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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts
Autoren: P. C. Cast
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zog er eine Grimasse. Er wollte den wissenden Ausdruck ihrer scharfen Augen, die ihm mitten in die Seele zu schauen schienen, lieber vergessen.
    »Sie haben sich zu lange dem leichten Leben auf dem Olymp hingegeben. Es ist längst überfällig, dass sie sich unter die modernen Sterblichen mischen«, sagte er.
    »Aber ich bin der einzige Unsterbliche, der jemals Interesse an der modernen Welt gezeigt hat. Warum bestehst du darauf, dass sie sich in meinem Reich breitmachen?«, wandte Bacchus ein, strengte sich aber an, nicht irritiert zu klingen.
    Zeus warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Demeter und Persephone haben vor kurzem die moderne Welt der Sterblichen besucht, und wie die Erntegöttin mir mitteilte, hat sich Persephone so in ein unter dem Namen Tulsa bekanntes Königreich verliebt, dass sie mit einer Sterblichen einen Handel eingegangen ist, um regelmäßig dorthin zurückkehren zu können.«
    Bacchus holte tief Luft und gab sich alle Mühe, unter dem Blick des Donnergotts nicht nervös zu werden. »Warum öffnest du dann nicht das Portal im Königreich Tulsa?«
    Kopfschüttelnd wandte Zeus sich wieder der Betrachtung des gut gefüllten Saales zu. Seit dem Gespräch mit Demeter war er überzeugt, dass Tulsa nicht der Ort war, an dem junge Götter und Göttinnen unbemerkt kommen und gehen konnten.
    »Nein, Bacchus. Ich habe lange darüber nachgedacht, habe die moderne sterbliche Welt durchforscht und bin zu der Ansicht gelangt, dass Las Vegas mit seiner phantasievollen Nachbildung von Cäsars Palast und dem römischen Forum die richtige Umgebung ist.« Zeus lachte leise, als er sich an die Albernheiten erinnerte, die er durch das Portal erspäht hatte.
    »Aber Las Vegas ist mein Reich! Du weißt, wie viel Zeit ich darauf verwendet habe, mir Caesars Palace und das Forum zu eigen zu machen. Wenn das Portal offen ist, mischt sich das ganze Jungvolk unter den Teil der Welt, den ich mir für mich ausgesucht habe.«
    Mit funkelnden Augen fuhr Zeus zu ihm herum. »Das geht entschieden zu weit! Hast du vergessen, dass ich der uneingeschränkte Herrscher unter den Göttern bin?« Wieder grollte der Donner im Hintergrund.
    Hastig senkte Bacchus den Kopf. »Verzeih mir, Herr.«
    »Dann pass in Zukunft besser auf, was du sagst, Bacchus. Was ich gegeben habe, kann ich jederzeit wieder wegnehmen.« Mit hartem Blick starrte er den unterlegenen Gott an, dann wandte er sich wieder der Menge zu. »Schau sie dir an. Das Portal ist erst seit kurzer Zeit offen, und dennoch spüre ich bereits eine Veränderung. Sogar die Nymphen sind schon ganz aufgeregt.« Er hielt inne und runzelte die Stirn, als ihm einfiel, dass viel zu viele hübsche Halbgöttinnen und Halbgötter sich entschieden hatten, Sterne, Blumen oder Bäume zu werden, weil ihr Leben sie so furchtbar langweilte. »Überschwang … das ist es, was dem Olymp gefehlt hat. Und das, was Las Vegas uns wiedergibt.«
    »Aber, Herr«, begann Bacchus von neuem, versuchte aber, seinen wachsenden Ärger zu verbergen, indem er einen besorgten Ton anschlug. »Du weißt doch, was passiert, wenn Götter und Göttinnen sich zu sehr in das Leben der Sterblichen einmischen. Denk nur an Troja. Erinnere dich an Medea und Jason. Oder was aus Herakles und Achilles geworden ist. Bist du bereit, die Welt der modernen Sterblichen in Chaos und Herzschmerz zu stürzen?«
    »Ich muss mich nicht von Gottheiten wie dir belehren lassen.« Zeus’ Stimme blieb kontrolliert, aber die Warnung war unmissverständlich. Doch dann änderte sich seine Stimmung so rasch, wie auf ein Frühlingsgewitter die Sonne folgt, und er lächelte. »Aber auch daran habe ich bereits gedacht. Ich habe bestimmte …
Einschränkungen
vorgesehen …« – Zeus betonte das Wort genüsslich – »… und diese möchte ich heute Abend bekanntmachen. Meine Kinder werden nur liebenswerte Besucher sein, die einen wohlverdienten Ausflug ins Königreich Las Vegas genießen.« Er wandte den Kopf so weit, dass Bacchus sein strenges, majestätisches Profil sehen konnte. »Damit ist die Diskussion beendet. Mein Entschluss steht fest.«
    Nun blieb Bacchus nichts anderes übrig, als sich zu verbeugen und respektvoll vom Balkon zurückzuziehen, aber innerlich kochte er vor Wut. Wieder einmal wurden seine Wünsche einfach übergangen, weil Zeus seine Günstlinge bevorzugte. Bacchus hatte sich Vegas angeeignet. Dort wurde er verehrt. Im Forum hatte er jeden Tag die Aufmerksamkeit eines großen menschlichen Publikums. Sie jubelten
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