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Gralszauber

Titel: Gralszauber
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn nicht daran, sie in den buntesten Farben zu schildern
und das eine oder andere auch noch ein wenig auszuschmücken. Uther hörte ihm die meiste Zeh über schweigend zu und unterbrach ihn nur um eine Zwischenfrage zu
stellen, aber manchmal konnte er ein Lächeln nicht ganz
unterdrücken und ein paar Mal tauschte er einen bezeichnenden Blick mit Gwinneth.
»Du scheinst dich wirklich gut am Hofe des Königs auszukennen«, sagte er, nachdem Dulac sicher eine Stunde
geredet hatte – wenn nicht mehr.
»Das will ich meinen«, antwortete Dulac stolz. »Ich bin
zwar nur Küchenjunge, aber ich bin fast immer in Artus’
Nähe.«
»Küchenjungen und Kammerdiener sind oft besser informiert als Minister und Generäle«, antwortete Uther.
»Sag, Dulac – kocht Dagda immer noch für Artus und
seine Ritter?«
Dulac nickte. »Ihr kennt Dagda?«
»Selbstverständlich«, antwortete Uther. »Jeder, der einmal auf Camelot war, erinnert sich an Dagda und die
Köstlichkeiten, die seine Küche hervorbringt.«
»Ihr … Ihr wart schon einmal auf Camelot?«, fragte Dulac verwirrt.
»Mehr als einmal«, antwortete Uther. »Aber das ist lange her. Ich hätte nicht gedacht, dass der Dagda noch lebt.«
Er schüttelte den Kopf. »Er muss schon damals fast hundert Jahre alt gewesen sein!«
»Ihr … kennt König Artus?«, vergewisserte sich Dulac
noch einmal. Er sah zu Gwinneth hin. Sie lächelte und das
spöttische Glitzern in ihren Augen schien noch stärker
geworden zu sein. Aber sie machte keinen Versuch, seine
Frage zu beantworten, sondern beugte sich unter den
Tisch, um Wolf mit einem Stück Fleisch zu füttern. Seit er
hereingekommen war, hatte Dulac den Hund nicht mehr
gesehen – er wuselte schwanzwedelnd um Gwinneth herum und hatte mittlerweile mehr von ihrem Fleisch gehabt
als sie selbst.
»Seit langer Zeit«, bestätigte Uther. »Ich weiß schon
selbst nicht mehr genau, wie lange.«
»Aber warum seid Ihr dann hier statt auf Camelot?«,
wunderte sich Dulac.
»Einen der Gründe hast du mir gerade selbst genannt«,
antwortete Uther lächelnd. »Dagdas Kochkünste. Als ich
das letzte Mal auf Camelot zu Gast war, hatte ich hinterher
drei Monate lang Magengrimmen.«
Das konnte Dulac verstehen. Uther hatte noch Glück gehabt, wenn er mit ein wenig Bauchschmerzen davongekommen war.
»Aber das ist nicht der einzige Grund«, fuhr Uther fort.
»Artus und ich haben uns nicht als Freunde getrennt.«
»Was ist geschehen?«, fragte Dulac. Die Frage tat ihm
schon im gleichen Moment wieder Leid, in dem er sie
ausgesprochen hatte, denn sie stand ihm nun wirklich
nicht zu, doch Uther schien ihm seine Neugier nicht zu
verübeln.
»Das spielt keine Rolle«, antwortete er lächelnd. »Wir
sind keine Feinde, wenn es das ist, was du fürchtest. Aber
es gab bei unserem letzten Zusammentreffen … sagen wir:
einen Misston. Es ist besser, wir übernachten hier und
ziehen morgen weiter. Vor allem im Moment, wo Artus
genug Sorgen hat.«
»Sorgen?«
»Mordred«, antwortete Uther.
Dulac erschrak. »Ihr wisst von ihm?«
»Er war heute Morgen auf Camelot«, bestätigte Uther.
»Auch wenn du nichts davon erzählt hast – was ich im
Übrigen zu schätzen weiß. Verschwiegenheit ist eine große Tugend.«
»Woher wisst Ihr dann davon?«, fragte Dulac.
Uther lachte. »Es ist kein Geheimnis, dass die Pikten auf
dem Weg nach Süden sind«, antwortete er. »Ich glaube,
Artus ist der Einzige, der es noch nicht wusste. Aber solange der Dagda noch auf ihn Acht gibt, muss ich mir keine Sorgen um ihn machen.«
»Nicht, wenn Mordred und sein Heer eine Einladung
zum Essen auf Burg Camelot annehmen«, bestätigte Dulac.
Uther lachte. »Das ist wohl wahr. Und ein gutes
Schlusswort, wie ich meine. Es ist spät geworden. Ich
werde mich zurückziehen.«
»Selbstverständlich, Herr.« Dulac sprang hastig auf und
Uther runzelte die Stirn.
»Was hast du vor?«
»Nun, Ihr sagtet doch, dass Ihr –«
»– mich zurückziehen werde«, unterbrach ihn Uther.
»Nicht, dass du gehen sollst.« Er wies auf Gwinneth.
»Bisher haben nur wir geredet, aber ich bin sicher, dass
Gwinneth noch tausend Fragen an dich hat. Sie bewundert
Artus, weißt du?«
»Ihr … Ihr lasst mich mit … mit Eurer Gemahlin allein?«, fragte Dulac ungläubig.
Uther lachte leise. »Du bist doch ein Ehrenmann, oder?
Und du solltest Gwinneth nicht unterschätzen. Sie ist zwar
noch jung, aber sie ist durchaus in der Lage, ihre Tugend
zu verteidigen. Unterhaltet euch ruhig noch
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