Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabeskaelte

Grabeskaelte

Titel: Grabeskaelte
Autoren: Maren Schwarz
Vom Netzwerk:
Romans Nähe aufhalten zu müssen. Sie suchte krankhaft nach jemandem, der sie beschützen konnte und dieser Jemand war Ralph. In dem Glauben, dass er ihr die von ihr ersehnte Sicherheit geben konnte, drängte sie auf eine schnelle Heirat. Doch diese Annahme erwies sich als Trugschluss. Wussten Sie, dass Ihre Tochter unter Albträumen litt?“
    Senta nickte.
    „Ihr Gewissen“, fuhr Henning fort, „hat sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Erst als sie sich entschloss, alles aufzuschreiben, fand sie so etwas wie Frieden. Aber ich will nicht vorgreifen. Lesen Sie selbst.“
    „Und ich habe versucht, ihr das Schreiben auszureden, habe gemeint es sei pure Zeitverschwendung! Wie Unrecht ich ihr getan habe! Anstatt mich zu bemühen die Beweggründe die sie dazu trieben zu verstehen, habe ich sie im Stich gelassen. Wie verlassen muss sie sich unter der drückenden Last ihres furchtbaren Geheimnisses gefühlt haben! Mein armes Kind, was hab ich dir nur angetan!“, stöhnte Senta.
    Es klopfte. Ralphs Kopf erschien in der Tür. „Darf ich reinkommen?“
    „Aber ja doch mein Junge, komm rein.“
    Auch er hatte einen bunten Frühlingsstrauß für Senta dabei. Während Henning die Blumen versorgte, setzte Ralph sich zu seiner Schwiegermutter aufs Bett. „Wie geht es dir?“, fragte er und musterte sie besorgt.
    „Dank deiner Hilfe werd ich es überleben. Das war wirklich mutig von dir.“
    Verlegen winkte Ralph ab. „Das war doch selbstverständlich. Gleich nachdem Kommissar Lüders mich auf der Arbeit anrief, habe ich mich ins Auto gesetzt, um nach dir zu suchen. Wenn schon, dann musst du ihm danken. Er war es auch, der mir den Tipp gab: Wenn Sie ihre Schwiegermutter weder bei sich zu Hause noch bei Herrn Caspari antreffen, so hat er gesagt, dann versuchen Sie es auf dem Friedhof. Nennen Sie es Intuition, aber irgendetwas sagt mir, dass Sie sie dort möglicherweise finden werden. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, fügte er noch hinzu.“
    „Du kamst genau zur rechten Zeit.“
    Nachdenklich sah Senta ihn an. „Wie fühlst du dich, nachdem du Coras Tagebuch gelesen hast?“, fragte sie besorgt.
    Ralph hielt ihrem Blick stand. „Weißt du“, sagte er „irgendwie muss ich es wohl die ganze Zeit über gespürt haben. Ich meine, dass sie mich nie wirklich geliebt hat. Ich wollte es wohl nur nicht wahrhaben. Sie wirkte so zerbrechlich. Ich hatte von Anfang an den Wunsch sie zu beschützen. Das muss sie gefühlt haben. Denn das war es ja, wonach sie suchte. Nur deshalb hat sie mich schließlich geheiratet. Diese Erkenntnis tat weh.“
    Ralph zögerte, bevor er weiter sprach. Krampfhaft suchte er nach den passenden Worten: „Da ist übrigens noch etwas, von dem ich möchte, dass du es weißt. Ich hatte ein Verhältnis. Mit meiner Sekretärin”, fügte er hinzu als Senta schwieg.
    „Ich weiß, dass das falsch war und dass ich um Cora hätte kämpfen müssen. Aber irgendwann in all den Jahren bin ich es müde geworden. Genau wie bei dir, so hatte Cora auch mir gegenüber eine unsichtbare Mauer errichtet. Ich konnte tun was ich wollte, es gelang mir nicht sie einzureißen. All die Jahre sehnte ich mich nach Geborgenheit und Liebe. Dinge, die Cora, wie ich nun weiß, mir nie geben konnte. Selbst wenn ich mit ihr zusammen war, war da immer eine gewisse Distanz die eine Vertrautheit, wie ich sie mir gewünscht hätte, unmöglich machte. Aber ich will jetzt nicht die Schuld auf Cora abwälzen, ein Großteil lag auch bei mir. Das hat mir ihr Tagebuch klargemacht. Wenn ich doch nur etwas mehr auf sie eingegangen wäre. Ich weiß nicht mehr wie oft sie mich bat, Etwas von ihr zu lesen. Sie hat es sich so sehr gewünscht. Wiedergutmachen kann ich das leider nicht mehr. Stattdessen habe ich mir etwas überlegt.“
    Henning, der die Blumen versorgt hatte, hatte Ralphs letzte Worte mitgehört. „Wie es aussieht bin ich hier überflüssig. Ich werde später noch einmal wiederkommen.“
    „Bitte bleiben Sie, Sie stören nicht“, beeilte Ralph sich, ihm zu versichern. „Offen gestanden ist es mir sogar ganz recht, dass Sie hier sind. Ich würde Ihnen nämlich gerne eine Frage stellen wollen. Was halten Sie davon, Coras Tagebücher zu veröffentlichen?“
    „Wie sind Sie denn darauf gekommen?“, fragte Henning verblüfft. Auch Senta war sprachlos. Doch nur für einen Augenblick. Dann meinte sie: „Ich habe sie zwar noch nicht gelesen, aber ich finde, das ist eine prima Idee! Ich bin mir sicher, dass das ganz in Coras Sinn wäre.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher