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Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Titel: Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt
Autoren: Eva Müller
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Verwalter am Institut für Tierwissenschaften, Tierzucht und Tierhaltung der Uni Bonn. In der Region ist Josef Griese bekannt, denn er ist nicht nur im Kirchenvorstand, sondern auch CDU-Fraktionsvorsitzender von Königswinter.
    Auf seinem Weg bleibt das Paar an einem kleinen Teich stehen. »Wir haben uns über den Kindergarten kennengelernt«, erinnert sich Josef Griese. »Bernadette ist vor fast neun Jahren dorthin gekommen, ich bin wenige Monate später in den Kirchenvorstand gewählt worden und hatte die Aufgabe, die Kindergärten zu verwalten.« Lange Zeit kannten sich beide nur über den Job, sie verstanden sich gut und arbeiteten zusammen. Dann trennte sich Bernadette Knecht von ihrem Mann, zog in eine eigene Wohnung und verliebte sich neu. Was nicht ungewöhnlich klingt, war für das Paar kein leichter Weg.
    »Ich habe mich immer an die Zehn Gebote gehalten«, betont Bernadette Knecht. »Mein Leben lang. Als ich vor einigen Jahren schon einmal vor der Entscheidung stand, meinen Mann zu verlassen, habe ich ein Beichtgespräch geführt und mich entschieden, bei ihm zu bleiben. Gott hat es so gewollt, habe ich mir gesagt.« Sie sei ein tiefgläubiger Mensch. Aber irgendwann sei die Ehe am Ende gewesen. »Es geht nicht immer so, wie Gott es gewollt hat. Für mich hätte es keinen anderen Weg gegeben.« Josef Griese nickt ihr zu. Nachdem Bernadette Knecht ihr Gespräch beim Pfarrer hatte, war auch Josef Griese dort. Viel möchte er zu diesem Treffen nicht sagen, nur das: Er habe danach seine Ämter in der Kirche niedergelegt. »Als ich mich von meiner ersten Frau getrennt habe, hatte ich bereits ein ähnliches Erlebnis. Auch damals hatte ich das Gefühl, in der Gemeinde ein Außenstehender zu sein. Ich habe dem Pfarrer gesagt: ›Das passiert mir nie wieder.‹«
    Damit war die Sache für Josef Griese vorbei, doch für Bernadette Knecht ging sie erst los. Denn sie sollte ihre Stelle verlieren. »Schädliche Ärgernisse müssen natürlich sofort entlassen werden«, resümiert Bernadette Knecht und erzählt, wie es war, den Brief des Pfarrers an das Bistum zu lesen. Udo Maria Schiffers selbst hat ihn ihr gegeben. »In der Zeit danach ging es mir sehr schlecht. Ich habe mein Leben reflektiert und gedacht: Was für ein Mensch bin ich? Bin ich wirklich schädlich? Für wen bin ich schädlich?« Sie macht eine Pause. »Das ist mir ganz lange hinterhergelaufen, und das wird mich ein Leben lang begleiten: ein ›schädliches Ärgernis‹ zu sein. Als solches von der Kirche betitelt zu werden.«

2.
Keine echten Katholiken
    Wenn Kirche auf Wirklichkeit trifft
    Während das Bistum Köln im Herbst 2011 beginnt, sich mit der »Personalsache Knecht« zu beschäftigen, beschließen die Eltern des Rauschendorfer Kindergartens, mehr zu tun, als nur zu diskutieren. Peer Jung, Alice Ernst und die anderen Mitstreiter lassen sich Termine beim Bürgermeister und beim Leiter des städtischen Jugendamtes geben. Außerdem laden sie alle Parteien ein, um ihnen von der Situation der Kindergartenleiterin zu berichten. Nicht ohne Grund wenden sie sich an die Politik. Immerhin ist der Kindergarten eine öffentliche Einrichtung. Darüber hinaus besuchen sie sämtliche Vereine im Ort, um so viele Unterstützer wie möglich für ihre Sache zu gewinnen. Schließlich beginnen sie, Unterschriften für den Verbleib von Bernadette Knecht in ihrem Kindergarten zu sammeln. Am Ende haben nicht nur alle aktuellen Kindergarteneltern, sondern auch die neu angemeldeten den Aufruf unterschrieben.
    Zunächst seien die Begegnungen mit der Stadtverwaltung sehr frustrierend gewesen, erinnert sich Alice Ernst im Wohnzimmer von Canina und Peer Jung. Es ist dunkel geworden draußen, die Babysitter in den umliegenden Häusern verdienen gut an diesem Abend, aber die Eltern wollen ihre Geschichte weitererzählen. »Uns wurde einfach gesagt«, berichtet Alice Ernst, »dass die Stadt keinerlei rechtliche Handhabe gegen die Kirche als Träger der Einrichtung habe. Die Stadtverwaltung könne im Grunde nur dann eingreifen, wenn das ›Kindeswohl gefährdet‹ sei.« Alles andere sei gültiges Kirchenrecht und stehe in Bernadette Knechts Arbeitsvertrag. »Der Bürgermeister hat uns zunächst nur den Rat gegeben, noch einmal mit dem Pfarrer zu sprechen«, ergänzt Peer Jung. »Vielleicht könnten wir als Eltern die Kirche überzeugen, die Entscheidung rückgängig zu machen. Natürlich haben wir uns sehr darüber gewundert, dass eine Stadt so wenig Einfluss auf ihre
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