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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts
Autoren: P. C. Cast
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mühsam durch das Kreuzworträtsel ihrer nach Zigarettenrauch stinkenden
New York Times
arbeitete.
    Warum beschäftigte sich überhaupt jemand mit Kreuzworträtseln? Wusste diese Frau nichts Besseres mit ihrem Verstand anzufangen? Mit einem erfreuten Kichern füllte Ms Spitzer Ellbogen eine Reihe leerer Kästchen aus. Vermutlich hatte sie tatsächlich keine anderen Ambitionen.
    Nein! Keine negativen Gedanken. Sich selbst erfüllende Prophezeiungen sind mächtig. Negative Gedanken schaffen negative Energie. Hilfe, jetzt klang sie schon wie ihre Mutter. Pamela seufzte und presste die Stirn ans Fenster.
    Okay, noch mal von vorn. Sie würde sich nicht über die Frau neben sich ärgern, denn das war reine Zeitverschwendung, wie alles Beharren auf Negativität. Himmel, woher nahm sie sich überhaupt das Recht zu urteilen? Sie warf einen Blick auf das Buch auf ihrem Schoß. Schon den ganzen Flug über war es auf der gleichen Seite aufgeschlagen. Was also hatte
sie
mit ihrem Verstand angefangen? Statt Gena Showalters tolle Fortsetzung der
Herren der Unterwelt
zu lesen, hatte sie ihre Zeit mit Gedanken an ihren grässlichen Ex-Ehemann verschwendet. Das konnte sie doch besser – schließlich hatte sie lang und intensiv daran gearbeitet.
    Entschlossen richtete sie den Blick nach draußen. Die Wüste war eine bizarre Mischung aus Härte und Schönheit, und sie stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass sie diese Kombination attraktiv fand – zumindest aus ein paar hundert Metern Höhe. Es war so anders als das üppige Grün ihrer Heimat Colorado und dennoch seltsam anziehend. Als das Flugzeug sich im Landeanflug schräg in die Kurve legte und Pamela den ersten Blick auf Las Vegas erhaschte, stockte ihr der Atem. Dort, mitten in Sand und Wüste, umgeben von Canyons und roter Erde, lag eine Stadt aus Glas und Licht, durchzogen von sich dahinschlängelnden Highways, auf denen, wie sie sogar aus der Luft feststellen konnte, ein höllischer Verkehr herrschte.
    »Sieht aus wie etwas aus einem Traum«, murmelte sie vor sich hin.
    »Da haben Sie verdammt recht! Großartig, oder nicht?«, bestätigte Ms. Spitzer Ellbogen mit einer Stimme, die eindeutig zu viele Virginia Slim Menthol Extra Longs über sich hatte ergehen lassen müssen.
    Pamela unterdrückte die in ihr aufsteigende Gereiztheit. »Es ist so ungewöhnlich. Natürlich wusste ich, dass Las Vegas mitten in der Wüste gebaut worden ist, aber …«
    »Sie sind also das erste Mal in Sin City?«, unterbrach sie die Frau.
    »Ja.«
    »Ach, Mädchen! Da haben Sie was vor sich!« Pamelas Nachbarin beugte sich zu ihr und senkte ihre heisere Stimme. »Wissen Sie, was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.«
    »Hm, na ja, ich bin nicht zum Vergnügen hier. Mein Aufenthalt ist rein geschäftlich.«
    »Ein hübsches junges Ding wie Sie findet doch bestimmt genug Zeit, beides miteinander zu verbinden.« Die Frau wackelte vielsagend mit ihren aufgemalten Augenbrauen.
    Pamela spürte, wie sich ihre Kiefermuskeln verhärteten. Sie hasste es, wenn die Leute sie so gönnerhaft behandelten, nur weil sie einigermaßen hübsch war. Schließlich hatte sie sich ihren Erfolg hart erarbeitet. Und dreißig war gar nicht mehr so jung!
    »Vielleicht könnte ich das, wenn ich nicht eine eigene Firma hätte und wenn mir nichts daran liegen würde, ob meine Klienten mich weiterempfehlen oder nicht. Aber das ist mir wichtig. Deshalb habe ich auch nicht vor, hier in Vegas meine Arbeit zu vernachlässigen.«
    Nachdenklich musterte ihre Sitznachbarin Pamelas Diamant-Ohrstecker – zwei Einkaräter – und ihren einwandfrei gut geschnittenen Fendi-Hosenanzug, dessen klassische Eierschalenfarbe einen hübschen Kontrast mit dem grünlich-orange gemusterten Seidenschal bildete.
    Pamela kannte diesen leicht verwunderten Blick und hätte am liebsten laut geschrien:
Nein, ich hab mir das Outfit nicht von irgendeinem verfluchten Mann bezahlen lassen!
    »Was genau machen Sie denn, Schätzchen?«
    »Meine Firma heißt Ruby Slipper, und ich bin Innendesignerin.«
    Sofort erschien ein Lächeln auf dem faltigen Gesicht der Frau, und Pamela erkannte plötzlich, dass sie einmal sehr hübsch gewesen sein musste.
    »Ruby Slipper … das gefällt mir. Klingt echt nett. Sie machen das garantiert großartig – schon wenn man Sie anschaut, merkt man, dass Sie Klasse haben. Sieht aber nicht aus wie Vegas-Klasse. Was machen Sie denn hier?«
    »Mein neuester Klient ist ein Autor, der sich in Vegas ein Ferienhaus baut. Ich soll es
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