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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Autoren: Eva Almstädt
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Pia.
    »Sie hatte eine festgelegte Trainingsstrecke. Die bin ich abgegangen.«
    »Sie haben sich zu Fuß auf den Weg gemacht?«
    »Ja, ich bin gelaufen. Mit dem Auto kommt man nicht gut in den Schwarzen Brook . So heißt die Gegend. Mir war inzwischen klar, dass die Zeit drängte. Wenn sie womöglich gestürzt war und in der Kälte irgendwo draußen lag …«
    »Um wie viel Uhr sind Sie losgegangen?«, fragte Broders.
    »Mein Gott, ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Es war vielleicht halb zwölf.«
    »Und haben Sie jemandem Bescheid gesagt? Sich vielleicht Hilfe geholt?«
    »Ich wusste doch nicht, was passiert ist. Ich wollte erst mal selbst nachsehen.«
    »Also gut, Herr Dettendorf«, sagte Pia. »Sie sind also mit ihrem Hund los, um ihre Freundin zu suchen. Wie haben Sie sie gefunden?«
    »Roberta hat sie gefunden, hinter dem zweiten Sprung im Wäldchen. Kein ungefährliches Hindernis, das habe ich ihr immer wieder gesagt, aber sie hat darauf bestanden, dass sie einen Einsprung ins Wasser braucht, als Gehorsamsübung für ihr Pferd.«
    » Einsprung ins Wasser? Was ist das?«, fragte Pia.
    »Hinter dem Hindernis befindet sich ein Graben oder eine Vertiefung, die mit Wasser gefüllt ist.«
    »Wer hat das Hindernis gebaut?«
    »Ich.«
    »Also gut, welches Bild bot sich ihnen am Unfallort? Wie haben Sie Lisanne Olsen vorgefunden?«, schaltete sich Broders ein. Irgendwie wirkte er ungeduldig.
    »Sie lag … Lisanne lag hinter dem Sprung halb im Wasser.« Er schluckte. »Sie rührte sich nicht. Sie lag auf dem Bauch, und ich habe nicht gewagt, sie umzudrehen. Ich dachte, sie hat vielleicht eine Wirbelsäulenverletzung, obwohl sie eigentlich im Gelände meistens einen Rückenprotektor getragen hat … Ich habe sie angefasst, ihre Hand genommen, aber sie war eiskalt! Und ich … ich konnte keinen Puls fühlen. Verdammt, sie rührte sich nicht. Ich wusste nicht, wie ich ihr helfen sollte. Ich wollte sie wärmen, hab’ sie ein Stückchen aus dem Wasser gezogen, dann hab’ ich sie aber wieder hingelegt. Ich habe gleich danach telefoniert und Hilfe angefordert. Und dann habe ich neben ihr gesessen …« Er schüttelte den Kopf. »Roberta hat die ganze Zeit gewinselt. Absalom versuchte, auf die Beine zu kommen, aber er ist immer wieder weggeknickt. Ich hab’ gleich gesehen, dass es aus für ihn war. Seine Vorderläufe … Die Augen sind ihm vor Schmerz fast aus dem Kopf getreten …«
    »Beruhigen Sie sich erst mal, Herr Dettendorf«, sagte Broders plötzlich ungewohnt sanft. »Möchten Sie irgendwas trinken, bevor wir weitermachen?«
    »Ja, bitte«, sagte er rau. »Im Schrank in der Küche ist eine Flasche Whiskey. Ich könnte einen vertragen.«
    Broders verließ das Zimmer, um sich auf die Suche zu machen. Pia blieb mit Dettendorf in seinem ungemütlichen Büro zurück. Sie musterten sich gegenseitig. Jan Dettendorf wirkte ausgelaugt. Das kurze braune Haar stand ihm wirr vom Kopf ab. Seine Kleidung – eine alte Jeans und ein dunkel gemusterter Pullover – schienen ihm viel zu groß zu sein. Er räusperte sich unbeholfen. »Ich kann es immer noch nicht fassen«, sagte er, »dass Lisanne tot sein soll. Sie hatte noch so viele Pläne …«
    »Wissen ihre Eltern schon Bescheid?«, fragte Pia.
    »Oh Himmel, nein. Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Ihre Eltern leben nicht mehr. Sie hat nur einen Onkel, der wohnt in Bad Oldesloe, und eine jüngere Schwester, die irgendwo im Ausland lebt. Die wissen noch gar nichts. Ich habe kurz daran gedacht, bei den Zeitungen anzurufen, für die sie gearbeitet hat. Als ob sie jetzt noch Schwierigkeiten bekommen könnte, wenn sie Termine nicht einhält. Was für ein Blödsinn!«
    Bevor Pia Gelegenheit hatte, etwas darauf zu antworten, kam Broders mit einer fast vollen Whisky-Flasche und einem Becherglas in der Hand ins Büro zurück.
    »Bitte, manchmal hilft’s«, sagte er und goss zwei Finger breit ins Glas. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Sie sahen, dass das Pferd Schmerzen hatte«, sagte Pia.
    »Ja. Ich habe auch noch unseren Tierarzt Manfred Freese angerufen und ihn gebeten, sofort zu kommen … Es hat ewig gedauert, bis der Rettungswagen kam. Sie haben nur noch Lisannes Tod feststellen können. Dann haben sie sie zugedecktund gesagt, wir müssten warten. Sie könnten keine Verstorbenen im Rettungswagen mitnehmen.«
    Pia konnte sich die verzweifelte Situation im Wald besser vorstellen, als ihr lieb war. »Was geschah dann?«, fragte sie.
    »Der Tierarzt ist gekommen und
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