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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Autoren: Eva Almstädt
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Hotel war klein, aber fein, in einem romantischen Fachwerkhaus, zwischen Feldern und Wiesen gelegen. Er warb mit guter Küche, Ruhe und unberührter Natur. Wenn die geplante Ortsumgehung in naher Zukunft im Osten um Kirchhagen herumführte, dann wäre es dort vorbei mit Ruhe und Beschaulichkeit. Da konnte Körting sein Hotel auch gleich dichtmachen.
    Anke war aber eigentlich nicht in die Küche gekommen, um mit ihrem Gastgeber zu reden . »Was diese Straße angeht, müssen wir jetzt zusammenhalten, das ist klar«, sagte sie leise und berührte wie zufällig seine Hüfte. Thorsten hielt in der Bewegung inne und sah zur offen stehenden Küchentür. Musik und Stimmengemurmel klangen zu ihnen herein.
    Sie ging einen Schritt näher, sodass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte. Das Gefühl, jeden Moment entdeckt zu werden, machte ihr Spaß. Thorsten griff ihr ins Haar, beugte sich zu ihr hinunter, doch ein Geräusch ließ ihn innehalten. Morgen , formten seine Lippen. Und dann lauter: »Lass uns reingehen. Nimmst du das Tablett mit den Gläsern?«
    So ein Feigling, dachte sie. Es war doch nur irgendwer an der Küchentür vorbeigegangen.»Warum machen die überhaupt so eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung, wenn die nachher angeblich sowieso keine Rolle mehr spielt?«, fragte Heidi Senkblei gerade, als Anke Loss und Thorsten Maybach wieder ins Wohnzimmer traten. Heidi Senkblei wohnte im Osten von Kirchhagen und sah sich, wie die anderen auch, vom Ergebnis der Umweltstudie benachteiligt.
    »Das gehört zu so einer Voruntersuchung einfach dazu. So sind nun mal die Vorschriften«, erwiderte Daniel. Mit anderen Menschen konnte er also Konversation machen! Sieh an, sieh an, die Umgehungsstraße interessiert ihn also auch, dachte Anke verärgert.
    »Aber warum ist die Natur hier im Osten weniger wert als die im Westen? Kann mir das mal einer erklären? Letzten Endes muss es doch um die Menschen gehen und nicht um ein paar Kröten und Vögel«, beharrte die Senkblei.
    »Bei diesen Umweltstudien geht es sowieso hauptsächlich um das sogenannte Schutzgut Mensch «, erklärte Daniel geduldig. »Sie wollen die Natur für den Menschen schützen, denn wir sind ein Teil des Ökosystems. Die Studie hat wohl gezeigt, dass sich in den Korridoren im Osten weniger Konfliktpunkte befinden als im Westen. Da gibt es das Wäldchen, Biotope, Fließgewässer …«
    »Fließgewässer!«, schnaubte nun auch Karl Senkblei. »Ich bin alle möglichen Streckenführungen zu Fuß abgegangen. Die Au ist an der Stelle, wo die eine Trasse langführen würde, nur ein schmaler Graben, da bin ich rübergehüpft!«
     
    Daniel zuckte nichtssagend mit den Schultern. Gegen die aufgewühlten Emotionen kamen sachliche Argumente sowieso nicht an. Was hatten abstrakte Begriffe wie Raumwiderstandsdichte und Konfliktpotenzial denn für ein Gewicht, wenn die Gefahrbestand, dass demnächst direkt hinter dem eigenen Gartenzaun eine stark befahrene Straße entlangführen sollte?
    »Dieser dreckige kleine Bach im Westen ist doch ein Witz«, sagte Leo Körting. »Da stehen ganz andere Interessen dahinter, wenn sie die Straße bei uns im Osten bauen wollen.« Er redete leise, aber etwas in seinem Verhalten bewirkte, dass alle ihm zuhörten. »Entscheidend ist doch, wer hier wie viel Einfluss auf die Entscheidung des Ministeriums nehmen wird, nicht wahr? Also: Die Landwirte im Westen, wie Dettendorf und Reuter, werden alles daransetzen, dass die Straße östlich um Kirchhagen verläuft, das ist doch klar. Den Anwohnern an der Hauptstraße liegt vor allem daran, dass die Umgehungsstraße überhaupt gebaut wird. Wir hier im Osten haben die schlechtesten Karten. Die ortsnahe Ostvariante ist die kürzeste und deshalb auch die wirtschaftlichste Strecke, und angeblich ist auch noch diese Raumwiderstandsdichte geringer als im westlichen Umland von Kirchhagen. Die Frage ist, wie wir trotz dieser Voraussetzungen unsere Interessen durchsetzen können.«
    »Gar nicht«, sagte Daniel. »Wenn es heißt: Geld oder Natur, dann gibt das Geld den Ausschlag, das ist doch klar. Wenn die Westumgehung und die ortsferne Ostumgehung zu teuer sind, wird die Straße ortsnah und östlich um Kirchhagen herum verlaufen.«
    »Die ortsnahe Ostvariante und die Westvariante sind in etwa gleich lang. Ich habe es auf der Karte nachgemessen«, sagte Heidi Senkblei.
    »Ja, und deshalb müssen wir uns für die Westvariante starkmachen, nicht für die ortsferne Ostumgehung. Dann haben wir eine
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