Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition)
Autoren: Nora Scholz
Vom Netzwerk:
den Nacken.
    Camilla verschwand. Karl setzte sich neben Klara und verschränkte nervös die Hände ineinander.
    Klara hatte den Kopf an die Rückenlehne gelehnt.
    » Was soll das?« flüsterte sie. »Was hast du mit der Flugbegleiterin?«
    » Was soll ich denn mit der Flugbegleiterin haben«, fauchte Karl.
     
    Camilla kam zurück und goss Wasser aus einer Plastikflasche in einen Becher, den sie vor Klara hinstellte. Camilla sah Karl drohend an und strich Klara über seinen Kopf hinweg übers Haar.
    » Das wird schon wieder«, sagte sie und entfernte sich.
     
    »Wir haben del Toro verloren!« murmelte Klara plötzlich. »Wo ist sie?«
    » Verdammt«, knurrte Karl. Er beugte sich zur Seite und schaute den Gang entlang. Die Katze war nirgends zu sehen. Klara bückte sich und versuchte unter den Sitz zu sehen.
    » Keine Katze weit und breit. Ich geh mal nachsehen«, sagte Karl und stand auf.
     
    Camilla wartete, bis sie sicher war, dass Karl ihr nicht folgen würde. Dann packte sie del Toro, die sie unbemerkt mitgenommen hatte, fest am Genick und nahm mit der anderen Hand ein kleines Gerät aus dem Fach über den Sauerstoffmasken. Sie drückte einen grünen Knopf. Irgendwo in dem kleinen schwarzen Kästchen drehte sich etwas und durch einen unsichtbaren Kanal drang ein Rauschen herein.
    » Herr«, flüsterte Camilla in das gitterförmige Sprechfenster. »Hier stimmt etwas nicht.«
    Zunächst geschah nichts. Dann mischte sich ein Knacken unter die sphärischen Töne, und so laut und deutlich, dass Camilla hastig die Lautstärke herunter drehte, rief eine unbeherrschte Stimme aus dem Gerät: »Stör mich nicht, ich denke nach! Eine Verwechslung. Aber das stört keinen großen Geist.«
    » Eine Verwechslung? Nein, Herr, die Katze, sie beißt...«
    » Die Katze beißt ? Wen hat sie gebissen?«
    » Klara, Herr. Die Wunde sieht nicht gut aus.«
    Es dauerte eine Weile, dann fragte es aus dem Rauschen: »Und sie hat wahrscheinlich Haare?«
    » Wer?«, fragte Camilla erstaunt, »Die Katze? Natürlich hat sie Haare.«  
    » Unsinn, Kleines. Nicht die Katze. Klara. Sie hat plötzlich Haare, nicht wahr? Wir haben versagt. Sie ist uns entwischt. Und del Toro hat Klara nicht gebissen. Das waren die Glückskatzen.«
    » Glückskatzen? Verdammt!« rief Camilla, »Was soll ich tun?«
    Das Gerät blieb ruhig.
    »Herr«, flüsterte Camilla erneut. Nichts außer Knacken, im Rauschen der Ewigkeit. Keine Antwort. Wütend warf Camilla das Kästchen zurück in das Fach. »Typisch«, schimpfte sie. Dann sah sie del Toro an und strich ihr mit dem Finger über die Nase. »Glückskatzen? Da müssen wir aber gut auf Klara aufpassen.«
     
    Das Flugzeug setzte zur Landung an. Klara presste die Hände auf die Ohren und verzog das Gesicht. Der Druckabfall schmerzte im Kopf und die Wunde begann wieder zu pochen.
     
    Karl hatte del Toro nicht gefunden. Erst als das Flugzeug schon fast leer war und nur noch das kleine Mädchen mit seiner blonden Mutter im hinteren Teil auf dem Boden herumkroch und einen verschwundenen Teddybären suchte, während Karl und Klara im vorderen Teil auf dem Boden herumkrochen und del Toro suchten, war sie plötzlich wieder aufgetaucht. Als wäre sie nie weg gewesen, saß sie plötzlich auf dem Sitz genau über Klaras Kopf und machte ein vorwurfsvolles Geräusch.
    » Mama, hier ist er!« rief das kleine Mädchen aus dem hinteren Teil.
    » Karl, hier ist sie!« rief Klara.
    Gemeinsam verließen sie das Flugzeug und traten hinaus in die pralle Vormittagssonne. Der Zubri ngerbus war längst abgefahren und hatte die anderen Passagiere mitgenommen. Camilla war verschwunden. Zu viert, Klara mit del Toro auf dem Arm und das kleine Mädchen mit ihrem Teddybären an der Brust, gingen sie über das Rollfeld dem Flughafengebäude entgegen. Die hohen Absätze der Frau, die einen kurzen Sommerrock trug, knallten auf dem brüchigen Asphalt. Klara war zu warm angezogen. In der verfallenen Halle des Flughafens wurde die Mutter des kleinen Mädchens von einem Mann erwartet, der mit einem riesigen Strauß roter Rosen verloren an einer Säule lehnte und ins Leere starrte, bis er die Frau hinter der Absperrung ausmachte.
    Dann geschah etwas Merkwürdiges. Als der Mann die Frau erblickte, verzerrten sich seine leeren G esichtszüge zu einer Grimasse. Er stieß sich von der Säule ab. Die Frau lies die Hand ihrer Tochter los, rannte los und dem Mann entgegen. Sie prallten gegeneinander. Die Rosen flogen achtlos beiseite und landeten mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher