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Götter aus Licht und Dunkelheit

Götter aus Licht und Dunkelheit

Titel: Götter aus Licht und Dunkelheit
Autoren: Roger Zelazny
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keine Antwort geben,weil ich es nicht weiß.«
    »Du weißt«, sagt Anubis, »daß ich von allen Toten nur dir ein vollständiges Bewußtsein zurückgegeben habe, d a m it du m i r hier dienst. E m pfindest du deswegen, daß du etwas Besonderes sein könntest ? «
    »Ich habe m i ch oft gefragt, warum du so gehandelt hast.«
    »Dann laß m i ch dich erleich t ern, Mann: Du bist nichts.
    Du warst nichts. Nie m and er i nnert sich an dich. Dein sterblicher N a m e bedeutet nichts.«
    Der Mann senkt die Augen.
    »Zweifelst du an m i r ? «
    »Nein, Meister...«
    » W arum nicht ? «
    » W eil du nicht lügst.«
    »Dann laß m i ch dir erklären. I c h nahm dir die Erinnerungen an das Leben nur, weil sie dich unter den Toten sch m erzen würden. Aber laß m i ch dir nun deine Anony m ität vorführen. Über fünftausend Tote befinden sich in diesem Rau m , aus vielen Zeiten und von vielen Orten.«
    Anubis erhebt sich und seine S timme erreicht jede Gegenwart in der Halle.
    »Hört m i r zu, ihr Maden! Ric h tet e u re Au g en auf di es en Mann, der vor m ein e m Thron ste h t! - Betrachte sie, Mann!« Der Mann dreht sich um.
    »Mann, wisse, daß du heute nicht den Körper trägst, in dem du letzte Nacht geschlafen has t . Du siehst nun so aus wie vor tausend Jahren, als du in das Haus der Toten ka m st.
    Meine Toten, gibt es hier u n ter euch je m anden, der diesen Mann ansehen kann und sagen kann, daß er ihn kennt ? « Ein golden strahlendes Mädchen tritt vor.
    »Ich kenne diesen Mann«, kom m t es über ihre orangefarbenen Lippen, »weil er m i ch in der a nderen Halle angesprochen hat.«
    »Das weiß ich«, erwidert Anubis, »aber wer ist er ? «
    »Er ist der, der zu m i r gesprochen hat.«
    »Das ist keine Antwort. Geh und kopuliere m it deiner purpurnen E i dechse. - Und was ist mit dir, alter Man n ?«
    »Er hat auch zu m i r gesprochen.«
    »Das weiß ich. Kennst du seinen Na m en ? «
    »Nein.«
    »Dann geh und tanze auf jenem Tisch dort und gieße W e in über deinen Kopf. - Und was ist m it dir, schwarzer Mann ? «
    »Dieser Mann sprach auch m it m i r.«
    »Kennst du seinen Namen ? «
    »Ich kannte ihn nicht, als er m i ch fragte...«
    »Dann brenne!« schreit Anubis, und Feuer fällt von der Decke und leckt aus den W änden hervor und röstet den schwarzen Mann zu Asche, die sich in langsamen W i rbeln über den Boden ergießt, an den Knöcheln der stehengebliebenen Tanzenden vorbei, bis sie endlich zu endgültigem Staub zerfällt.
    »Siehst du?« fragt Anubis. »Es gibt nie m anden, der deinen N a m en kennt, unter dem du ein m al bekannt warst.«
    »Ja«, erwidert der Mann, »aber der letzte wußte vielleicht m ehr...«
    »Überflüssig! Du bist unbekannt und ungewünscht; außer durch m i ch, und zwar, weil du d i e verschiedenen Künste der Einbalsa m ierung gut kennst und gelegentlich eine kluge Grabschrift verfaßt.«
    »Danke, Meister.«
    » W as könnten dir Na m e und Erinnerungen hier nützen ? «
    »Nichts, denke ich.«
    »Aber du wünschst dir einen Na m e n, also werde ich dir einen geben. Zieh deinen Dolch.«
    Der Mann zieht die Kli n ge, die e r an seiner lin ke n Seite trä g t.
    »Nun schneide dir deinen Dau m en ab.«
    » W elchen Dau m en, Meister ? «
    »Den linken.«
    Der Mann beißt auf seine Unterlippe und kneift die Augen zusam m en, während er m it der Klinge am Dau m engelenk schneidet. Sein Blut tropft zu Boden. Es fließt an der Messerklinge hinab und tröpfelt von ihrer Spitze.
    Der Mann sinkt auf die Knie und s chneidet weiter, während Tränen an seinen W angen herablaufen, um sich m it d e m Blut zu ver m ischen. Er at m et keuchend und schluchzt. Dann sagt er: »Es ist vollbracht. Hier!« Er senkt die Klinge und bietet A nubis seinen Da u m en an.
    »Ich will ihn nicht! W i rf ihn in die Flammen!«
    Mit s e iner Rechten wir f t der Mann den D a u m en in eine Kohlenpfanne. Es spritzt, zischt, flackert.
    »Nun wölbe deine linke Hand und sammle das Blut in ihr.« Der Mann gehorcht.
    »Nun hebe sie über deinen Kopf und laß das Blut auf dich herabtropfen.«
    Der Mann hebt seine Hand, und das Blut fließt auf seine Stirn.
    »Nun sprich m i r nac h : ich taufe m i ch...<«
    »Ich taufe m i ch...<«
    » W ak i m vom Haus der Toten...<«
    » W ak i m vom Haus der Toten...<«
    »In Anubis' N a m en...<«
    »In Anubis' N a m en<«
    » W ak i m ... < «
    » W ak i m ... < «
    »Anubis' Gesandter in den Mittleren W elten...<«
    »Anubis' Gesandter in den Mittleren W elten...<«
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