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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Autoren: Eva Almstädt
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realistische Chance«, sagte Leo Körting bestimmt. Kein Wunder, sein Hotel wäre von der ortsfernen Ostvariante am stärksten betroffen, dachte Anke Loss.
    »Dann haben wir vor allem Reuter, Dettendorf und Konsorten gegen uns. Die werden sich mit allen Mitteln wehren, weil sie der Meinung sind, eine Westumgehung gefährde ihre Existenz. Die neue Straße würde deren Land durchschneiden und damit die Hauskoppeln von den Höfen abtrennen«, sagte Thorsten Maybach.
    »Ach, die bekommen einen Tunnel oder eine Brücke oder so … Aber was ist mit dem Wertverlust unserer Eigenheime? Stehen da keine Existenzen auf dem Spiel?«, fragte Heidi Senkblei in die Runde.
    Auf einmal redeten alle durcheinander.
    »Ich werde mein Hotel jedenfalls nicht kampflos aufgeben, ich werde …« Weiter kam Leo Körting nicht, denn die Türglocke schrillte.
    Thorsten Maybach ging hinaus und kam wenig später mit einer völlig verstörten Gina Arzberg-Wenning ins Wohnzimmer zurück. Anke Loss bedachte die unscheinbare Frau mit einem genervten Blick. Wollsocke nannte sie sie für sich, weil sie meistens Selbstgestricktes trug und sich die Haare mit Henna färbte. Heute klebte ihr eine feuchte rote Strähne auf der erhitzten Stirn. Thorsten zog einen Stuhl für sie heran, doch Gina Arzberg-Wenning dachte nicht daran, sich zu setzen, sondern klammerte sich zitternd an Thorsten Maybachs linken Arm.
    Die anderen Gäste schienen noch gar nichts bemerkt zu haben.
    »Wozu braucht Frank Reuter noch Hauskoppeln?«, fragte Karl Senkblei in die Runde, »der hat doch seine Milchquote verkauft, als er den Hof übernommen hat. Dettendorf ist es, um den wir uns Sorgen machen müssen, Jan Dettendorf, der mit dieser Journalisten liiert ist …«
    »Sagt mal, lebt ihr eigentlich auf dem Mond oder was?« Die Gesichtsfarbe von Gina Arzberg-Wenning näherte sich demFarbton ihrer Haare. Ihr schriller Ton sorgte dafür, dass alle anderen sie verblüfft anstarrten.
    »Wisst ihr es denn noch nicht? Dettendorfs Freundin ist tot.«
    Anke Loss schüttelte ungläubig den Kopf. »Gestern Abend war sie doch noch auf unserer Einwohnerversammlung«, sagte sie mit Nachdruck. Lisanne Olsen konnte nicht tot sein. Sie war nicht älter als sie selbst, vielleicht auch ein oder zwei Jahre jünger …
    »Und jetzt ist sie tot. Marion Burmeister hat es mir vorhin erzählt, und die weiß es von Jan Dettendorf. Lisanne Olsen ist heute Morgen mit ihrem Pferd verunglückt. Ein tödlicher Reitunfall …«
    Alle sahen sich betroffen an. Sogar Leo Körting war blass geworden. Er kippte den Rest Sekt in einem Zug hinunter und stand abrupt auf. »Scheiß Gäule. Wusste ich schon immer«, bemerkte er grob und verließ polternd den Raum.
    Anke sah ihm nach. War ihr da irgendwas entgangen?

3. Kapitel
    N ach der Besichtigung des Tatortes ließen sich Pia und Broders den Weg zu Jan Dettendorfs Haus erklären. Sie wollten ihn trotz der späten Stunde noch befragen. Er wohnte an der Hauptstraße, nur ein kleines Stück von der alles dominierenden Dorfkirche entfernt.
    Das Haus von Dettendorf, das nur durch einen schmalen Vorgarten von der Hauptstraße getrennt war, lag dunkel und verlassen im Schutz zweier mächtiger Linden, die den Vordereingang flankierten. Der Weg dorthin sah im matten Schein der Straßenbeleuchtung sauber geharkt und unbenutzt aus. Hier ging man wohl nur zur Hochzeit rein und im Sarg wieder raus? Pia hielt nach einem zweiten Eingang Ausschau.
    Hinter dem Gebäude schien sich ein gepflastertes Areal zu öffnen, an das Stallgebäude, eine kleine Reithalle und ein einzelnes Häuschen grenzten. Die Konturen verschwammen im Dunkeln. Als Pia um die hintere Ecke bog, schaltete sich die Außenbeleuchtung ein. Broders folgte ihr. Tatsächlich, hinten gab es auch eine Eingangstür. Sie klingelte, und kurze Zeit später sah sie durch eine Riffelglasscheibe, wie im Flur Licht angeschaltet wurde. Sie warf Broders einen kurzen Blick über die Schulter zu. Dettendorf war also zu Hause.
    Die Tür öffnete sich, und im Gegenlicht erkannte Pia einen hochgewachsenen Mann, der seinen späten Besuchern mit gebeugten Schultern und schief gelegtem Kopf gegenübertrat.
    »Ja, bitte?«, sagte er, und in seinem Tonfall schwang ein genervter Unterton mit. Ein großer Hund mit dunklem Fell versuchte,seinen Kopf an den Beinen seines Herrchens vorbeizuschieben. Der Mann zog ihn am Halsband zurück.
    »Sind Sie Jan Dettendorf?«, fragte Pia.
    Der Mann nickte nur.
    »Mein Name ist Pia Korittki, Mordkommission
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