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Götter aus Licht und Dunkelheit

Götter aus Licht und Dunkelheit

Titel: Götter aus Licht und Dunkelheit
Autoren: Roger Zelazny
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Wänden aus Energie, alles m iteina n der verbun d en in m itten der eisigen Leere, in der keine Sonne scheint.
    Wak i m ist sich der Entfe r nungen, Spannungen, Gewichte, Materialien und Drücke sowie der gehei m en Nummern der Toten bewußt, jedoch nicht sei n es m echanischen und zerteilten Körpers. Er erkennt die Well e n der »Erhaltungsbewegung«, die durch das Haus der T oten fließen. Er fließt m it ihnen, und er erkennt die farblosen Farben der Mengenwahrnehmung.
    Erneut spricht Anubis.
    »Du kennst nun jeden S chatten im Haus der T oten. Du hast durch alle verborgenen Augen geblickt.«
    »Ja.«
    »Nun sieh, was jenseits liegt.«
    Da sind Sterne und noch m als Ste r ne. Sie sind verstreut, und zwischen ihnen ist nur Schwä r ze. Sie kräuseln, falten und krüm m en s i ch, sie eilen auf ihn zu und an ihm vorbei. Rein wie Engelaugen flammen ihre Farben, und sie ziehen nahe und fern an ihm vorbei, in der Ewigk e it, durch die auch er sich fortzubewegen scheint.
    Er e m pfind e t weder Zeit noch wirkliche Bewegung, sondern nur eine Veränderung im W ahrnehmungsbereich.
    Die große blaue Tophet-Schachtel einer Sonne scheint si c h einen Augenblick lang neben ihm zu erheben, aber dann kehrt die Schwärze zurück, ü berall um ihn heru m , und erneut kleine Lichter, die in der Ferne vorbeiziehen.
    Und schlie ß lich er r eic h t er e i ne W e lt, die g a r k eine W elt i s t, zitronenfarben und azurn und grün und noch m a l s grün. Sie wird von einer grünen Korona u m rah m t, vom Dreifachen des eigenen Durch m ess e rs, und sie scheint in einem angeneh m en Rhythmus zu pulsieren.
    »Betrachte das Haus des Lebens«, fordert Anubis ihn von irgendwoher auf.
    Und er betrachtet es, w i e es warm und glühend und lebendig ist. Er e m pfindet die Lebendigkeit.
    »Über das Haus des Lebens her r scht Osiris«, erklärt Anubis. Und W ak i m n i m m t einen großen Vogelkopf auf m enschlichen Schultern wahr, m i t strahlenden gelben Augen, lebendig, wahrhaft lebendig. Das Wesen ste h t vor ihm auf einer endlosen Ebene aus lebendigem Grün, das über den Anblick dieser Welt gelegt ist, und es hält den Stab des Lebens in der einen H and und das Buch des Lebens in der anderen. Es scheint die Quelle der strahlenden W är m e zu sein.
    Und wieder hört W akim die Stim m e seines Meister s : »D as Haus des Lebens und das Haus der T oten enthalten die Mittleren Welten.«
    Wak i m e m pfindet ein wirbelndes Fallen, und erneut sieht er Sterne, voneinander getrennte Sterne und von a nderen Sternen festgehalten durch die Kraft sichtbarer, dann unsichtbarer Bande, die dann wieder sichtbar werden, sc hw ächer werden, kom m en, g e hen; weiße, g l ühende, schwankende Linien.
    »Jetzt erkennst du die Mittl e ren Welten des Lebens«, sagt Anubis.
    Und Dutzende von W elten rollen vor W ak i m d a hin wie Bälle aus exotischem Ma r m or, punktiert, ausge m essen, poliert, weißglühend.
    »... enthalten«, verni mm t er Anu b is. »Sie sind enthalten in einem Feld, das sich zwischen d en beiden einzi g en P o len erstreckt, die von Bedeutung sind.«
    »Pole ? « fragt W ak i m s metallener Kopf.
    »Das Haus des Lebens und das Haus der Toten. Die Mittleren Welten bewegen sich um ihre Sonnen.
    Alle zusa mm en wandeln sie auf den Pfaden des Lebens und des Todes.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagt W akim.
    »Natürlich verste h st du das nicht. W as ist gl e i chz e itig de r größte Segen und der größte Fluch im Universu m ? «
    »Ich weiß nicht.«
    »Leben«, erklärt Anubis, »oder der Tod.«
    »Das verstehe ich nicht«, erwidert W ak i m . »Du hast die Superlative gebraucht. Du hast eine Antwort verlangt, aber eigentlich zwei Dinge genannt.«
    »Habe ich?« fragt Anubis, » W irklich? Nur weil ich zwei Wörter ge b raucht h a b e, soll das bedeuten, daß ich zwei getrennte und verschiedene Dinge genannt habe? Kann nicht eine Sache m ehr als nur einen Na m e n besitzen?
    Betrac h te dich selb s t als Beispiel. Was bist du?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Nun, das kann der Beginn der Weisheit sein. Du kannst genausogut eine Maschine sein, die ich auser w ählt habe, sich eine Zeitlang als Mensch zu verkörpern, und die jetzt wieder eine m etallene Verkleidung erhalten hat, wie du ein Mensch sein könntest, den ich erwählt hab e , sich als Maschine zu verkörpern.«
    » W elchen Unterschied m acht denn das ? «
    »Keinen. Überhaupt keinen. Aber du bist nicht in der Lage, die Dinge auseinander zuhalten. Du kannst dich nicht
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