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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Erholung hatten und dann sofort mit dem nächsten Flugzeug der T.A.A. nach Alice Springs, ihrer ›Heimatstadt‹, zurückflogen.
    Auch Wolf Herbarth hatte die Stadt in der roten Wüste und an den verwitterten Felsen der Macdonnell Rangers lieben gelernt. Nicht, weil es eine besonders schöne Stadt war mit breiten Straßen – oder weil man dort noch heute den alten Pioniergeist der Eroberung eines Erdteils spürte. Viel mehr hatte zu Wolfs Heimatgefühl die schwarzhaarige Sally Hanson beigetragen.
    Wolf hatte sie vor vier Jahren im Federal Pacific Casino Hotel kennengelernt – durch einen dummen Zufall. Er hatte sich aus purem Spaß einer amerikanischen Touristengruppe angeschlossen, die durch Alice Springs, die alte Telegraphenstation und das Kunstzentrum geführt worden war. Sie hatten eine charmante Fremdenführerin gehabt, die mit bewundernswerter Geduld alle Sehenswürdigkeiten erklärte und ebenso geduldig die oft dummen Fragen der Touristen beantwortete. Am Abend im Casino Hotel, in dem Sally ein Zimmer bewohnte – unentgeltlich natürlich, weil sie alle Reisegruppen im Hotel unterbringen ließ und auch die gemeinsamen Abendessen organisierte – hatte Wolf sie dann gefragt:
    »Kotzt Sie das nicht an, Sally?«
    »Was?« hatte sie gefragt, und ihre großen dunklen Augen bekamen einen erstaunten Ausdruck.
    »Diese Touristen. Ich bin nun den ganzen Tag mitgezogen. Manchmal war es wie eine Szene aus einem Horrorfilm.«
    »Sie gehören nicht zu dieser Gruppe?« Ihr Blick forschte in Wolfs Gesicht. Ihre Augen verrieten Abwehr und gleichzeitig Interesse.
    »Nein. Ich habe mich dazwischengeschmuggelt. Wollte einmal erleben, wie das ist, wenn man aus Texas nach Alice Springs kommt. Siebenundvierzig Witwen und zwölf total frustrierte Männer, die in der Hitze zu schmelzen scheinen. Und diese Fragen!«
    »Die Leute bringen Geld nach Alice Springs, Mister …«
    »Wolf Herbarth.«
    »Sie sind Deutscher?«
    »So ist es.«
    »Dann sollte ich Ihnen vielleicht sagen, daß die diszipliniertesten Touristengruppen immer noch die Amerikaner sind. Mit den Deutschen ist das oft anders. Da habe ich erlebt, daß man sich beschwert, wenn man ein Pils nicht in einem Pilsglas serviert bekommt. Zustände wie bei den Kaffern, hieß es dann. Oder am Buffett sagte eine Dame, als der Koch ein neues Stück Roastbeef anschnitt: ›Geben Sie mir nicht den Anfang, den kann ein anderer essen. Ich möchte ein Stück aus der Mitte …‹ Und als sie die ersten Aboriginals sahen, rief einer: ›Darwin hat doch recht – wir stammen vom Affen ab!‹ Und alles lachte. Sie sahen das als einen grandiosen Witz an. Da ist mir ein Amerikaner lieber, der sich Shorts mit aufgedruckten Känguruhs kauft.«
    Es wurde damals vor vier Jahren noch ein schöner Abend; bis fünf Uhr morgens saßen Wolf und Sally zusammen, zuerst in der Bar, dann in Sallys Zimmer. Sie erzählten aus ihrem bisherigen Leben und fanden sich gegenseitig sympathisch. Mehr geschah nicht; um sieben Uhr flog Sally mit ihrer Touristengruppe in den Uluru-Nationalpark, zum Mount Olga und dem einmaligen Ayers Rock, dem heiligen roten Felsen der Aboriginals, der zur größten Touristenattraktion Australiens geworden war. Ohne den Ayers Rock wäre Alice Springs auch heute noch eine einsame Stadt in der roten Wüste.
    »Bis demnächst!« hatte Wolf gesagt und Sally die Hand gedrückt.
    »Ich muß übermorgen nach Adelaide zurück.«
    »Und übermorgen komme ich aus Uluru …«
    »Wir werden also aneinander vorbeifliegen.«
    »Ich winke Ihnen zu, Wolf.«
    »In fünf Tagen werde ich wieder bei Ihnen sein, Sally. Die 1.703 Kilometer von Adelaide bis Alice Springs werde ich diesmal herunterreißen, als wär's ein Weltrekord …«
    Und dann hatte er sie in einer plötzlichen Aufwallung auf die Stirn geküßt, und sie hatte ihn nicht abgewehrt. Als Sally zu ihren bei dem Bus wartenden Touristen lief, hatte sie sich noch einmal umgedreht und gerufen: »Gute Fahrt, Wolf!« Und er hatte zurückgerufen: »Sally, Sally! Verdammt, wie freu' ich mich auf dich!«
    Seitdem wohnte Wolf im Federal Pacific Casino Hotel, wenn er nach Alice Springs kam. »Warst eben immer ein feiner Pinkel«, hatte Chick dazu gesagt. »Bestes Lederzeug, bestes Essen und Saufen, Geschenke für das Sally-Mäuschen … Spar lieber deine Dollars. Du hast wohl kein Ziel, was? Junge, mit Fünfunddreißig sollte man wissen, wo's langgeht. Ich hab' nicht mehr viel Zeit. Sieh dir das an: Da kommen schon die weißen Haare! Mit Vierzig! Und
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