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Gold

Gold

Titel: Gold
Autoren: Chris Cleave
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nachgelassen. Als Sophie keine Chemo mehr erhielt und ihre Eltern keine Trainingsdiät befolgten, wurden Sophies Wangen runder, und Jacks Bauchumfang maß acht Zentimeter mehr. Mit einem zweiten Frühstück und der einen oder anderen Mitternachtsorgie hatten sie sich wieder zu einem Normalzustand zurückgegessen, jedenfalls so normal, wie eine Familie sein konnte, deren Tochter gerade in einem selbst gebastelten Prinzessin-Leia-Kostüm unter Aufsicht einer vierfachen olympischen Goldmedaillengewinnerin um sieben Uhr morgens durch das Velodrom von Manchester flitzte, während ihre Schulfreundinnen noch, erschöpft von der gestrigen Pyjamaparty, im Bett lagen.
    Jack drückte ihr Knie. »Meinst du, wir sollten sie zur Jugendmeisterschaft im Sommer anmelden?«
    Kate überlegte. »Was sagt Zoe dazu?«
    »Sie sagt, Sophie werde die anderen Mädchen so vernichtend schlagen, dass sie danach eine Therapie brauchen.«
    Kate lachte. »Sie hat sich nicht verändert.«
    Er spürte die Sorge in seiner Brust. »Aber ich weiß nicht. Ist es gut, wenn Sophie sich körperlich so hart antreibt?«
    »Sie sagt, es gehe ihr super.«
    »Das hat sie auch gesagt, als sie fast im Sterben lag. Ich meine, wie sollen wir wissen, ob wir ihr glauben können?«
    Kate umschlang Jacks Hüfte und legte den Kopf an seine Schulter.
    »Wir werden die Wahrheit auf der Bahn sehen«, sagte sie leise.
    Dann sahen beide wieder hinunter. Weit unter ihnen trieb Zoe ihre Tochter unter Kichern und Fluchen auf Renntempo. In den verblassenden Jahren, die hinter ihnen lagen, brüllten ungeheure Menschenmengen ihre Namen. Durch die Oberlichter im Kuppeldach des Velodroms fiel kühn das goldene Aprillicht.

    ENDE

Nachbemerkung des Autors
    Profi-Radfahren ist hart. Das Training ist erbarmungslos brutal, die Rennen sind verzweifelt und gefährlich. Bei meinen Recherchen zu diesem Roman habe ich selbst einige Zeit auf einem Rennrad zugebracht, um zu sehen, bis zu welchen Extremen ich mich treiben konnte, und habe dabei versucht, festzuhalten, wie es sich anfühlte. Ich bin ein eifriger, aber unzulänglicher Fahrer, und mit jedem Tritt in die Pedale wuchs mein tiefer Respekt vor den Champions. Es gibt physische und emotionale Grenzen, die sie hinter sich lassen können; ich nicht. Das sind enorm tapfere Menschen, und es ist mir wichtig, hier ein paar ihrer realen Erfolge zu nennen.
    Bei den Olympischen Spielen in Athen hat in meinem Roman Zoe Castle die Goldmedaille im Sprint und der Einzelverfolgung der Frauen gewonnen, und Jack Argall die Goldmedaille im Sprint der Männer. In Wirklichkeit ging Gold im Sprint der Frauen an Lori-Ann Muenzer aus Kanada und in der Einzelverfolgung an Sarah Ulmer aus Neuseeland; Gold im Sprint der Männer gewann Ryan Bayley aus Australien.
    Bei den Olympischen Spielen in Peking gewann in meinem Buch Zoe Castle die Goldmedaille im Sprint und der Einzelverfolgung der Frauen; in Wirklichkeit waren es Rebecca Romero aus Großbritannien in der Einzelverfolgung und Victoria Pendleton aus Großbritannien im Sprint.
    Mögen ihre Siege immer erinnert und ihre Persönlichkeiten gewürdigt werden.
    Zu der Zeit, als ich dieses Buch schrieb, lagen die Olympischen Spiele in London noch ein Jahr in der Zukunft; meine besten Wünsche haben die Athleten dort begleitet.
    Sich um kranke Kinder zu kümmern, ist die olympische Herausforderung des Elternseins. Bei meinen Recherchen durfte ich den Hämatologen Dr. Philip Ancliff einige Zeit bei seiner Arbeit am Great Ormond Street Hospital begleiten, wo schwerkranke Kinder aus aller Welt behandelt werden. Ich war dabei, als Dr. Ancliff, ein wunderbarer und mitfühlender Mensch, den Eltern einiger sehr kranker Kinder die schlimme Diagnose mitteilte. Nichts hatte mich auf die emotionale Wucht vorbereitet, mit der einen in solchen Momenten die Reaktion der Eltern trifft. Und nichts hat mich je mit mehr Hoffnung erfüllt als miterleben zu dürfen, wie diese Eltern gemeinsam mit dem großartigen Krankenhausteam anschließend ihre Kinder pflegten. Sie schienen alle in einen Zustand konzentrierter Gnade versetzt, in dem alle weltlichen Belange nebensächlich waren und nichts als Liebe übrigblieb.
    Manchmal bin ich deprimiert und entmutigt von dem Verhalten von Institutionen und Einzelpersonen dieser Welt (mich selbst eingeschlossen), und ich habe immer wieder nach etwas gesucht, zu dem ich aufsehen kann, ohne fürchten zu müssen, enttäuscht zu werden. Dieses Etwas habe ich im Great Ormond Street Hospital gefunden.
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