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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Autoren: Eva Almstädt
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Dettendorf unterhalten müssen«, sagte Gerlach.
    Sattler zog kommentarlos die Schultern hoch.
    Pia hatte bisher nichts Ungewöhnliches in diesem Waldstück entdecken können, bis auf die Tatsache vielleicht, dass jemand mit seinem Pferd freiwillig solch hässliche Barrieren überwinden wollte, wenn man doch einfach drum herum reiten konnte.
    Einer der Kriminaltechniker winkte ihnen zu. Pia kannte ihn von früheren Fällen. Es war Schelling, dessen Meinung sie außerordentlich schätzte.
    »Kommen Sie mal mit«, sagte dieser und führte die kleine Gruppe um die Absperrung herum zu einem Baum ganz in der Nähe des Hindernisses. »Sehen Sie genau hin …« Er deutete auf eine bestimmte Stelle. »Es ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen: eine dünne Einkerbung in der Borke. Es handelt sich um einen sechs Millimeter tiefen Einschnitt, fast wie von einem Messer verursacht.«
    »Aber es war kein Messer?«, fragte Broders.
    »Wir vermuten, dass hier ein dünnes Stahlseil befestigt worden ist. Wir haben dieselbe Spur auch an dem Baum auf der anderen Seite des Hindernisses gefunden. Verbindet man die beiden Einkerbungen, erhält man eine gedachte Linie, etwa fünfzehn Zentimeter oberhalb des Hindernisses.«
    »Sie meinen, jemand hat ein dünnes Stahlseil oberhalb des Hindernisses gespannt, und das war die Ursache dafür, dass das Pferd gestürzt ist?«, fragte Pia.
    »Das ist eine Möglichkeit.«
    Pia starrte, von düsteren Bildern bedrängt, auf den Baumstamm. Die Beschädigung der Borke war mit bloßem Auge kaum zu erkennen. »Gibt es eine andere Erklärung für so ein Stahlseil als die, dass jemand einen Sturz provozieren wollte?«, fragte sie nachdenklich.
    »Keine, die einleuchtend ist.«
    »Heimtückisch und gemein«, stellte Broders mit kalter Stimme fest. »Aber war es ein Mordanschlag oder nur ein böser Scherz? Die Reiterin hätte ja genauso gut mit ein paar Prellungen davonkommen können.«
    »Wir haben ein paar Aufnahmen von den Baumstämmen gemacht«, sagte der Kriminaltechniker. »Das Stahlseil wurde zwar entfernt, aber wir werden etwas von der Rinde abschälen und mit ins Labor nehmen. Wer weiß, vielleicht können wir etwas mehr über das verwendete Material herausbekommen.«
    »Wäre schön, wenn wir wenigstens irgendetwas bekämen, mit dem wir arbeiten können«, sagte Broders. »So ein Stahlseil wird ja wohl nicht in jeder Haushaltsschublade zu finden sein.«
    »Wir sind hier auf dem Land, Broders«, sagte Gerlach und deutete mit dem Kopf in Richtung Kirchhagen. »Hier hat jeder Zweite eine voll ausgestattete Werkstatt.«
    Pia versuchte, die Tat vor ihrem inneren Auge ablaufen zu lassen. Das alles konnte nur bedeuten, dass derjenige, der das Stahlseil gespannt hatte, nach dem Sturz noch einmal hier gewesen sein musste, um es wieder zu entfernen. Und zwar während die Frau hier schwer verletzt oder sterbend am Boden gelegen hatte. Sie musste daran denken, was Gabler ihnen über die Erkenntnisse der Rechtsmedizin berichtet hatte: Die Todesursache war nicht der Sturz vom Pferd gewesen. Die Verletzung, die zu Lisanne Olsens Tod geführt hatte, wurde ihr erst danach zugefügt, als sie schon am Boden lag. Einen festen Schlag ins Genick hatte Dr. Kinneberg als Todesursache vermutet. Jemand hatte der Frau hier, mitten im Wald, an einem präparierten Hindernis aufgelauert.

2. Kapitel
    A nke Loss stand im Flur und griff gewohnheitsmäßig nach ihrem hellgrauen Anorak, der vorn an der Garderobe hing. Im Spiegel sah ihr eine schmale Gestalt mit müdem Gesicht entgegen, und sie entschied, dass ihr ein bisschen Farbe guttäte, auch wenn sie nur drei Häuser weiter zu einer kleinen Geburtstagsfeier ging. Immerhin würde er da sein. Sie nahm die orangefarbene Wildlederjacke vom Bügel und zog sie über. Hauptsache, es regnete nicht schon wieder. Dazu die neuen hochhackigen Stiefel – schon besser. Sie strich sich das volle braune Haar aus dem Gesicht und lächelte sich aufmunternd zu. Wo Daniel nur wieder blieb?
    Sie hatte ihren Mann vor einer Dreiviertelstunde das erste Mal vorsorglich an den Termin heute Abend erinnert, dann im Drei-Minuten-Takt, aber wenn er vor dem Rechner saß, hörte und sah er nichts.
    Sie hatte die Kinder allein zu Bett gebracht, das Zähneputzen kontrolliert, die Betten aufgeschüttelt, vorgelesen, Spieluhren aufgezogen, und nun endlich schienen sie zu schlafen. Sie griff nach dem Empfänger des Babyfons und steckte ihn in ihre Jackentasche.
    »Daniel, es ist nach acht!«, rief sie
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