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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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nichts zu bedeuten hatten?
    Er wünschte sich nicht zum ersten Mal, dass Sam noch hier wäre und er ihm Bericht erstatten müsste. Am liebsten hätte er es aber Astrid erzählt. Bloß wusste niemand, wo sie steckte. Vielleicht war sie längst tot. Astrid wäre die Einzige, die sich das hier ansehen und versuchen würde, der Sache auf den Grund zu gehen.
    »Okay, zurück an die Arbeit«, sagte Quinn. »Wir sehen später noch einmal nach, ob es sich weiter verändert hat.«

Vier
    50 Stunden
    Pete Ellison hatte fünf Jahre im Inneren seines verkorksten Gehirns verbracht. Sein ganzes Leben lang. Doch damit war es jetzt vorbei.
    Er hatte seinen sterbenden, von Krankheit und Fieber verwüsteten Körper zerstört.
    Puff.
    Weg damit.
    Er hatte sich aus diesem Gehirn befreit, das Farben zum Kreischen brachte und jedes Geräusch in dröhnende Beckenschläge verwandelte. Und war jetzt … wo eigentlich? Er wusste kein Wort dafür.
    Er schwebte dahin. An einem herrlich stillen Ort. Keine lauten Geräusche mehr. Keine grellen Farben. Keine überreizten Empfindungen. Nichts, was ihn überforderte. Keine blonde Schwester mit schrillen gelben Haaren und stechenden blauen Augen.
    Nur die Dunkelheit war noch da.
    Immer noch auf der Suche nach ihm.
    Immer noch flüsternd: Komm zu mir.
    Seit der Terror in seinem Kopf verstummt war, konnte Pete die Dunkelheit viel deutlicher sehen. Sie bildete einen schimmernden Klumpen auf dem Grund eines riesigen Balls.
    Das war sein Ball.
    Als ihm das bewusst wurde, war er erst einmal verblüfft. Aber jetzt erinnerte er sich: an den Lärm, die schreienden Menschen, seinen in Panik geratenen Vater und wie das alles wie glühend heiße Lava in seinen Schädel geflossen war.
    Obwohl er zu dem Zeitpunkt nichts begriffen hatte, hatte er deutlich gesehen, was die Panik ausgelöst hatte: eine grüne Ranke, die sich nach den langen leuchtenden Stäben ausstreckte, sie berührte und voller Gier streichelte. Und dann war der Arm der Dunkelheit in Köpfe eingedrungen – in die schwachen, manipulierbaren – und hatte von ihnen verlangt, dass sie ihn mit der Energie dieser Stäbe fütterten.
    Das hätte alle möglichen Arten von Licht freigesetzt, und bis auf die Dunkelheit wären alle verbrannt.
    Kernschmelze. Das war das Wort dafür.
    Sie hatte bereits eingesetzt, und zu dem Zeitpunkt, als Petes Vater außer sich herumrannte und Pete stöhnend hin und her schaukelte, war es bereits zu spät gewesen, um sie noch aufzuhalten.
    Zu spät, um die Kernreaktion und die Schmelze zu stoppen. Mit normalen Mitteln.
    Daher hatte Pete den Ball geschaffen.
    Hatte er gewusst, was er tat? Nein. Wenn er sich jetzt daran erinnerte, kam es ihm vor wie ein Wunder. Er war einem Impuls gefolgt, hatte in Panik reagiert.
    Vieles von dem, was seither passiert war, hatte er nicht gewollt.
    Petes Welt war voller Schmerz und Krankheit und Trauer. Aber war die alte Welt nicht auch so gewesen?
    Er hatte keinen Gameboy mehr. Er hatte keinen Körper mehr. Sein zerrüttetes Gehirn war weg und er balancierte auch nicht länger auf der Glaskante.
    Pete vermisste sein altes Spiel. Es war das Einzige, was ihm je gehört hatte.
    Jetzt schwebte er in einer Art Dunstschleier, einer aus Dämpfen und unzusammenhängenden Bildern und Träumen bestehenden Welt. In der es still war.
    Pete mochte die Stille. Hier sagte ihm niemand, es sei Zeit, dies oder jenes zu tun, dahin zu gehen oder sich dorthin zu beeilen.
    Keine Schwester mit schrillen gelben Haaren und stechenden blauen Augen.
    Doch mit der Zeit – und er war überzeugt, dass die Zeit verging, wenn nicht hier, dann woanders – schien sich das Bild seiner Schwester zu wandeln. Es wirkte weniger beunruhigend.
    Auch das überraschte ihn. Er konnte sich den Tag im Kraftwerk ins Gedächtnis rufen und sich die Verwirrung, die gellenden Sirenen und die Todesangst der Menschen vor Augen führen, ohne dabei selbst in Panik zu geraten. Es war immer noch zu viel, viel zu viel, aber nicht mehr so, dass er die Kontrolle über sich verlor.
    Konnte es sein, dass die Erinnerungen nicht mehr so laut waren? Oder hatte sich etwas in ihm verändert?
    Wahrscheinlich, denn sein Verstand fühlte sich anders an als früher. Außerdem hatte er das Gefühl, zum ersten Mal in seinem Leben über sich selbst nachdenken zu können. Er konnte sich fragen, wo er war und sogar wer er war.
    Eine Sache wusste er mit Sicherheit: dass ihn diese abgekoppelte Existenz langweilte. Damals war er nur dann zur Ruhe gekommen, wenn
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