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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts
Autoren: P. C. Cast
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Es sah ihren Eltern mal wieder ähnlich, dass sie sie auf einen Familienurlaub mitschleppten. Hätten sie sie nicht zu Hause lassen können, bei ihren Freundinnen Janice, Rebecca und Ruth? Natürlich nicht, obwohl sie doch gerade dreizehn geworden war. Definitiv alt genug, um zwei Wochen alleine zu Hause zu bleiben. Es machte absolut keinen Sinn.
    Und so saß sie jetzt hier am Strand und sah sich vollkommen alleine den Sonnenaufgang an. Weil sonst niemand aus ihrer Familie vor zwölf aus den Federn kam. Sie war dazu verdammt, mit Menschen zusammenzuleben, die die Hälfte des Tages schliefen. Es war gerade mal der zweite Tag der zweiwöchigen Folter, die ihre Eltern als Urlaub bezeichneten. Sie überlegte, ob sie sich lieber jetzt gleich in den Ozean stürzen sollte. Aber nein, sie konnte zu gut schwimmen. Es würde ewig dauern, bis sie endlich ertrunken war.
    Kristin grub die Zehen in den weißen Sand und ließ sich die auslaufenden Wellen über die Füße spülen. Sie könnte ein Buch lesen. Noch ein Buch. Ärgerlich fuhr sie sich mit der Hand durch ihre kurzen Haare. Sie hatte sie sich schneiden lassen, kurz bevor sie losgefahren waren, und konnte sich noch nicht daran gewöhnen, wie sie sich anfühlten – oder wie sie manchmal in alle Richtungen abstanden, vor allem vorne. Sie seufzte. Sie hätte sie sich wahrscheinlich nicht ganz so kurz schneiden lassen sollen. Jetzt würde sie nie einen Freund haben. Niemals. Sie würde als alte Jungfer sterben.
    Ein Schatten versperrte ihr die Sicht auf die Sonne, und sie seufzte erneut. Das war wahrscheinlich ihr kleiner Bruder. Großartig. Sie griff sich eine Handvoll nassen Sand und wollte ihn schon damit bewerfen, als der Schatten plötzlich sprach.
    »Hey«, sagte er mit einer fremden Stimme.
    Kristin blinzelte und beschirmte sich mit einer sandigen Hand die Augen. Und fiel fast in Ohnmacht. Es war ein Junge. Ein echt süßer, großer, blonder Junge. Er war bestimmt schon sechzehn. Und er lächelte sie an.
    »Hey«, erwiderte sie so lässig wie möglich.
    »Bist du gerade aufgestanden oder warst du noch gar nicht im Bett?«, fragte er.
    »Gerade aufgestanden«, antwortete sie und versuchte, ihn nicht wie der letzte Vollidiot anzustarren. Seine Augen waren so blau wie der Ozean.
    »Ich auch«, sagte er und ließ sich neben ihr in den Sand plumpsen. »Der Morgen ist für mich die schönste Zeit des Tages.«
    »Für mich auch.« Sie lächelte.
    »Meine Familie schläft noch«, sagte er.
    »Meine auch. Die schlafen alle ewig.«
    »Ja.«
    Sie konnte kaum glauben, wie warm er war. Er saß nicht mal besonders dicht bei ihr, aber sie hätte schwören können, dass Hitzewellen von seinem Körper ausgingen. Sie hätte ihn gerne darauf angesprochen, aber sie wollte sich nicht lächerlich machen.
    »Hey, was ist das?«, fragte er unvermittelt und zeigte auf etwas direkt vor ihren Füßen. Tatsächlich konnte sie dort im Sand etwas schimmern sehen.
    Er lehnte sich vor – wobei er sie fast berührte – und hob das glänzende Ding auf.
    »Wow!«, rief er aus, als er sah, was er da in der Hand hielt: eine goldenen Kette, an der eine kleine Münze hing.
    »Die ist echt toll!« Kristin konnte den Blick nicht von der Münze wenden. Sie strahlte im hellen Licht der Morgensonne, und Kristin konnte sehen, dass der Kopf eines Mannes darin eingraviert war. Eines sehr schönen Mannes mit lockigen Haaren.
    »Sie gehört dir«, sagte der Junge feierlich.
    »Mir? Neee …«
    »Doooch. Sie lag früh am Morgen im Sand neben deinen Füßen. Sie gehört eindeutig dir.« Er öffnete den kleinen Verschluss und legte ihr die Kette um den Hals. Dort hing sie wie ein kleiner Teil der Sonne. Kristin berührte die Münze. Sie war warm.
    »Na siehst du. Sie passt perfekt.« Der Junge lächelte sie an, und Kristin hatte wieder das Gefühl, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Er war so unglaublich süß.
    »Ich heiße Kristin«, hörte sie sich sagen.
    »Ich bin Jordan«, erwiderte er.
    »Hi, Jordan.«
    »Hi, Kristin.«
    Sie grinsten einander an, und in diesem Moment stieg die Sonne aus dem Ozean in den morgendlichen Himmel auf.
    »Hey«, sagte Jordan, »ich mag deine Haare.«
    »Danke!« Sie strahlte. Vielleicht würde dieser Urlaub doch keine solche Folter werden.
    Keiner der beiden Teenager bemerkte die große blonde Frau, die sie aus dem Schatten beobachtete.
Seelenverwandte finden sich immer wieder,
dachte Artemis.
Ich hätte nicht an dir zweifeln sollen, Bruder.
Die Göttin wischte sich die
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