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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück
Autoren: A. Lee Martinez
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Entfernung weiter. »Muss ich nach Blitzen Ausschau halten?«
    »Ich glaube, so ernst ist es nicht«, sagte Phil. »So ein Typ ist mein Gott nicht.«
    »Trotzdem, Junge, du solltest ihn wahrscheinlich besser besänftigen, bevor es zu spät ist. Solche Sachen können schnell außer Kontrolle geraten. Hat sich Teri auch schon göttlichen Zorn eingefangen?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Ich wette, sie ist nicht glücklich darüber.«
    »Ich sage dir Bescheid.«
    Elliot ging an seinen Schreibtisch zurück, und Phil wählte Teris Handynummer. Sie ging nicht ran. Ihr Akku war wahrscheinlich auch leer. Er beschloss, nicht in Panik zu geraten. Dazu gab es noch keinen Grund. All die Strafen mochten nervig gewesen sein, aber nur eine Pechsträhne, ausgelöst von einem wütenden Gott des Glücks und Wohlstandes. Bis jetzt nichts Lebensbedrohliches.
    Seine Vorstellungskraft arbeitete gegen ihn. Er konnte förmlich sehen, wie sich das Rad von ihrem Auto löste und sie vor einen Sattelzug mit überhöhter Geschwindigkeit schleuderte. Oder wie sie am oberen Ende einer Treppe stolperte und fiel. Oder von einem Stromschlag des Faxgeräts getötet wurde. Oder eine Million andere grausige Möglichkeiten. Letztlich war alles Glück. Wenn es die Wahrscheinlichkeit auf einen abgesehen hatte, konnte man nicht viel dagegen tun.
    Er schob seine Sorgen beiseite und versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Dabei sah er ständig auf die Uhr. Eine Minute, nachdem sie bei der Arbeit angekommen sein musste, rief er an. Sie war noch nicht da.
    Er wartete eine Viertelstunde, dann rief er noch einmal an. Teri war immer noch nicht im Büro.
    Allmählich wurde Phil nervös.
    »Gibt’s ein Problem, Mann?«, fragte Elliot, der den Kopf über die Zwischenwand gestreckt hatte.
    »Es ist nichts.«
    »Bist du sicher? Du tippst gar nicht. Normalerweise hört sich das Geklapper deiner Tastatur wie ein Maschinengewehr an.«
    Phils Hände ruhten in seinem Schoß. »Schon in Ordnung.«
    Aber es war nicht in Ordnung. Er hätte auf Teri hören sollen, als sie Nein dazu gesagt hatte, sich einen Gott zu besorgen. Und er hätte nicht auf sie hören sollen, als sie gesagt hatte, sie habe ihre Meinung geändert. Jetzt war sie das Opfer eines zornigen Waschbär-Gottes, und alles war seine Schuld. Wenn er gar nicht erst davon angefangen hätte, wäre alles gut geblieben.
    Das Telefon klingelte. Er ging so schnell ran, dass er nicht einmal merkte, dass er es am Ohr hatte, bis er Teris Stimme hörte.
    »Phil, ist was passiert? Geht es dir gut?«
    Er sackte auf seinem Stuhl zusammen und atmete auf. »Mir geht’s gut.« Er dachte an die Marmelade- und Tintenflecken auf seinem Hemd, als er seinen nächsten Satz formulierte. Falls Teri bis jetzt noch nicht mitbekommen hatte, was vor sich ging, gab es keinen Grund, sie aufzuregen. Er konnte Lucky in Ruhe besänftigen, und sie würde es vielleicht nie erfahren.
    »Ich hab nur angerufen, um dir zu sagen, dass ich dich liebe«, sagte er.
    »M-hm. Ich liebe dich auch.«
    Schweigen herrschte in der Leitung, als Teri ihre eigene Antwort formulierte.
    »Wir wurden also gestraft, was?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, ja«, stimmte er zu.
    »Verdammt. Und mir hat der kleine Mistkerl noch leidgetan.«
    Phil zuckte zusammen. »Schatz, ich glaube, es ist keine gute Idee, unseren neuen Gott jetzt zu lästern.«
    »Tut mir leid. Ich wusste, es war keine gute Idee. Warum hast du es mir nicht ausgeredet?«
    »Warum hast du mich dazu überredet?«, erwiderte er.
    »Wir müssen das wieder in Ordnung bringen. Vielleicht könnten wir uns einfach von ihm lossagen.«
    Phil sagte: »Ich weiß nicht. Das kostet eine Menge Geld. Am Göttlichen Gerichtshof sind Anwälte nicht billig. Außerdem kostet es Zeit. Manchmal Monate.«
    Er stellte sich noch so einen Tag wie diesen vor, und dann noch einen und noch einen. Selbst wenn es ihn letztlich nicht umbrachte, freuen tat er sich nicht gerade darauf. Teri dachte dasselbe.
    »Also besänftigen wir ihn, ja?«, fragte sie. »Das dürfte nicht allzu schwierig sein. Er sagte, wir könnten ihn einfach anrufen, wenn wir bereit seien, uns zu verpflichten.«
    »Ich habe die Nummer zu Hause gelassen.«
    »Warum?«
    »Das war keine Absicht«, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Nur Pech.«
    »Ich nehme an, du wirst auch dafür Lucky die Schuld geben wollen.«
    »Das ist doch nicht schlimm«, sagte er. »Wir schaffen das. Es ist nur ein schlechter Tag. Heute Abend holst du mich ab …«
    »Ach ja,
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