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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller]
Autoren: Bastei Lübbe
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zerkratzt haben würde, dass sie das sichtbare Licht nicht mehr wirkungsvoll konzentrieren konnten, würden sie als Radioteleskope ein neues Leben beginnen. All diese in verschiedenen Gegenden der Sahara aufgestellten Reflektoren würden zu dem großartigsten astronomischen Instrument der Geschichte zusammengeschaltet werden. Zu einem gewaltigen mechanischen Ohr, das eines Tages vielleicht die Beweise für die Existenz einer außerirdischen Zivilisation finden würde.
    Die Frau zog sich das Tuch vom Gesicht. Es wies große, nur teilweise verheilte Narben auf. Deren Haut war deutlich heller als die übrige.
    Sie nahm Sand und feinen Staub in die Hand.
    Erde zu Erde, Staub zu Staub, Asche zu Asche, wie die Christen sagen, dachte die Frau. Nur Staub im Winde, nicht wahr.
    War es das alles wert gewesen?, dachte sie wieder, zum tausendsten Mal, zum millionsten Mal. War es das alles wert gewesen? Hatte es sich gelohnt, das alles zu tun?
    Aber ... was nützte es jetzt noch, danach zu fragen? Zu diesem Zeitpunkt? Was getan worden war, war getan worden, und man konnte es nicht mehr ändern. Die Vergangenheit ruhte still und unerschütterlich an ihrem Platz. Für immer und ewig. Nur das Zukünftige konnte man beeinflussen. So war das Weltall nun einmal beschaffen.
    Die Frau ließ den Sand durch die Finger rinnen. Die schweren Sandkörner fielen zu Boden, aber der feine Staub schwebte deutlich langsamer hinab.
    Erde zu Erde ...
    Ein feiner Windhauch erfasste den Staub und nahm ihn mit sich fort.
    ... Staub zu Staub ...
    Die Frau sah zu, wie der vom Wind mitgenommene Staubwirbel in der Luft vibrierte und flatterte.
    ... Asche zu Asche.
    Eine winzige helle Staubflocke wurde schnell kleiner, sodass sie vor dem blauen Himmel und dem Wüstensand nur noch schwer zu erkennen war.
    Dann war sie fort.

NACHWORT
    Die im Jahr 1955 gegründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ist möglicherweise das bisher wichtigste Friedensprojekt der Weltgeschichte. Heute ist es schwer vorstellbar, dass zum Beispiel Frankreich und Deutschland gegeneinander Krieg führen könnten. Denn die Grenze zwischen diesen Ländern kann man inmitten der Besiedlung stellenweise ohne die Hilfe offizieller Landvermesser nicht mehr finden.
    Wahrscheinlich wäre es klug, auch zwischen Europa und den islamischen Ländern, die den Kontinent wie einen Halbkreis umgeben, sowie zwischen Indien und Pakistan wirtschaftliche Strukturen zu installieren, die sich auf die Produktion von Solarstrom konzentrieren und an die der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl erinnern.
    Die politischen Prozesse allein sind meistens zu sensibel und zu anfällig für Agitation oder gewaltsame Sabotage seitens kleiner extremer Gruppen. Hinter den wirtschaftlichen Strukturen gibt es gleichsam stärkere Kräfte, denen man viel schwerer Widerstand entgegensetzen kann, zumal dann, wenn es um Dinge geht, von denen alle abhängig sind.
    Das internationale, von Annelies Schrader und deutschen Gesellschaften geleitete internationale Unternehmenskonsortium SunWind ist ein Produkt der Fantasie. Als ich aber im Juni 2009 das Manuskript von Gottes Kleiner Finger überarbeitete, begann die reale Welt, ohne um Erlaubnis zu fragen, die Geschichte des Buches nachzuahmen.
    Eine Gruppe von zwanzig deutschen Großunternehmen namens Desertec veröffentlichte nämlich Mitte Juni einen Plan mit dem Ziel, in der Sahara für 400 Milliarden Euro Sonnenkraftwerke und HVDC (High Voltage Direkt Current)-Übertragungsleitungen zu bauen, die elektrischen Strom nach Europa leiten. An dem Projekt beteiligen sich fast alle der größten deutschen börsennotierten Unternehmen wie Siemens, Deutsche Bank und die Energieunternehmen RWE und Eon. Das Vorhaben startet mit einem Pilotprojekt, aber sein langfristiges Ziel ist es, in der Sahara einen großen Teil der gesamten in Europa benötigten Energie zu produzieren. Außerdem teilte ein anderes, von Holländern geleitetes Unternehmenskonsortium im Juli 2009 mit, dass es in Kooperation mit der russischen Regierung auf der Halbinsel Kola einen 620 000-Megawatt-Windpark bauen will.
    Momentan ist es, genau genommen, noch unmöglich zu sagen, mit welcher Technik in der Zukunft Sahara-Solarstrom produziert wird. Zwischen den Unternehmen, die die neue Solarstromtechnik entwickeln, tobt ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb, dessen endgültige Sieger noch nicht feststehen.
    Ich selbst hätte noch im Juni 2008 auf die sogenannte konzentrierende Fotovoltaik (
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