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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück
Autoren: A. Lee Martinez
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er ist doch ein Glücksgott, oder? Was könnte da schlimmstenfalls passieren?«
    »Hab ich erwähnt, dass der Speicher voller toter Ratten war?«
    Teri biss sich auf die Unterlippe. »Du hast recht. Ich war nur nicht darauf vorbereitet.«
    »Er ist nicht groß«, sagte Phil, »und er wirkt wirklich nett.«
    Lucky kam mit einem kalten Hühnchenschenkel herein. Den größten Teil des Fleisches hatte er schon abgenagt und kaute jetzt auf dem Knochen herum. »Gibt’s ein Problem, Leute?«
    Phil und Teri warteten, dass der andere als Erstes etwas sagte.
    »Könnten wir mal mit diesem Scheiß aufhören?«, fragte Lucky. »Seien wir ehrlich, ja? Ich spüre einen gewissen Widerwillen von eurer Seite. Ihr habt einen himmlischen Wohltäter gesucht, keinen Mitbewohner. Und jetzt bekommt ihr Zweifel.«
    Sie nickten.
    Lucky verwandelte sich mit einem Blitz in ein riesiges Waschbärmonster, so groß wie ein Stier, mit geiferndem Maul, furchterregenden Hauern und brennend roten Augen.
    »Frevler!« Donnernd stampfte er mit dem Fuß auf. »Ihr habt euren Gott verschmäht und meinen gerechten Zorn geweckt!« Er brüllte und spie heißen Atem und göttlichen Speichel auf sie. »Rüstet euch für die Hölle der großen, mümmelnden Todesqualen und eine Ewigkeit großer und … äh … mümmelnder …« Die Brauen über Luckys lodernden Augen zogen sich zusammen.
    »Todesqualen«, ergänzte Phil furchtsam.
    Lucky nahm wieder seine Waschbärgestalt an und zwinkerte.
    »Ihr habt richtig Mumm, Kinder.«
    »Wirst du uns nicht strafen?«, fragte Phil.
    »Nein, ich hab nur Spaß gemacht. Ihr hättet eure Gesichter sehen sollen! Halb Angst, halb Verwirrung. Es war, als fürchtete ein Teil von euch um euer Leben und der andere könnte gar nicht fassen, dass ihr gleich von einem riesigen Waschbären gefressen werdet.« Er kicherte. »Herrlich!«
    Er hob den Hähnchenschenkel auf, zupfte die Teppichflusen ab und lutschte daran.
    »Keine Sorge. Ich hab nicht vor, irgendwen zu strafen, auch wenn ich durchaus das Recht dazu hätte. Aber so ein Gott bin ich nicht. Hab nie groß beiläufig gestraft. Klar hab ich zu meiner Zeit ein paar Sterbliche gestraft. Ich bin auch nicht besonders stolz darauf, aber das war eben früher so. Jeder hat es getan, und ich wollte einfach cool sein. Aber diese Art der unbarmherzigen Strafmaßnahmen ist nun für mich vorbei. Es ist gut für einen Lacher hier und da, aber ich will nicht euer Gott sein, weil ihr Angst vor mir habt. Ich will, dass wir Kumpels sind, Compadres . Zum Henker, wir sind doch praktisch eine Familie!
    Allerdings, ich werde mich euch nicht aufdrängen. Das muss ich nicht. Ihr werdet früh genug sehen, welche Vorteile es hat, wenn ich in der Nähe bin. Ihr wollt mich nicht bei euch übernachten lassen? Das ist okay. Wenn ich auch nicht umhin konnte zu bemerken, dass ihr ein sehr nettes Gästezimmer habt. Aber ich werde gehen. Keine Strafen. Kein Zorn. Vorausgesetzt ihr macht mir wenigstens ein Sandwich.«
    Teri bereitete ihrem neuen Gott eine Schinken-Fleischwurst-Opfergabe zu.
    Lucky stand neben seinem Gepäck auf der Veranda. »Extraviel Senf. Genau wie ich es mag.« Er salutierte. »Wir sehn uns, Kinder. Hoffentlich früher als später, aber das ist eure Entscheidung. Danke für das Sandwich. Wahrlich, ich bin erfreut. Und schlage vor, ihr schaut mal unter euren Sofakissen nach.«
    Ein heller Feuerball umhüllte den Gott und sein Gepäck.
    »Warte«, sagte Phil, »äh, bitte, Sir.«
    Das Licht verblasste, während Lucky eine Augenbraue hochzog.
    »Hast du eine bevorzugte Art, wie man dich … kontaktieren kann?«, fragte Phil. »Zum Beispiel ein spezielles Gebet oder eine Anrufung oder so was?«
    »Oh, klar. Hätt ich fast vergessen.« Lucky griff in seine Hosentasche und reichte ihnen eine Visitenkarte. »Unter dieser Nummer könnt ihr mich erreichen, wenn ihr bereit seid, euch zu verpflichten. Aber ruft nicht vor Mittag an.« Lächelnd setzte er seine Sonnenbrille auf. »Ich schlafe gern aus.«
    Die Lichtkugel verschluckte ihn. Damit schoss er in den Himmel hinauf und segelte in den Horizont davon.
    Phil und Teri drehten die Sofapolster um und entdeckten Tausende von Münzen. Die gesamte Oberfläche war bedeckt. Hauptsächlich Pennys, ein paar Dutzend Knöpfe und eine Handvoll Münzen aus fremden Währungen. Außerdem fanden sie eine Dublone, einen Ohrring, den Teri vor über einem Jahr verloren hatte und einen alten Schlüssel, den sie nicht mehr zuordnen konnten.
    Phil schüttelte das Glas
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