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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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ihm das grünlich schimmernde Leuchten des Gaiaphage, seines Herrn und Meisters.
    Sie befanden sich in sechzehn Kilometern Tiefe unter der Erde. Die Hitze war gewaltig. Sie hätte ihn – wie auch der Mangel an Wasser und Sauerstoff – längst töten müssen. Andererseits war Drake in gewisser Weise ja gar nicht mehr am Leben, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn.
    Es war viel Zeit vergangen. Das war ihm bewusst. Nur wie viel? Es konnten Wochen sein. Oder Jahre. Hier unten gab es weder Tag noch Nacht.
    Hier gab es nur den ungebrochenen Argwohn seines zornigen und frustrierten Meisters. Drake spürte den nagenden Hunger des Gaiaphage, als wäre es sein eigener. Das Drängen, die Gier.
    Der Gaiaphage brauchte Nemesis.
    Bring mir Nemesis.
    Doch Nemesis – Astrids kleiner Bruder Pete – war unauffindbar.
    Drake war mit leeren Händen zurückgekehrt. Er hatte dem Gaiaphage berichtet, dass Pete tot war. Weg. Beim Angriff der Riesenkäfer hatte Astrid den Jungen einem der Monster vor die Füße geworfen. In seiner Panik hatte Pete nicht nur das Monster, sondern gleich die gesamte Art und sich selbst verschwinden lassen. Erst da war Drake das schockierende Ausmaß von Petes Kraft bewusst geworden.
    In der FAYZ war eine fünfjährige, schwer autistische Rotznase das mächtigste Wesen von allen. Und in Grenzen hielt es nur sein eigenes verkorkstes Gehirn.
    Der kleine Pete wusste nichts von seiner Macht. Er konnte nichts planen, nichts verstehen, bloß reagieren.
    Und er reagierte mit einer unglaublichen, unvorstellbaren Kraft. Wie ein Kleinkind, das den Auslöser einer Atombombe in den Fingern hielt.
    Nemesis machte dem Gaiaphage Angst. Aber aus irgendeinem Grund brauchte er ihn auch.
    »Warum, Meister?«, hatte Drake ihn einmal gefragt.
    Ich muss geboren werden.
    Für die anmaßende Frage hatte der Gaiaphage ihn mit Kopfschmerzen bestraft, die schlimmer waren als glühende Dolchstiche. Und dennoch hatte Drake die Antwort weit mehr zu schaffen gemacht.
    Ich muss geboren werden  – in diesen Worten schwang Schwäche mit. Kam eine Not zum Ausdruck, die über das bloße Verlangen hinausging und sich in purer Angst niederschlug.
    Sein Gott war nicht allmächtig. Und das konnte ja nur heißen, dass der Gaiaphage am Ende vielleicht doch noch unterlag. Und was würde dann aus ihm werden? Hatte er einem sterbenden Gott die Treue geschworen?
    Am liebsten hätte Drake mit Brittney darüber geredet. Doch das war unmöglich. Sie teilten sich einen Körper, waren aber nie gleichzeitig da. Sobald Brittney an die Oberfläche kam, verlor er das Bewusstsein – und umgekehrt.
    So ging das jetzt schon die ganze Zeit: das unablässige Drängen des Gaiaphage, Drakes eigene Ratlosigkeit und Phasen, in denen er in die Leere verbannt war.
    Drake vertrieb sich die Zeit mit sadistischen Fantasien und lustvollen Erinnerungen an Situationen, in denen er andere gefoltert hatte. Und am liebsten malte er sich bis ins kleinste Detail die Grausamkeiten aus, die er ihnen noch zufügen würde. Vor allem Astrid und Diana, aber auch der verhassten Brianna.
    Eine Schockwelle durchzuckte Drake. Sie ging vom Gaiaphage aus.
    Ich spüre …
    »Ja, Meister?«, fragte Drake die grün schimmernden Höhlenwände.
    Leg deinen Arm auf mich.
    Drake schrak zurück. Er hatte den Gaiaphage ein paarmal berührt. Angenehm war das nie. Bei körperlichem Kontakt wurde die telepathische Verbindung zwischen seinem Meister und ihm noch stärker, grausamer.
    Aber Drake brachte nicht die Kraft auf, sich zu widersetzen. Er wickelte den drei Meter langen Tentakel von seiner Hüfte und trat an einen großen Klumpen aus brodelnder grüner Masse heran, der in seiner Vorstellung die Mitte, den Kopf der Kreatur bildete. Vorsichtig legte er seinen Tentakel darauf.
    »Aaah!« Der Schmerz war so heftig, dass Drake in die Knie ging. Seine Augen weiteten sich unnatürlich, bis die Haut daneben brannte, als würde sie sich lösen.
    In seinem Kopf explodierten Bilder.
    Bilder von einem Garten.
    Von einem See mit langsam dahingleitenden Booten.
    Von einem schönen Mädchen mit schwarzem Haar und ironischem Lächeln.
    Bring sie mir!
    Drake hatte monatelang kaum ein Wort gesprochen. Seine Kehle war trocken, die Zunge fühlte sich unbeholfen an. Der Name kam als heiseres Flüstern über seine Lippen:
    »Diana.«
    Quinn hatte kein gutes Gefühl, als er sich an diesem Morgen in die Riemen legte und langsam vom Ufer entfernte, den noch dunklen Horizont im Rücken und den Blick auf die Berge
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