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Grabeskaelte

Grabeskaelte

Titel: Grabeskaelte
Autoren: Maren Schwarz
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Weil Cora es sich angewöhnt hatte ihn laut zu stellen und die Tür zum Wohnzimmer offen stand, konnte ich mithören.
    Es meldete sich eine Frau, die sich als die Verlegerin Sigrun Koch vorstellte. Sie sagte, dass sie Coras Manuskript ›Um der Wahrheit willen‹ gelesen habe und es unbedingt veröffentlichen wolle. Sie rief an, um sicher zu gehen, dass Cora sich der Tragweite dessen, was sie geschrieben und somit aufgedeckt hatte, bewusst sei. Wörtlich sagte sie: ›Sie müssen damit rechnen, dass dieser Roman Caspari für seine Taten zur Verantwortung gezogen wird. Ich wollte nur, dass Sie das wissen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich so schnell wie möglich zurückrufen würden‹. Dann hinterließ sie ihre Nummer und legte auf. Ich stand da, wie vom Blitz getroffen. Was hatte das zu bedeuten? Ich wusste es nicht. Aber ich war fest entschlossen, es herauszufinden. Also ging ich nach oben, um nach besagtem Manuskript zu suchen. Schon bald hatte ich es gefunden, nicht nur eins sondern einen ganzen Stapel davon. Wenn Cora die alle verschickt hätte, wäre ich erledigt gewesen. Ich nahm mir das zuoberst Liegende und begann zu lesen. Zeit hatte ich ja. Schon bald fand ich heraus, dass Cora mein Geheimnis kannte. Sie wusste, dass ich Kirstin und Hannes getötet hatte. Detail genau beschrieb sie, was sich vor über zwanzig Jahren zugetragen hatte. Auch von ihrem Verhältnis zu mir und den Gründen für ihr jahrelanges Schweigen gab sie Auskunft. Nachdem ich mir einen groben Überblick verschafft hatte, begann ich fieberhaft darüber nachzudenken, wie ich meinen Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Ich beschloss ihren Schreibtisch durchzusehen. Dabei fiel mir ein peinlich genau geführtes Journal in die Hände, in dem verzeichnet war, welchem Verlag sie wann welches Manuskript zugesandt hatte. ›Um der Wahrheit willen‹ hatte sie bisher glücklicherweise nur dreimal abgeschickt. Einer dieser Empfänger war jene Frau, deren Stimme sich auf dem Anrufbeantworter befand. Gründlich wie Cora war, hatte sie hinter dem Arbeitstitel die jeweiligen Verlagsanschriften samt den dazugehörigen Telefonnummern vermerkt. Ich brauchte mir die Daten nur noch zu notieren. Irgendwie musste es mir gelingen die beiden bereits versandten Manuskripte zurückzurufen. Doch genauso wichtig erschien es mir zu verhindern, dass Cora weitere der auf ihrem Schreibtisch liegenden Ausdrucke in Umlauf brachte. Leider konnte ich den Stapel nicht einfach verschwinden lassen. Das hätte sie stutzig gemacht und mir womöglich noch größeren Ärger eingehandelt, als ich ihn ohnehin schon hatte. Ich musste auf der Hut sein. Vor allem aber musste ich mir möglichst schnell etwas einfallen lassen.
    Ich verließ daher den Raum, wie ich ihn vorgefunden hatte. Die Nachricht auf dem Anrufbeantworter allerdings löschte ich. Ich musste Zeit gewinnen. Zu Hause angekommen, zermarterte ich mir den Kopf, was zu tun sei. Nach einer durchwachten Nacht stand mein Plan fest. Cora musste sterben und das so schnell wie möglich. Bis dahin musste es mir gelingen, sie davon abzuhalten, weitere Manuskripte in Umlauf zu bringen. Zum Schluss würde ich mich um die Verlage kümmern.“
    „Also geht auch der Mord an den beiden Verlegern auf dein Konto?“, hakte Senta nach.
    „Was blieb mir denn anderes übrig. Diese Sigrun Koch wusste bereits zu viel. Sie stellte ein unkalkulierbares Risiko für mich dar. Ich wäre ein Narr gewesen, sie am Leben zu lassen. Also verschaffte ich mir Zugang zu den Verlagsräumen und erschlug sie. Danach habe ich die Festplatte des Computers gelöscht und alle Hinweise auf Cora, einschließlich ihres Manuskripts beseitigt.
    Genauso verfuhr ich bereits eine Woche früher, als ich mir den Inhaber des Starol-Verlages vorknöpfte. Allerdings herrschte dort ein solches Chaos, dass es unmöglich war, Coras Aufzeichnungen zu finden. Das zwang mich, meinen ursprünglichen Plan zu ändern. Nachdem ich mir Zutritt verschafft hatte, schlich ich mich von hinten an und betäubte den Mann mit Chloroform. Sein Kopf sank auf die vor ihm liegende Tastatur seines Computers. An seinen nikotingefärbten Fingern und dem überquellenden Aschenbecher ersah ich, dass er ein starker Raucher sein musste. Daher entschloss ich mich, ihm eine angezündete Zigarette in die Hand zu drücken. Nun brauchte ich nur noch ein Streichholz an einen der Aktenstapel zu halten und darauf zu warten, dass dieser Feuer fing. Ich ging davon aus, dass angesichts der Unmengen von Papier die
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