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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich will Cher noch ein Kind verpassen … also Beeilung, Leute! Wenn man mich mal zuschaufelt, soll der alte Chick wenigstens in einem strammen Jungen weiterleben.«
    Ein ganzes Jahr hatte es gedauert, bis aus Sally und Wolf ein Liebespaar wurde und Alice Springs somit eine wirkliche Heimat für sie. Sie waren glücklich miteinander. Jedes Wiedersehen war wie ein Fest, ihr Beisammensein wie ein Ausflug in eine andere Welt, die nur ihnen allein gehörte. Nur von Heirat sprachen sie nicht. Ein Schatten lag über diesem Wort … und dieser Schatten war die Straße.
    Sally hatte es ein einziges Mal versucht und Wolf gefragt, ob er nicht die mörderische Fahrerei aufgeben und als Fremdenführer in Alice Springs bleiben wolle. Es gäbe da Möglichkeiten bei den Travel Services. Aber Wolf hatte ihr knapp geantwortet: »Solange Chick am Steuer sitzt, bleibe ich bei ihm. Wie könnte ich Chick verlassen? Das wäre wie ein Verrat.«
    »Diese verfluchte Germanentreue!« war es Sally herausgerutscht.
    Sie bereute die Bemerkung bitterlich. An diesem Abend sprachen sie kein Wort mehr miteinander, und sie schliefen auch nicht zusammen. Es war das erste und das letzte Mal, daß zwischen ihnen das Wort Heirat gefallen war.
    An diesem Freitag hatten Chick und Wolf mit einem Lastzug von dreizehn Achsen den alten Goldgräberort Tennant Creek verlassen und nach Durchquerung des bizarren Felsengebietes von Devils Marbles im Wauchope Hotel zu Mittag gegessen. Noch knapp 360 Kilometer bis Alice Springs lagen vor ihnen, durch die Tanami-Wüste und die kahlgebrannten Crawford Ranges, vorbei am Mount Stuart und dem Mount Edward, nur noch 360 Kilometer bis zu Cher und Sally, ein Klacks gegen die 1.703 Kilometer, die sie von Darwin bis hierher zurückgelegt hatten.
    Wie immer hatten sie diese Straße verflucht, hatten sich gegenseitig versichert, daß dies die letzte Fahrt sei, daß man in Alice Springs bleiben würde, und wußten doch, daß sie diesen Teufelshighway nicht verlassen würden. Diese Straße hatte sie süchtig gemacht, und wie bei einem Koksschnupfer zeigten sie Entzugserscheinungen, wenn sie nach einer Woche Urlaub nicht wieder das breite rote Band quer durch Australien unter ihren Rädern hatten. Trotz Cher und Sally – diese verfluchte Höllenstraße ließ sie nicht mehr los.
    »Am Abend sind wir in Alice!« sagte Wolf, als er in die Fahrerkabine kletterte und Chick noch einen Kasten Wasser hinterherschob. »Ich lass' die Karre laufen wie beim Truck-Rennen. Bis Barrow Creek kann ich aufdrehen. Los, steig ein … Deine Cher badet sich schon für dich …«
    »Die ist immer frisch und bereit!« knurrte Chick und zog die Tür neben sich zu. »Los, gib Gas, du Arsch …«
    Die Fahrt über den schnurgeraden Highway mit Vollgas, ein Tempo, wo man mit zwei fünfachsigen Anhängern kaum bremsen kann, war ein Donnern durch herumwirbelnde Staubwolken. Wenn jetzt ein Känguruh über die Straße hüpfte oder sonst ein Hindernis auftauchte, gab es nur noch den Zusammenprall; eine Masse von hundert Tonnen war nicht aufzuhalten.
    Kaum vierzig Kilometer lagen von Wauchope aus hinter ihnen, als Chick sich vorbeugte und Wolf in die Seite stieß.
    »Da brennt doch was!« sagte er. »Da, rechts von uns … Verdammt, da brennt so'n Gerippe! Laß die Karre auslaufen, Wolf …«
    »Ich brems' doch nicht vor 'nem brennenden toten Baum«, rief Wolf, aber das Gas nahm er trotzdem weg. »Sag bloß, du willst raus und löschen?«
    »Haste schon mal einen Buschbrand erlebt, Junge?« Chick starrte wieder auf die lodernde Flamme, die den abgestorbenen Stamm einer Wüstenpappel einhüllte.
    »Dreimal«, sagte Wolf.
    »Na also. Eine Feuerwand … da pfeift dir der Arsch. Laß ausrollen, Kumpel …«
    Wolf Herbarth nahm das Gas völlig weg und tippte auf die Bremsen. Die hundert Tonnen reagierten widerwillig, schoben das Gespann vor sich her, von den Bremsen zog der Gestank heißen Eisens in die Fahrerkabine, aber langsam verringerte sich die Geschwindigkeit, und endlich blieb der Truckzug stehen.
    »Uff!« stöhnte Chick und riß die Tür auf. »Ich werde mir nie verzeihen, dich Verrückten angelernt zu haben.«
    »Wie kann der Lehrling anders als sein Meister werden?« Wolf sprang neben Chick auf die rote Erde, holte aus der Kabine zwei Schaumlöscher heraus und gab einen an Chick weiter. Das brennende Pappelgerippe war etwa hundert Meter hinter ihnen, so lang war ihr Bremsweg gewesen, und nun hörten sie das Knistern des Holzes und rochen den Rauch. Die
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