Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition)
Autoren: Nora Scholz
Vom Netzwerk:
dumpfen Rascheln auf dem Boden. Der Mann umarmte die Frau und hob sie hoch. Sie drehten sich im Kreis, wurden immer schneller und fielen schließlich beide um. Ihre Köpfe landeten auf den Rosen.
    Sie lachten sich an. Ohne das Gesicht von dem Mann abzuwenden, streckte die Frau die Hand nach ihrer Tochter aus, die daneben stand und so aussah, als wüsste sie nicht, was sie machen sollte. Sie ließ ihren Teddybären los und nahm die Hand ihrer Mu tter, die sie drückte.
    Die beiden rappelten sich hoch, der Mann hob den Teddy auf, nahm das Mädchen auf den Arm, gab ihm und dem Bären einen Kuss auf die Nase, legte den anderen Arm um die Frau und gemeinsam verließen sie das Flughafengebäude.
     
     
    »Ölsdfjäsdlfkjewoijgfsd«, sagte eine Stimme aus dem Lautsprecher.
    » Hast du was verstanden?« Klara schüttelte den Kopf. Karl wischte sich den Schweiß von Stirn und Nase. Sie saßen in einem ratternden, ruckligen Bus, der durch eine von der Sonne ganz verdorrte Landschaft flog. Der Bus war sehr voll. Auf dem Gang trieb sich eine Schar sonnenverbrannter Jungs herum, die ein Spiel spielten. Es schien so zu gehen, dass man losrannte, wenn gerade ein Schlagloch oder eine Kurve kam, und so weit rannte, bis man vom nächsten Schlagloch oder der nächsten Kurve zur Seite geschleudert wurde und gegen eine dicke alte Frau fiel, die in ein lautes Gezeter ausbrach. Dann kreischte und johlte die Mannschaft, die zu Karls und Klaras Füßen kauerte und sich am Boden oder den umliegenden Sitzen festhielt, die Frau verstummte, der aus der Bahn geschleuderte Junge zog sich an den Ärmeln der Fahrgäste zurück zu den anderen und der nächste kam an die Reihe.
    Infolgedessen war es sehr laut in dem Bus, der aber selbst auch einen gewaltigen Teil dazu beitrug, dass der Lärm nicht nur in Wellen vom Geschrei der Jungen und dem Gezeter der alten Frauen herrührte, sondern ein konstantes, dröhnendes Brummen aus dem Unterbau die ganze Fahrt über andauerte. Klara nahm den Lärm und das fröhlic he Spiel der Jungen kaum wahr. In ihrem Kopf hatte sich das glückliche Lachen der Frau vom Flughafen festgesetzt.
    » Hast du was gesagt?« schrie Karl durch den Lärm. Klara schüttelte den Kopf.
     
    Sie kamen in einer Stadt aus weißen, in der Sonne gleißenden Steinquadern an. Hohe, weiße Treppenstufen, in die grünlich vergilbte Messingschalen eingelassen waren, führten hinunter zu einem tiefblauen, in der Sonne spiegelnden Meer. Frauen mit Kopftüchern verkauften aus schwarzen Plastiksäcken, die das Gemüse und die Früchte gegen die Sonne schützen sollten, Cocosnüsse, Melonen, Gurken, Tomaten und Pfirsiche. Auf den Treppenstufen saßen zahnlose alte Männer und spielten ein Murmelspiel.
     
    Klaras Kopf dröhnte und ihr Hals schmerzte. Ein brennender Vogel stürzte flatternd aufs Meer herab, und hinter Klaras Augen begann sich etwas zu drehen. Wortlos sah sie Karl an.
    » Warte hier«, sagte sie dann und drehte sich um.
    Sie ging die Stufen zum Meer hinunter. Maria saß in einer Nische, die sie gegen den Wind schützte. Klara setzte sich neben sie, del Toro fest im Arm.
     
    »Schöne Haare«, sagte Maria.
    »Danke«, sagte Klara. »Warum hast du das gemacht?«
    »Das war ich nicht«, sagte Maria, »das warst du selbst.«
    »Ich meine nicht die Haare. Ich meine, warum hast du das gemacht?«
     
    Maria streckte die Arme nach del Toro aus. »Darf ich?« fragte sie. Klara gab ihr del Toro.
    Maria vergrub ihr Gesicht im Fell der Katze.
    »Irgendjemand musste dich doch mal verlieren lassen. Dich aufwecken. Dich ins Leben holen. Dich – ich weiß auch nicht. Außer mir gab es niemanden, der es hätte tun können. Weißt du, Gott... ich meine, er hätte vielleicht nichts getan. Und sonst hättest du doch nie aufgehört. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen. Ich meine«, sie wies mit einer Handbewegung auf das Meer hinaus, »ich wollte dir zeigen, was passiert, wenn man Gott-Poker spielt, und wenn du es in Gottes Namen weiterspielen willst, dann wollte ich dir zeigen, dass wir es auch zusammen spielen können.«
    »Und ich dachte schon«, sagte Klara, »du wolltest mich alleine lassen.«
    Maria schüttelte den Kopf. »Was für ein Unsinn, Klärchen, denk doch mal nach.«
    Klara griff an ihren Hals.
    »Und was war das für ein Unsinn mit den Glückskatzen?«
    Maria kicherte. »Ich dachte, dann würdest du en dlich verstehen. Weißt du nicht mehr? Als wir bei euch im Garten saßen und nacheinander drei Glückskatzen vorbeikamen? Ich sagte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher