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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition)
Autoren: Nora Scholz
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könnten wir vielleicht – in den ganzen Geschichten etwas finden, was uns hilft, Maria zu finden«, sagte sie. Karl nickte. »Wahrscheinlich«, sagte er. Klara gab Karl einen Teil des Manuskriptes. Er begann zu lesen. »Ein Doktor«, sagte Karl nach einer Weile. »Sie saß nachts in ein Leintuch gewickelt auf der Badewanne eines Doktors herum!«
    » Bist du etwa eifersüchtig?« fragte Klara.
    » Unsinn«, sagte Karl. »Aber hör mal – ein Doktor? Vielleicht war das der Doktor, der bei der Baronin aufgetaucht ist, und der uns zu diesem komischen Haus gebracht hast, in dem du ohnmächtig geworden bist? Ist er nicht verschwunden gewesen, als du wieder herauskamst?«
    Klara sah Karl an. Das erste Mal seit langem sah sie Karl in die Augen.
    »Du bist ja vielleicht doch ganz klug«, sagte sie. »Aber dazu müsste man jetzt wirklich glauben, dass hier etwas überhaupt nicht mit rechten Dingen zugeht. Wieso sollte denn Maria Sergej, ich meine, den Doktor, der früher mit der Baronin in diesem grausigen Haus war, zufällig auf dieser Insel treffen! Das kann doch gar nicht sein.«
    »So komisch ist das doch nicht«, sagte Karl, »schließlich hat er dich auch zur Baronin gebracht, und das ist mindestens ein genauso großer Zufall.«
    »Stimmt«, sagte Klara.
    » Ein grausiges Haus? Was war denn an dem Haus so grausig? Und was ist da überhaupt passiert? Wieso mussten wir weglaufen?«
    » Ach nichts«, sagte Klara. »Das habe ich dir noch gar nicht erzählt. Mein Hals tut so weh.«
    Klara starrte auf das Papier. »Was ist denn?« fragte Karl. Klara schüttelte den Kopf. »Ich dachte nur gerade da – ach nichts«, sagte sie. »Die Buchstaben tanzen. Ich glaube, ich sollte ein bisschen schlafen. Mein Hals tut so weh. Und mein Kopf. Und überhaupt alles tut weh.«
    Karl strich Klara übers Haar. »Schlaf nur«, sagte er. »Hier, nimm del Toro. Aber nicht wieder beißen, hörst du, Katze«, sagte er zu der Katze und setzte sie auf Klaras Arm.
     
    Als Klara schlief, erhob sich Karl und ging nach hinten. Die kleinen, dunkelfaltigen Menschen an Bord schienen alle zu schlafen. Eine blonde Frau mit ihrer kleinen Tochter saß wach und las dem Mädchen mit gedämpfter Stimme aus einem Buch vor. Es war dämmrig. Karl schob den Vorhang beiseite und trat in den dunklen Gang, in dem sich die Flugbegleiterin an einem kleinen Kasten zu schaffen machte.
     
    »Sie schläft«, flüsterte Karl.
    »Das wird ihr gut tun«, wisperte die blonde junge Frau, an deren Brustrevers ein Schild mit ihrem Namen angebracht war. Auf dem Arm hatte sie einen großen Bluterguss.
    » Hör mal, Camilla«, sagte Karl. »Was geht hier vor? Heute Morgen ist sie aufgewacht und hatte auf einmal Haare. Und sie glaubt, del Toro habe sie gebissen.«
    » Del Toro? Gebissen? Unmöglich«, sagte Camilla.
    » Naja«, sagte Karl, »aber sie hat eine Bisswunde am Hals.«
    » Eine Bisswunde? Am Hals?« Camilla sah aus, als wäre sie erschrocken. »Ich werde mir das mal ansehen«, sagte sie.
    Sie öffnete ein Fach in der Wand des Flugzeuges und nahm einen Verbandskasten heraus.
    Sie schob sich am Karl vorbei und schlug den Vorhang zurück. Gemeinsam betraten sie den dämmrigen Passagierraum. Klara schlief.
    Vorsichtig hob Camilla Klaras Haar an und löste das Pflaster.
    »Das ist ein Schönheitspflaster«, wisperte sie. »Das darf man doch nicht auf eine Wunde kleben.«
    Dann zuckte sie zusammen. Um die tiefen, fle ischigen Abdrücke der spitzen Zähne herum war die Haut dunkelviolett gefärbt.
    » Das sieht ja schrecklich aus«, flüsterte Karl.
    Camilla öffnete ein kleines Fläschchen und tupfte mit einem Wattebausch etwas Flüssigkeit auf die Wunde. Dann nahm sie eine Pflasterrolle aus dem Verbandskasten, schnitt ein Stück davon ab und klebte es über die Wunde.
     
    Das Flugzeug fiel in ein Luftloch, und Klara schreckte auf. Del Toro flog vor Schreck in die Luft und fiel auf den Boden.
    »Karl – ich – was? Ich hab so schön geträumt«, sagte Klara. Ihre Stimme klang rau und tief. Sie fasste an ihren Hals und entdeckte das neue Pflaster. »Ich habe ihren Hals versorgt«, sagte Camilla. »Ihr Freund«, sagte sie und wies auf Karl, »Ihr Freund hat sich Sorgen um Sie gemacht.«
    Klara nickte der Flugbegleiterin zu. »Danke«, sagte sie.
    » Tut es sehr weh?« fragte Camilla. Klara schüttelte den Kopf. »Danke, es geht. Könnten Sie mir vielleicht ein Glas Wasser bringen?«
    » Selbstverständlich, kommt sofort«, sagte Camilla und warf ihren blonden Pferdeschwanz in
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