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Grabeskaelte

Grabeskaelte

Titel: Grabeskaelte
Autoren: Maren Schwarz
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versprochen hast?“
    „Eine Hütte am See? Ich verstehe nicht …“
    Mit wutverzerrter Miene tat Roman einen Schritt auf sie zu.
    „Glaub ja nicht, dass es dir hilft dich dumm zu stellen. Deiner Strafe entgehst du nicht. Aber für den Fall, dass du wirklich nicht mehr weißt, was damals geschehen ist, werde ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen: Es war im Sommer, kurz vor Beginn des letzten Schuljahres. Unsere Klasse fuhr für eine Woche in die Hohe Tatra. Du und ich, wir waren auch mit von der Partie. Zu der Zeit waren wir unzertrennlich. Vielleicht erinnerst du dich nun auch wieder daran, dass es dort einen herrlichen kristallklaren See gab. Er lag mitten im Wald. Eine Blockhütte, an die sich ein Holzsteg anschloss, stand davor. Wir haben ihn durch Zufall auf einem unserer Ausflüge entdeckt. Nur wir beide wussten davon, es war unser Geheimnis. Am vorletzten Abend entfernten wir uns heimlich von den anderen, um dort zu baden. Es war ein heißer Tag und wir lechzten nach Abkühlung. Ausgelassen sind wir im Wasser herumgetollt. Anschließend, nachdem wir uns abgetrocknet und wieder angezogen hatten, saßen wir eng umschlugen auf den Planken des Steges und ließen unsere Beine ins Wasser baumeln. Der Mond war groß und hell aufgegangen, du siehst, ich kann mich noch an jedes Detail erinnern, da schworen wir uns ewige Treue. Du sagtest, dass du es genießt mit mir zusammen zu sein. Gleichzeitig wünschtest du dir, dass dieser Abend nie enden möge.“
    Roman äffte ihren Tonfall nach: „Am liebsten würde ich hier mit dir bis ans Ende meiner Tage bleiben wollen. Genau das waren deine Worte. Ich habe kein einziges davon jemals vergessen. Während ich dir zärtlich übers Haar strich, dessen Duft sich mir unvergesslich eingeprägt hat, schwor ich dir, mein weiteres Leben mit dir zu verbringen. Und das war nicht nur so daher gesagt, sondern ein Versprechen. Ich bekräftigte es sogar noch, indem ich sagte: Du und ich ein Leben lang! Worauf auch du erwidertest: Du und ich ein Leben lang! Ich hielt dir meine Hand hin und du schlugst ein. Der Blick, mit dem du mich damals ansahst, ließ keinen Zweifel daran, dass du den feierlichen Ernst meiner Botschaft verstanden hattest. Ich war überzeugt davon, dass du meine Gefühle erwidern würdest. Aber schon zwei Wochen später, das neue Schuljahr hatte gerade begonnen, musste ich erkennen, dass deine Worte nur Lug und Trug waren. Dieter, der Neue, hatte dir in Nullkommanichts den Kopf verdreht. Du hast unsere Liebe verraten, es war dir egal, was aus mir wurde.“
    „Oh, mein Gott“, entfuhr es Senta, „das habe ich nicht gewusst! Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du in mich verliebt sein könntest, du hast ja noch nicht einmal versucht mich zu küssen. Ich besinne mich jetzt wieder auf jenen Abend. Aber deinen Worten irgendeine tiefere Bedeutung beizumessen, darauf wäre ich nie gekommen. Wir waren doch nur gute Freunde und an einen Treueschwur kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.“
    „Tja, du vielleicht nicht, aber ich. Und dass ich dich damals nicht geküsst habe, lag einfach daran, dass ich zu schüchtern war. Ob du mir das nun glaubst oder nicht. Aber deine süßen, verheißungsvollen Worte versprachen ja, dass es bald so sein würde, wie es unter Verliebten üblich ist. Ich wollte einfach nichts überstürzen, kostete den Augenblick aus und labte mich an deinem Versprechen.“
    „Warum hast du denn nie etwas gesagt? Dieter und du, ihr wart doch sogar Freunde.“
    „Freunde? Für dich sah das vielleicht so aus. Aber Dieter war nie mein Freund. Ich habe ihn gehasst dafür, dass er dich mir weggenommen hat. Natürlich musste ich den Schein wahren. Also biederte ich mich ihm an. Er war viel zu naiv, um zu bemerken, welches Spiel ich mit ihm trieb. Das kostete ihn letztendlich auch sein Leben. Aber genau darauf hatte ich es ja auch abgesehen.“
    Sentas Kehle fühlte sich wie ausgetrocknet an, sie schluckte. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    „Wie meinst du das? Es war doch ein Unfall, du hast doch selbst gesagt, dass es ein Unfall war …“, stieß sie keuchend hervor.
    Roman lachte. Es war ein kaltes, unbarmherziges Lachen. „Du bist genauso naiv, wie Dieter, dein Diddi, wie du ihn immer zu nennen pflegtest. Natürlich sollte es nach einem Unfall aussehen. Ich war schließlich der einzige Zeuge. Vom Baum gefallen und sich das Genick gebrochen, oh welche Tragödie!“, gab er hämisch grinsend von sich.
    „Keiner hat das jemals
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