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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition)
Autoren: Nora Scholz
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meiner Tasche. An der Garderobe.«
    Klara holte die Tasche und nahm den Stapel he raus. Sie blätterte ihn durch, bis sie die immer noch leicht geknickten, vom Wasser faltigen Blätter fand. Sie reichte sie Karl. »Hier«, sagte sie. »Maria hat manchmal komische Ideen. Gestern sagte sie, sie wolle mich heute zur Baronin in einem Pelzmantel schicken… Hast das nicht du geschrieben?«
    Karl schüttelte den Kopf. Er nahm die Blätter aus Klaras Hand und las. Klara betastete mit dem Finger ihren Hals. Karl las lange. Dann lies er die Blätter fallen. »Genau so war es«, flüsterte er. »Wie kann sie das wissen? Ich meine – hat das Maria geschrieben?«
    Klara zuckte die Schultern.
    »Und was war dann?« fragte Karl.
    » Ich saß auf der Bank herum bis zum Abend«, sagte Klara, »dann wurde es kalt und ich ging zu Maria, weil ich nicht wusste, wo ich sonst hingehen sollte, und ich musste mit ihr reden, ich  konnte nicht fassen, wie weh es tat. Ihr habt – gewonnen. Maria. Hat gewonnen. Ihr habt mich nicht mitmachen lassen, ihr habt euch. während ich...«
    » Während du was ?« fragte Karl scharf.
    » Ich weiß nicht«, sagte Klara. »Ich kam mir vor wie jemand, der einen Sommer lang, nein, ein Leben lang, freiwillig zu Hause im Bett geblieben ist um Vorabendserien im Fernsehen zu sehen, in denen man noch nicht mal ein Statist ist, zu Hause geblieben und die Wand anzustarren, um sich in irgendwelche besseren Welten zu träumen, in Träume von vollkommenem Glück und immerwährender Liebe zu flüchten, während die anderen Kartoffelsalat und Würstchen und Bier einpacken, und damit nach draußen zum Grillen an den Fluss gehen.«
    Klara griff nach dem grünen Herz in ihrer Tasche und knüllte es in ihrer Hand zusammen.
    »Ein gottverdammter Feigling, das bin ich gewesen, weiter nichts.«
    In diesem Moment sprang del Toro auf Klaras Schoß und biss sie in die Hand. »Katze!« rief Klara empört. »Warum beißt du mich eigentlich dauernd?«
    Wir müssen gehen, schakte die Katze. Maria ist in Not.
    »Wir müssen gehen«, sagte Karl. »Wir suchen jetzt Maria. Ich will endlich wissen, was das alles soll.«
    Sie nahmen del Toro und fuhren zu Marias Wo hnung. Sie klingelten, aber alles blieb ruhig. »Sie kommt nicht«, sagte Klara. »Sie ist irgendwo anders.« Karl nickte.
    » Im Club nachsehen?« fragte er schließlich. »Ja«, sagte Klara, »im Club nachsehen.« Es war Nachmittag, und der Club öffnete gerade.
    » War schon ewig nicht mehr hier«, sagte der Joe und schüttelte den Kopf. »Hi, Klara«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Viel von dir gehört. Nur Gutes, versteht sich.«
    » Wirklich«, sagte Klara und schaute fasziniert den Joe an.
    » Einen Drink«, sagte der Joe.
    » Ja, einen Drink«, sagte Klara, bevor Karl widersprechen konnte, und warf ihr glänzendes volles Haar herum. Sie setzten sich auf die braunen Lederpolster und tranken etwas, das nach Cocos schmeckte und viel zu stark war. »Das ist gut«, flüsterte Klara. Del Toro wurde wieder unruhig. Sie entwand sich Karls Griff und strich unruhig um die Polster herum. »Komische Katze«, sagte der Joe, »sieht aus als würde sie da mehr sehen als wir.« Del Toro legte die Ohren an und zeigte ihre spitzen Zähne. Sie fauchte das Sofa an.
    Karl stand auf und nahm die Katze, die wild um sich biss, auf den Arm. »Irgendwas stimmt nicht mit dieser Katze«, sagte er, »komm, Klara, wir müssen weiter.«
    Als nächstes gingen Karl und Klara zu der Schwester, die immerzu »Oh Herr im Himmel« ruft. Sie rief es auch jetzt, als sie Klara sah, denn schließlich war Klara am helllichten Tag aus ihrem Bett gestohlen worden, und das, obwohl die Schwester strikte Anweisung hatte, auf sie aufzupassen, doch sie hatte es nicht getan, und so hatte sie nicht bemerkt, dass der Doktor auf leisen Sohlen ins Krankenhaus geschlichen kam, Klara aus Karls krampfiger Umarmung befreite und ihr nur unter gedämpftem Murren und seitwärts gerichteten Knuffen erlaubte, Karl einen Zettel aufs Kopfkissen zu legen, auf den sie schrieb, dass sie wegmüsse und dass er den Haufen Papier mitnehmen und auf jeden Fall lesen solle. Auf jeden Fall.
     
    Karl hatte nicht besonders viel davon gelesen, und so war ihm auch nicht aufgefallen, dass die Schwester sich schon die ganze Zeit ziemlich merkwürdig verhalten hatte. Die ganze Zeit hatte sie sich am Fenster zu schaffen gemacht, immer wieder hatte sie das Licht an und aus und wieder an gemacht, und manchmal hatte sie am Fenster gestanden und
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