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Gößling, Andreas

Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas
Autoren: Tzapalil - Im Bann des Jaguars
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Cingalez das Gelände begutachtet, wo Georgs Kraftwerksgesellschaft den Stausee bauen wollte. Warum hatte Maria das nicht selbst gemacht? Schließlich war sie die Chefin und Cingalez war nur der Assistent. Das war allerdings ziemlich seltsam. Cingalez jedenfalls hatte behauptet, dass es im ganzen Tal keinerlei Altertümer gäbe, obwohl dort unter Erde und Wald eine riesige Ruinenstadt verschüttet lag: Oxamac. Wahrscheinlich hatte Cingalez vorgehabt die Tempel und Gräber von Oxamac zu plündern und die zusammengeraubten Schätze dann in aller Ruhe auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, während Oxamac und damit auch alle Spuren seines Verbrechens für immer im Stausee untergegangen wären. Aber dann war ihm Xavier Gomez in die Quere gekommen. Pedros Vater war auf ein Königsgrab von Oxamac gestoßen und hatte ausgerechnet Maria seine Fundstücke zum Kauf angeboten. Als Cingalez kapierte, dass sein ganzer toller Plan aufzufliegen drohte, hatte er dafür gesorgt, dass Maria und Xavier in die Hände der zornigen Priester von Tzapalil fielen. Damit war er die gefährlichen Mitwisser los, aber eine Sache fehlte ihm immer noch. Genauer gesagt: vier Sachen, nämlich die heiligen Dinge, die Gomez aus dem Grab von Oxamac geklaut und die Maria irgendwo versteckt hatte. Aber auch die hat er vielleicht schon wieder in seinen Händen, dachte Carmen, oder jedenfalls ist er kurz davor. Denn zu seinem Glück war ich ja blöd genug ausgerechnet seiner Kumpanin Ines haarklein zu erzählen, wo Maria die Sachen verbuddelt hat!
    Sie stöhnte auf vor hilfloser Wut und sah um sich. Die Priester hatten ihren Tanz anscheinend beendet. Fast alle waren zum Rand des Pyramidendachs zurückgewichen, nur eine Hand voll Priester stand noch um die Opferstätte herum. Carmen erkannte den Lahkin, der schmal und greisenhaft neben einem bulligen Mann in regengrauer Robe stand, und einige Schritte weiter Ixkasaj in ihrem silberfarbenen Gewand. Neben ihr stand der riesige Mann, der sie vorhin hierher geschleppt hatte und dessen Schultern fast seine maisgelbe Robe sprengten. Offenbar war es der oberste Priester dieses Maisgotttempels. Jedenfalls sahen alle Umstehenden ihn an und schienen zu warten, dass er die Zeremonie irgendwie fortsetzte.
    Tatsächlich hob er jetzt beide Hände vor seine Stirn und legte sie flach zusammen. Dazu fauchte er eine lange Folge von Wörtern hervor. Zwei jüngere Maisgottpriester eilten herbei. Noch während sie näher kamen, jagten ihre Blicke schon über die Opferstätte, als suchten sie bereits das Opfer heraus, das zu den Anweisungen am besten passte. Der oberste Priester machte eine herrische Armbewegung und die beiden stürzten auf Pedro zu. Sie packten ihn unter den Achseln und rissen ihn hoch.
    Auf einmal fing Carmens Herz wie rasend an zu schlagen. »Lasst ihn!«, rief sie und begriff kaum, dass sie selbst diese Worte schrie.
    »Pedro! Lasst ihn in Ruhe!« Die beiden sahen nur flüchtig zu ihr herüber. Einer packte Pedro bei den Füßen, einer bei den Schultern, so schleppten sie ihn langsam auf die Maissäule zu. »Pedro! Sag doch was zu ihnen! Sie sollen dich loslassen! Pedro!«
    Unter ihrem Geschrei schien Pedro halbwegs zu sich zu kommen.
    Er sah nach links und rechts, plötzlich bäumte er sich auf und versuchte nach dem einen Priester zu treten. Aber sie kümmerten sich kaum um ihn, sondern schielten nur zu ihrem obersten Priester hin, der sie mit finsterer Miene beobachtete.
    Auch Xavier und Maria waren aus ihrer Betäubung aufgewacht und hoben die Köpfe. Carmen verdrehte sich den Hals nach links und rechts und schrie jetzt ununterbrochen. »Maria! Mach doch irgendwas! Sie wollen Pedro umbringen!« Der oberste Maisgottpriester war näher zu ihr herangetreten und sah mit zornigem Gesicht zu ihr herunter. Neben ihm stand wieder Ixkasaj und Carmen glaubte zu sehen, dass die Priesterin mit sich kämpfte. »Das dürfen sie nicht!«, schrie sie. »Señor Gómez, Maria! Ihr könnt doch diese Sprache! Sagt irgendwas zu ihnen, damit sie aufhören!«
    »Aber es hat ja keinen Sinn.« Maria redete langsam und schwerfällig. Es klang, als ob sie dauernd mit ihrer Zunge an die Zähne stoßen würde. »Was glaubst du, cariña, wie oft wir diese Kerle schon um Gnade angefleht haben.« Der Kopf schwankte ihr hin und her, ihre Augen waren glasig. Anscheinend waren sie und Xavier mit irgendwelchen Betäubungsmitteln vollgepumpt worden. Maria sah abgemagert aus. Ihr Kleid war zerfetzt und verdreckt und sie hatte Spinnwebfetzen im
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