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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Autoren: Eva Almstädt
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okay?«
    »Wann ist später?« Er konnte den frustrierten Unterton selbst heraushören. Sie hatten in letzter Zeit nicht mehr sehr oft miteinander geschlafen.
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Lass uns heute Abend gemeinsam irgendwo essen gehen«, schlug er vor, »mal wieder nur wir zwei …«
    »Wenn du mit mir essen willst …« Ihre nackten Füße tappten über die Holzdielen.
    »Nicht nur …« Etwas würde passieren – irgendetwas. Die Beklommenheit, die er beim Aufwachen gespürt hatte, war wieder da.
    »Da bin ich aber froh«, antwortete Lisanne. Die Zimmertür schnappte hinter ihr ins Schloss.

1. Kapitel
    O h Mist, hab’ ich geschlafen?« Pia Korittki dehnte vorsichtig ihre verspannten Halsmuskeln. Sie sah zu ihrem Kollegen Heinz Broders hinüber, der am Steuer saß.
    »Wenn ich sage: wie ein Engel , erwürgst du mich noch. Aber es sah ganz danach aus, ja …«
    »Haben wir die Ausfahrt verpasst?«
    Broders schnaubte empört. »Hey, es ist eine der nächsten. Ich habe alles im Griff. Keine Sorge.«
    Pia Korittki, Kriminaloberkommissarin bei der Lübecker Kripo, und ihr Kollege, Hauptkommissar Heinz Broders, waren auf dem Weg zu einer neuen Ermittlung. Es war kurz nach acht Uhr abends. Pia hatte bereits einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich gehabt, als der Leiter der Abteilung sie über den neuen Fall informiert hatte. Sie wischte sich verstohlen über den Mund und versuchte, wieder Luft durch die Nase zu bekommen. Seit ein paar Tagen war sie erkältet. Es fehlte nur noch, dass sie geschnarcht hatte.
    »Hey, hier ist es! Wir müssen von der Autobahn runter!«, rief sie, als sie die letzte Bake an sich vorbeihuschen sah. Broders zuckte zusammen und zog das Lenkrad des Passats mit einem Ruck nach rechts. Der Wagen schoss die Ausfahrtsspur hinunter. Pia atmete geräuschvoll aus.
    »Und wo geht es jetzt lang?«, fragte Broders, als sie auf die Landstraße stießen.
    Pia zeigte nach links. »Dort entlang.« Sie nahm sich vor, das nächste Mal wieder selbst zu fahren, egal, wie müde sie war.Schon im Lübecker Feierabendverkehr hatte Heinz Broders ruppig und unkonzentriert agiert. Irgendetwas lag ihm auf der Seele, denn besondere Eile war eigentlich nicht geboten. Sie kamen sowieso zu spät. Viel zu spät. Wie eigentlich immer, wenn die Mordkommission gerufen wurde.
    »Wir müssten gleich da sein«, sagte sie, als die Autoscheinwerfer das gelbe Ortseingangsschild erfassten: Kirchhagen . »Hier muss es gleich in den Wald gehen.«
    »Was steht auf dem Zettel? Irgendwo links?«
    »Ja, ein Stück weiter vorn.«
    Sie passierten eine wuchtige, ein wenig erhöht liegende Dorfkirche. Wenig später stieß eine dichte Hecke bis an die Straße. Genau dahinter lag die Abzweigung verborgen.
    »Soll das etwa eine richtige Straße sein?«, fragte Broders, als er in den schmalen Asphaltweg einbog, der direkt ins Dunkle führte.
    »Ein landwirtschaftlicher Nutzweg«, antwortete Pia.
    Broders schaltete das Fernlicht ein. Die Fahrbahn war verschmutzt, Lehmbrocken und Steine prasselten von unten gegen das Bodenblech. Die schmale Straße wand sich wie ein Bach in seinem Bett zwischen zwei hohen Knicks und verschwand im Nirgendwo. Pia, die ein Fax mit einem grob skizzierten Lageplan vor sich auf dem Schoß liegen hatte, knipste die Innenbeleuchtung an.
    »Hey, das blendet! Wie soll ich jetzt sehen können, ob mir ein Reh, ein Wildschwein oder ein Elch vors Auto hoppelt?«
    »Das merkst du dann schon.« Pia versuchte, die wirr aussehenden Linien auf dem Papier mit den örtlichen Gegebenheiten in Einklang zu bringen. »Wir kommen gleich über einen Fluss oder Bach oder so. Dahinter müsste die Straße einen scharfen Rechtsknick machen. Da sollen wir unseren Wagenstehen lassen und uns mit Gerlach und ein paar Leuten von der örtlichen Kripo treffen.«
    »So stellt sich Gabler das zumindest vor«, sagte Broders misstrauisch.
    Kriminalrat Horst-Egon Gabler, ihr gemeinsamer Vorgesetzter, der Leiter des Kommissariats 1 der Lübecker Bezirkskriminalinspektion, war am späten Nachmittag von der Rechtsmedizin über einen Todesfall informiert worden, der nicht, wie irrtümlich angenommen, auf einen Unfall zurückzuführen war. Und jetzt waren sie auf dem Weg zum Fundort der Leiche.
    »Hier beginnt das eingezeichnete Waldstück«, sagte Pia und deutete nach rechts auf die ersten kahlen, im Scheinwerferlicht grau aussehenden Baumstämme. Der Wald dahinter war undurchdringlich. »Guck mal! Da steht schon das erste Reh!«
    Mit reflektierenden Augen
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