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Götter aus Licht und Dunkelheit

Götter aus Licht und Dunkelheit

Titel: Götter aus Licht und Dunkelheit
Autoren: Roger Zelazny
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erinnern. Sag m i r, lebst du ? «
    »Ja.«
    » W aru m ?«
    »Ich denke. Ich höre deine Stim m e. Ich habe Erinnerungen. Ich kann sprechen.«
    » W elche dieser Qualitäten ist Leben? Denke daran, daß du nicht at m est, daß dein Nervensystem eine Masse m etallischer Stränge ist, und daß ich dein H e rz verbrannt habe. Denke auch daran, daß ich Maschinen besitze, die dich an Vernunft, an Erinnerungen und i m Gespräch übertru m pfen können. W as also bleibt dir als Entschuldigung da f ür, dich als lebendig zu bezeich n e n ? Du sagst, daß du m eine Stim m e hörst, und daß Hören< eine subjektive Erscheinung ist. Sehr gut. Ich werde auch dein Gehör abschalten. Beobachte au fm erks a m , ob du aufhörst zu existieren.«
    ... Eine Schneeflocke schwebt auf eine Quelle herab, eine Quelle ohne W asser, ohne Wände, ohne Grund, ohne Gipfelpunkt. Nun denke m an d i e Schneeflocke weg und nur noch an das Schweben...
    Nach einer zeitl o sen Zeit kehrt Anubis' Stimme zurück:
    »Kennst du jetzt den Unterschied zwischen Leben und Tod ? «
    »Ich lebe«, behauptet Waki m . » W as im m er du auch gibst oder fortnim m st, solange ich< bleibe, ist das Leben.«
    »Schlafe«, befiehlt Anubis, und da ist nichts m ehr i m H a us der Toten, das ihn hören könnte.
    Be i m E r wa c hen s t e l lt Wak i m f e st, daß er auf einen Tisch in der Nähe des Thrones gesetzt w o rden ist, und daß er wieder sehen kann, und er beobachtet den T anz der Toten und hört die Musik dazu.
    » W arst du tot ? « will Anubis wissen.
    »Nein«, erwidert W ak i m. »Ich habe geschlafen.«
    » W o ist da der Unterschied ? «
    » Ich< war immer noch da, obwohl ich es nicht wußte.« Anubis lacht.
    »Angenom m en, ich hätte dich nicht wieder aufgeweckt ? «
    »Das, nehme ich an, wäre der Tod.«
    »Tod? W enn ich m i ch nicht ent s c h lossen h ätte, m eine Ma c ht aus zu üben und dich a uf zu w ecken? Selbst wenn diese Macht im m er da war, und du< selbst im m e r potentiell und verfügbar ? «
    » W enn du m i ch nicht wieder ge w eckt hättest, und ich für im m er nur potentiell geblieben wäre, dann wäre das der Tod.«
    »Eben noch hast du behauptet, daß Schlaf und Tod z w ei verschiedene Dinge wären. Stim m t es, daß der Zeitrau m , der einbegriffen ist, einen U nterschied m acht ? «
    »Nein«, entgegnet W akim, »es ist eine Frage der Existenz. Nach Schlaf kom m t wieder W achsein, und das Leben ist im m er noch vorhanden. Wenn ich existiere, weiß ich das. Wenn ich es nicht weiß, weiß ich gar nichts.«
    »Ist Leben dann gar nichts. ? «
    »Nein.«
    »Leben exi s tiert dem zufolge? W i e diese Tote n ? «
    »Nein«, erwidert W aki m , »das W i ssen, d a ß m an existiert, zu m i ndest zeitweise, i s t das W esentliche.«
    » W oraus besteht dieser Vorgang ? «
    » Ich< «, stellt W ak i m fest.
    »Und was ist ich< ? W er bist du ? «
    »Ich bin W aki m .«
    »Ich habe dir diesen Na m en erst vor kurzem gegeben! Was warst du vorher ? «
    »Nicht W aki m .«
    »Tot ? «
    »Nein! Lebendig!« schreit W ak i m .
    » W erde nicht laut in m einen Hallen«, fordert Anubis.
    »Du weißt nicht, was oder wer du bist, du ken n st nicht den Unterschied zwischen Existenz und Nichtsein, aber du wagst es, dich m it m i r über Leben und T od auseinander zu setzen!
    Nun werde ich dir keine Fragen m ehr stellen, sondern dir etwas erklären. Ich werde dir etwas über Leben und Tod erzä h len.
    Es gibt zuviel Leben und nicht genug Leben«, beginnt Anubis, »und dasselbe g ilt für den Tod. Aber ich will nun keine Paradoxa mehr gebrauchen.
    Das Haus des Lebens liegt so weit von hier entfernt, daß ein Lichtstrahl, der es an dem Tag verließ, an d e m du diese Do m äne betreten hast, bis jetzt noch keinen nennenswerten Teil der Entfernung, die zwischen uns und dem Haus des Lebens liegt, zurück gelegt hat. In dem Zwischenbereich liegen die Mittleren Welten - sie bewegen sich in den G ezeiten von Leben und Tod, die zwischen m ein e m Haus und dem des Osiris fließen. Wenn ich fließen< sage, m eine ich nicht, daß sie kriechend wie der bedauerns w erte Lichtstrahl bewegen. Sie bewegen sich eher wie Wellen auf einem Ozean, der zwei Küsten hat. W i r können Wellen hervorrufen, wo im m er wir wollen, ohne die gesa m t e See zu zerreißen. W as sind diese W ellen, und was m achen sie?
    Einige W elten haben zuviel Leben«, fährt   er   fort.
    »Kriechendes, brütendes, befruchten d es, sich sel b st ersticken d es Leben - zu m ilde W elten, zu sehr
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