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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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er sich in die Welt seines Gameboy zurückziehen konnte. Damit zu spielen, war sein einziges Vergnügen gewesen. Aber hier gab es kein Spiel. Dabei hatte er sich ein Spiel gewünscht.
    Er hatte sich auf die Suche gemacht, gehofft, so etwas wie seinen alten Gameboy zu finden. Doch außer den Avataren, die an ihm vorbeizudriften schienen, gab es hier nichts. Avatare. Symbole mit Spiralen im Inneren. Sie bildeten Gruppen oder Bündel. Ab und zu entfernten sie sich auch voneinander.
    Er ahnte, dass das ein Spiel sein konnte. Nur wie sollte er es ohne Konsole spielen? Er hatte sie viele Male beobachtet und manchmal war ihm, als sähen sie ihn an.
    Er nahm die Avatare näher in Augenschein. Innen waren sie interessant und sehr komplex. Er hatte den Eindruck, er könnte in einen von ihnen hineinfallen und dort eine ganze Welt entdecken.
    Er fragte sich, ob es eines dieser Spiele war, die man einfach mit dem Finger berührte. Es fühlte sich falsch an und gefährlich. Aber Pete langweilte sich.
    Also berührte er einen der Avatare.
    Er hieß Terrel Jones, die anderen nannten ihn jedoch alle Jonesie. Er war zwar erst sieben, aber groß für sein Alter.
    Jonesie arbeitete als Pflücker auf einem Artischockenfeld. Und das war richtig schwere Arbeit. Er musste sechs Stunden am Tag die brusthohen Pflanzenreihen abgehen, die Artischocken von ihren Stängeln schneiden und nach hinten in seinen Rucksack befördern.
    Sobald er eine Reihe rauf- und die nächste wieder runtergelaufen war, war sein Rucksack voll. Dann nahm er ihn ab und schüttete den Inhalt auf einen alten Holzwagen – ein großes morsches Ding, das auf vier abgewetzten Autoreifen aufsaß.
    Das war alles, worauf Jonesie achten musste. Nur mit einem Mal wurde er immer müder und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihm war, als ginge ihm die Luft aus.
    Als er das Ende der Reihe erreichte, war sein Rucksack nicht schwerer als sonst, trotzdem wäre er unter der Last beinahe zusammengebrochen. Beim Wagen erwartete ihn Jamilla. Sie hatte einen relativ leichten Job, war für ihre acht Jahre aber auch noch sehr klein. Sie musste die heruntergefallenen Artischocken vom Boden auflesen und dafür sorgen, dass sie ordentlich im Wagen geschichtet waren. Außerdem musste sie jede Rucksackladung aufschreiben, damit Albert wusste, wie viel sie an einem Tag geerntet hatten.
    »Pass doch auf!«, rief Jamilla ärgerlich, als ihm der Rucksack aus den Händen glitt und die Artischocken überallhin kullerten.
    Jonesie wollte etwas sagen, aber seine Stimme war weg. Einfach nicht mehr da.
    Er war den Tränen nahe und versuchte, Luft zu holen, aber es kamen keine. Stattdessen spürte er einen stechenden Schmerz – als würde jemand seine Kehle von einem Ohr zum anderen aufschlitzen.
    »Jonesie!«, schrie Jamilla, als er der Länge nach hinfiel und mit dem Gesicht nach unten liegen blieb.
    Sein Mund schnappte hilflos nach Luft. Er wollte seinen Hals berühren, doch seine Arme gehorchten ihm nicht.
    Jamilla war vom Wagen gesprungen. Jonesie sah sie über sich, ein verschwommenes, verzerrtes Bild, das sich zu entfernen schien. Ein Gesicht, den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen.
    Und hinter ihr eine Gestalt. Sie war durchsichtig, aber nicht unsichtbar. Eine riesige Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger. Der Finger ging durch seinen Körper hindurch. Er spürte ihn nicht.
    Und dann spürte er gar nichts mehr.
    Jamillas Schreie alarmierten Eduardo und Turbo auf den angrenzenden Feldern. Sie kamen aus zwei verschiedenen Richtungen herbeigeeilt.
    Jamilla bemerkte sie zuerst gar nicht. Sie stand nur wie angewurzelt da und schrie.
    Und dann wirbelte sie herum und begann zu rennen. Turbo fing sie ein und musste sie hochheben, damit sie zu rennen aufhörte.
    »Was ist passiert? Sind da Würmer?«
    Er meinte die fleischfressenden Würmer, die in den meisten Feldern hausten und mit blauen Fledermäusen und Fischresten bei Laune gehalten wurden, damit sie nicht über die Pflücker herfielen.
    Jamilla hielt jetzt still. Turbo war hier und da kam auch Eduardo. Sie waren ihre Freunde, ihre Arbeitskollegen.
    Jamilla riss sich zusammen und wollte ihnen gerade erzählen, was passiert war, da rief Eduardo: »Bäh, was ist das denn?«
    Turbo setzte sie ab. Sie verspürte keinen Drang mehr, davonzulaufen. Oder zu schreien.
    Turbo ging zu Eduardo. »Was ist das?«, fragte er. »Hat dich das so erschreckt, Jammy?«
    »Sieht aus wie ein abartiger Fisch.«
    »Groß. Und abartig«, wiederholte Turbo.
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