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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition)
Autoren: Nora Scholz
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den Vorhang auf und wieder zugezogen, und wenn man dahinter eine Verschwörung hätte vermuten wollen, dann hätte es ausgesehen, als gebe sie damit jemandem, der draußen im Baum vor dem Fenster saß, ein Zeichen.
    Klara war lange Zeit in dem Bett gelegen und ha tte nichts zu tun gehabt als nachzudenken, und dabei hatte sie die Schwester beobachtet. Einmal war sie sogar im Dunkeln aufgestanden, hatte sich ans Fenster geschlichen und nach draußen in die Baumkronen gespäht, ob da jemand wäre, doch da war niemand.
    Jetzt aber rief die Schwester wieder »Oh Herr im Himmel«, und Klara packte sie an ihrer weißen Schwesternkluft und setzte sie auf einen Stuhl.
    » Sie sagen mir auf der Stelle, was hier vor sich geht«, sagte Klara mit ihrer kehligen, fremd klingenden Stimme; »Sie sagen mir auf der Stelle, wem Sie da draußen was für Zeichen gegeben haben und Sie sagen mir, wohin Maria verschwunden ist, die Frau, die am anderen Ende des Ganges lag und eine Platzwunde am Kopf hatte. Und sagen Sie nicht, dass Ihnen dazu nichts einfällt, denn das will ich nicht hören, und sagen Sie auf keinen Fall, dass ich Recht hab, denn das weiß ich selbst.«
    Die Schwester, deren Namensschild sie als Beli nda auswies, schwieg verstockt und wollte zu einer Klingel unter dem Tisch greifen, aber Klara machte einen Satz auf sie zu und hielt ihre Hand fest.
    » Da war ein Mann in einem schwarzen Mantel«, sagte eine piepsige Stimme hinter dem Vorhang zur Schwesternkammer.
    Karl und Klara fuhren herum.
    Karl ging zur Tür und riss den Vorhang beiseite. Dahinter kam ein kleines dickes Mädchen in einem Nachthemd mit rosa Fröschen darauf zum Vorschein. »Du!«, rief Karl erfreut.
    » Hallo«, piepste das Mädchen.
    » Was?« fragte Klara.
    » Da war ein Mann in einem schwarzen Mantel«, sagte das Mädchen wieder. »Und draußen im Baum sitzt er manchmal und dann sieht er aus wie ein verkohlter Vogel. Ein grauer Kater war er auch schon mal«, sagte das Mädchen. »Da hat er eine schöne weiße Katze draußen auf dem Gitter angeschrieen, und dann ist die Katze weggelaufen, und dann bist Du gekommen«, sagte das Mädchen zum Karl. Das Atmen machte ihr Mühe, und ihre Worte klangen wie ein Schluckauf.
    » Du hast die Katze genommen, die da, die Katze«, sagte sie, und zeigte auf del Toro, die vorne an Karls Brust im Pelzmantel saß und die sie jetzt erst bemerkt hatte, »und dann seid ihr zusammen weggegangen, und der Kater ist auf einmal der Mann mit dem schwarzen Mantel geworden, und dann ist er zur Schwester rein gegangen«, piepste das Mädchen. Auf ihrem Bauch wackelten aufgeregt die Frösche.
     
    Die Schwester gab Klara zu verstehen, dass sie losgelassen werden könne. Sie saß auf ihrem Stuhl und nahm aus der Packung neben sich auf dem Tisch ein feuchtes Tuch. Sie wischte sich das Gesicht ab.
    » Gehst ins Bett, Gör!« zischte sie dem Mädchen zu.
    » Nein«, sagte das Mädchen gedehnt. Sie trat über die Türschwelle und versteckte sich in Karls Pelzmantel. »Ich will nicht ins Bett. Ich kann sowieso nicht schlafen.« 
     
    Belinda machte eine Bewegung, und Klara packte sie wieder am Kragen. »Also gut«, seufzte die Schwester, nahm einen Stift und schrieb auf eines der feuchten Tücher eine Telefonnummer.
    » Da anrufen«, sagte sie zu Klara. »Nach Eleonore fragen. Die weiß, wo Maria ist. Und ich, ich kann nichts dafür.«
    » Eine schlimme Tracht Prügel hat sie gekriegt«, piepste es hinter Karls Mantel hervor, »weil sie nicht auf dich aufgepasst hat.«
    » Danke«, sagte Klara, und ließ den Kragen der Schwester los.
     
     
     
    »Fluggesellschaft Sonduch, was kann ich für Sie tun?« sagte eine sonnige Stimme aus dem Telefon.
    » Ich hätte gern Eleonore gesprochen«, sagte Klara.
    » Eleonore hat momentan keinen Dienst«, sonnte die Stimme. »Mein Name ist Florinda. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    » Florinda«, sagte Klara. »Das wird ja immer besser. Wann kommt Eleonore denn?«
    » Ihre Schicht beginnt um vier«, wellte die Stimme aus dem Hörer.
    » Herzlichen Dank«, sagte Klara. »Fluggesellschaft Sonduch, ist das richtig, sagen Sie, finde ich Sie am Flughafen?«
    » Selbstverständlich, am Flughafen, wo denn auch sonst«, flötete es aus dem Hörer.
    » Danke«, sagte Klara und hängte auf. Die Münzen ratterten durch das Telefon im Flur des Krankenhauses.
     
    »Nehmt ihr mich mit?« piepste das Mädchen. »Ich würde so gerne mitgehen, mitgehen nach draußen!.«
    » Das stimmt«, sagte Karl, »und
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