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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel
Autoren: Boyd Morrison
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EINS

    Kevin, die Kerle, die Stein getötet haben, sind hinter mir her.
    Michael Ward hob die zitternden Hände von der Tastatur. Er hatte mehrmals versucht, seinen ehemaligen Assistenten zu erreichen, aber er kannte Kevins Handynummer nicht, und bei ihm zu Hause war jedes Mal nur der Anrufbeantworter angesprungen. Eine Botschaft zu hinterlassen, kam jedoch nicht in Frage. Selbst diese E-Mail konnte in falsche Hände geraten. Er würde aufpassen müssen, was er schrieb. Aber jetzt musste er erst einmal eine rauchen. Die Schachtel in seiner Hemdtasche war leer bis auf eine. Er würde sich auf dem Weg zum Flughafen mit Zigaretten eindecken müssen.
    Mit einem tiefen Zug versuchte er, jedes Milligramm des kostbaren Nikotins in seinem Körper zu verteilen. Der Rauch füllte seine Lunge, seine Hände hörten auf zu zittern. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. Der absurde Satz, den er gerade geschrieben hatte, reizte ihn zum Lachen, aber er hatte Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren, wenn er diesem Impuls nachgab, und verzog keine Miene.
    Wieder stieg Übelkeit in ihm hoch. Die kurze Meldung von Herbert Steins Tod – man hatte ihn erschossen in einem Müllcontainer gefunden –, hatte ihn derart schockiert, als er sie in seinem Büro in den Nachrichten gehört hatte, dass er sich gleich mehrmals übergeben musste. Und jetzt war ihm wirklich nicht zumute wie jemandem, der sich innerhalb der nächsten Stunde mit zehn Millionen auf die Bahamas absetzen wollte.
    Er kontrollierte, wie sein Download voranging. Die Sicherung seiner Festplatte würde noch ein paar Minuten in Anspruch nehmen. Mit der Zigarette zwischen den Lippen tippte er weiter.
    Caroline und ich verlassen Houston. Ich glaube, wir sind an unserem Ziel in Sicherheit, aber ich brauche Deine Hilfe, damit das auch wirklich der Fall ist. NV117 war kein Fehlschlag. Du kennst die Apparaturen. Der Schlüssel zu allem anderen befindet sich in Deiner Masterarbeit. Mein Geschäft mit Clay
    »Dürfen wir eintreten, Dr. Ward?«
    Ward fuhr zusammen. Die Stimme mit der präzisen Aussprache war ihm nur allzu bekannt. Sein Herz begann zu rasen. Er drehte sich um. Zwei Männer standen in der Tür zu seinem Arbeitszimmer. David Lobec und hinter ihm Richard Bern, Claytons Leute, mit denen er den Handel zum Abschluss bringen sollte. Ihre Verabredung war eigentlich erst in zwei Stunden.
    Innerlich verfluchte er sich. Warum nur hatte er nicht einfach die Pässe geholt und war abgehauen? Er hatte Caroline extra nicht zu Hause angerufen für den Fall, dass seine Leitung angezapft war, und nun hatten sie ihn trotzdem aufgespürt.
    »Du hast fünf Minuten«, hatte er seiner Frau zugerufen, als er ins Haus platzte. »Pack zusammen, was du kannst, dann fahren wir zum Flughafen und nehmen die erste Maschine.« Sie hatte gefragt, ob er den Verstand verloren hätte. »Ich erkläre dir alles im Auto, aber wir müssen hier verdammt noch mal weg.« Er hatte sie praktisch die Stufen hinaufgeschoben. Da war bei ihr endlich der Groschen gefallen, dass er es todernst meinte.
    Jetzt hatte er keine Sekunde mehr zu verlieren. Auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg überschlugen sich seine Gedanken.
    Aus dem Augenwinkel sah er das Blinken des Cursors auf seinem Bildschirm. Sie würden die Nachricht lesen können, wenn sie vor seinem Schreibtisch standen. Er drückte eine Taste, die Nachricht verschwand, und er wandte sich seinen Besuchern zu.
    »Es tut mir leid, Mr. Lobec, aber ich habe die Klingel nicht gehört.« Ward stand auf. Seine unsichere Stimme sprach Bände. Er zog noch einmal an seiner Zigarette.
    Lobec schritt lächelnd auf Ward zu.
    »Ekelhafte Angewohnheit.«
    Er zog dem Professor die Zigarette aus dem Mund und drückte sie in einem fleckigen Messingaschenbecher aus. »So, das ist besser. Jetzt können wir atmen, während wir uns unterhalten.«
    Er setzte sich in einen der Ledersessel. Bern blieb hinter ihm stehen.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz«, forderte er Ward auf.
    »Sie sind früh dran«, begann der Professor und setzte sich. »Ich habe nicht vor halb sieben mit Ihnen gerechnet.«
    Die Uhr auf dem Kaminsims zeigte kurz vor halb fünf.
    »Natürlich nicht. Bis dahin wollten Sie längst über alle Berge sein. Es freut mich, dass mir die Überraschung gelungen ist.«
    Groß war Lobec nicht, er maß nur knapp einen Meter achtzig, aber seine ruhige Selbstsicherheit war beeindruckend. Sein dichtes tiefschwarzes Haar, das er straff nach hinten
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