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Gottessoehne

Gottessoehne

Titel: Gottessoehne
Autoren: Tyra Reeves
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Wächters und der Schein seiner Taschenlampe, die er mit zitternder Hand umklammerte, tanzte wie wild über das Gelände.
    Lilith schmiss das schlaffe tote Herz auf den Boden, nahm den verzweifelt schluchzenden Mann ins Visier und begann mit rauer Stimme ein Lied in einer fremden Sprache zu singen. Der junge Mann, die Augen noch immer vor Entsetzen aufgerissen, fingerte an seinem Koppel bis er endlich eine Pistole in der Hand hielt. »Du, du Biest, bleib endlich stehen«, stammelte er, die Waffe auf Lilith gerichtet, die mit weichen tänzerischen Bewegungen auf ihn zu glitt. Ihr fremdartiger Gesang wurde mit jedem Schritt lauter und machtvoller. Kate konnte die Veränderung im Gesicht des verängstigten Mannes sehen. Erst wurde es fahl, dann schien es in sich zusammenzufallen. Sein Rücken beugte sich, als ob die Erde ihn zu sich hinab ziehen wollte, seine Arme wurden schlaff, die Pistole entglitt seinen Händen. Dann ging alles ganz schnell. Sein Körper alterte und siechte vor ihren Augen in Sekunden dahin. Er verwelkte regelrecht, bis nur noch eine kraftlose Hülle mit einem fast erleichterten Ächzen auf die staubige Erde fiel. Lilith reckte sich vor dem toten Körper hoch auf und ließ ihre Hand nach unten schnellen. Sofort ging der Leichnam in Flammen auf. Dann drehte sie sich um und wiederholte die Geste über den Toten, dessen nutzloses Herz, braun und matschig neben ihm lag. Flammen züngelten wie lebende Wesen erst aus seinem Gesicht, um dann ihren Weg über sein übriges totes Fleisch zu suchen. Das Feuer prasselte in einem Halbkreis um sie herum und der warme rote Schein, ließ die Schatten der beiden Dämoninnen tanzen.
    Naamah stand immer noch vor Kate und warf ihr einen verlegenen Blick zu, begann dann leise zu kichern, bis sie von einem hysterischen Lachanfall geschüttelt wurde. Mit einem Griff zog sie den widerlichen Knebel aus Kates Mund und sah ihr lachend ins Gesicht. »Na, meine Kleine, möchtest du nicht einen passenden Kommentar zu diesem schönen Schauspiel abgeben?« Kate schnappte nach Luft, der Knebel hatte jeglichen Speichel in ihrem Mund aufgesogen und ihre Zunge klebte am Gaumen.
    Oh Sam, wo bist du? Bring mich hier weg! Bitte bring mich hier ganz schnell weg, weg von diesen Monstern.
    Es rauschte in ihren Ohren und bunte Lichter tanzten vor ihren Augen. Das fehlte ihr noch, dass sie vor diesen Teufelinnen jetzt ohnmächtig würde. Kate spürte die Fesseln und die kühle Härte des Bodens nicht mehr. Sie fühlte nichts mehr, sie war wie erstarrt.
Sam, bitte hilf mir. Hol mich hier raus aus dieser Hölle!
    Das Feuer, das weitere Nahrung im umliegenden Bauschutt gefunden hatte, wütete weiter um sie herum. Ein Schatten tauchte hinter dem Feuer auf und ging geradewegs durch es hindurch. Die Flammen teilten sich, als verspürten sie Furcht, dieses Wesen zu berühren. Eine Frau von engelsgleicher Schönheit sah Kate mit gleichmütiger Gelassenheit an. Die Feuerfront schloss sich hinter ihr. »Barbelo, du hast das Beste mal wieder verpasst.« Lilith warf ihr einen abschätzigen Blick zu. Die wunderschöne Frau ging vorsichtig auf Kate zu, wobei sie vergeblich versuchte, ihr leichtes Humpeln zu überspielen. Das goldglänzende Kleid, das ihren Körper wie eine Wolke einhüllte, reflektierte das rot flackernde Licht des Feuers. Kate schob trotzig ihr Kinn vor und sah ihr ins Gesicht. Sie konnte einen Anflug von Überraschung nicht unterdrücken, als sie in Barbelos neugierigem Blick einen Hauch von Mitleid entdeckte. Allmählich begannen die Flammen des feurigen Halbkreises zu schrumpfen, um schließlich endgültig zu verlöschen. Dicker, weißlicher Qualm waberte durch die Luft, kroch über den Boden und schnitt beißend in Kates Luftröhre. Sie musste husten.
Oh, bitte lieber Gott, lass mich jetzt keinen Asthmaanfall bekommen. Die letzten Tage bin ich davon verschont geblieben, darum, bitte nicht gerade jetzt.
    »Lasst sie sofort frei!« Sams klare Stimme durchbrach die Nacht. Bevor Kate nur den Kopf in seine Richtung wenden konnte, wurde sie von Naamah an den Haaren gepackt, mit einem festen Ruck in die Höhe gerissen und zu ihrer Herrin Lilith geschleift. Kate versuchte verzweifelt, sich aus dem festen Griff zu befreien. Ihr war, als würde ihr gleich die Kopfhaut vom Schädel gerissen. Spitze Steine, feine Glasscherben, die verstreut auf der Erde lagen, bohrten sich in die ungeschützte Haut ihrer Schienbeine, die unsanft über den Boden gezogen wurden. Vor Kates Augen begannen erneut
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