte und er
sich darin spiegeln konnte, und anschließend half er noch
bei der Zubereitung der Speisen und der Auswahl des
Weines, den Tander seinen hohen Gästen kredenzen wollte.
    Trotzdem schien der Tag kein Ende zu nehmen. Als
Tander endlich in die Küche kam und ihn anfuhr, dass er
sich jetzt waschen und ein sauberes Gewand anziehen sollte, hatte er das Gefühl, dass mindestens eine Woche vergangen war.
    Wander, Tanders ältester Sohn, war wenig begeistert
von der Idee, Dulac sein bestes Gewand leihen zu sollen,
aber Tander brachte seinen zaghaften Protest auf seine
normale Art zum Verstummen: indem er ihm eine schallende Ohrfeige verpasste, die Wander mit Tränen der Wut
in den Augen aus dem Haus stürzen ließ. Dulac empfand
bei dem Anblick für einen Moment unverhohlene Schadenfreude, die aber sofort von Sorge abgelöst wurde.
Wander würde sich für die Schmach rächen, das war ihm
klar. Er mochte Dulac sowieso nicht und ließ keine Gelegenheit verstreichen, ihn zu demütigen und zu quälen.
Sobald Gwinneth und Uther abgereist
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