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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller]
Autoren: Bastei Lübbe
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Andererseits sagen die Dänen, dass ein Mensch nicht dem Alkohol verfällt, wenn er nicht vor Sonnenaufgang anfängt, Schnaps zu trinken.«
    Lauri wurde nachdenklich.
    »Im Grunde weiß ich nicht, ob das in Lappland nicht auch schlecht funktionieren würde.«
    Katharine lachte. Lauri konnte sich nicht erinnern, in ihrer Stimme jemals so viel aufrichtige Lebensfreude gehört zu haben.
    »Und in Südfinnland?«, fragte Katharine.
    »Na, in Südfinnland ... über Südfinnland könnte man wohl sagen, dass jetzt Sommer ist, dass wir beide in Rente sind und dass Rentner das offizielle, vom Staat zugestandene Recht haben, ihr Leben zu genießen. Wenn wir wollen, können wir also von früh bis spät im Volldusel herumrennen.«
    »Also gut, du hast mich überredet«, stimmte Katharine zu.
    Lauri holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Weißwein, nahm den Korkenzieher, öffnete die Flasche und füllte zwei Gläser. Das eine gab er Katharine und hob das andere gegen die am Himmel glühende Sonne.
    »Auf den Sommer«, schlug er vor. »Der ist hierzulande ziemlich kurz. Anders als in der Sahara.«
    »Auf den Sommer«, erwiderte Katharine. »Hoffentlich ist er hier, in der Nachbarschaft des Polarkreises, noch warm genug. Ich bin nämlich nicht hierhergekommen, um zu frieren.«

EPILOG
    Ä GYPTENS W ESTLICHE W ÜSTE
    Eine alte Frau kletterte den Hang einer hohen Barchandüne hinauf. Sie trug ein schön besticktes, türkisfarbenes Gewand, und ihr Gesicht war mit einem dünnen Tuch verschleiert. Die Frau hatte ihren Jeep auf dem Weg abgestellt. Der Aufstieg fiel ihr nicht schwer, denn der Hang der Düne war mit niedrigem Gras bewachsen. Das hielt den Sand fest, sodass ihre Füße nicht darin versanken.
    Die Frau erreichte den höchsten Punkt der Düne und blieb stehen, um zu verschnaufen. Das übermannshohe Gras wogte vor ihr wie ein grünes Meer. Der Wind beugte in die Oberfläche des Grasmeers immer neue helle Streifen, die einander verfolgten und sich schnell entfernten wie die Wellen des richtigen Meeres. Inmitten des Grases standen hier und dort kleine Wäldchen wie Hunderte von dunkelgrünen Inseln. Die Frau erkannte unter den Bäumen der nächsten Inseln zumindest Akazien, Feigenbäume und Dattelpalmen. Sie wusste, dass diese Landschaft sich, ziemlich gleichbleibend, über Tausende von Kilometern weit erstreckte. Die ganze Sahara hatte sich in ein Inselgebiet verwandelt.
    Auf der Ebene gab es auch wilde Tiere. Die Frau bemerkte sofort mehrere kleine Antilopen- und Zebraherden, und etwas weiter entfernt hoben sich die langen Hälse von zwei Dutzend Giraffen als feine Linien gegen den Himmel ab. Die Frau war überzeugt, dass eines Tages auch die Elefanten zurückkehren würden.
    Zwanzig Kilometer entfernt ragte ein senkrechter Turm in fantastische Höhen auf und zerschnitt Grassteppe und Himmel in zwei Teile. Dahinter gab es fünfzehn ähnliche, aber wegen der größeren Entfernung wirkten sie schon viel niedriger und dünner. Jeden dieser Himmelsschneider umgab ein rundes, in der Sonne funkelndes Gewächshaus.
    Das oberste Drittel des nächstgelegenen Sonnenturms war voller Parabolantennen, die in verschiedene Richtungen zeigten. Es waren Tausende, als wäre der Turm dicht mit seltsamen, schüsselförmigen Pilzen bewachsen.
    Die Frau wusste, dass der Turm einen großen Teil der Fernseh-, Radio- und Mobiltelefonantennen im Umkreis von fünfhundert Kilometern ersetzte. Seine Parabolantennen übermittelten auch in diesem Augenblick gewaltige Mengen von Daten an die einzelnen Datennetzinseln von Tausenden von Dörfern und ungezählten einzelnen Bauernhäusern über Millionen kleiner, aber genau auf den Turm ausgerichteter Parabolantennen.
    Jeder Turm war von einem hell glänzenden, runden Glasdach umgeben. Zwischen den Gewächshäusern gab es Reihen von dunkleren Quadraten wie ein endloses, bis zum Horizont reichendes Schachbrett. Die dunkleren Quadrate waren Solarmodule, die helleren bestanden aus fünfundzwanzig Meter breiten, schüsselartigen Reflektoren, die eine Menge von Sonnenstrahlung auf gekühlte Solarzellen konzentrierten, die viele Tausend Mal größer war als normal. Das vor ihr liegende Feld produzierte einen großen Teil der gesamten Energie, die von Afrika und Eurasien verbraucht wurde. Die in massiven Tunneln verborgenen Bündel von Gleichstromkabeln leiteten den Strom weit nach Osten, bis nach Indien und China. Wenn der Quarzsand der Wüste die Oberfläche der an Satellitenschüsseln erinnernden Reflektoren so
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