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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA
Autoren: Rau Sandy und Gina
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Gina und mir einiges aus seinem Leben.
    »Luise und ich sind auf Hochzeitsreise. Wir kommen aus Alabama, und das ist unsere erste weitere Reise. Wir freuen uns sehr, andere Menschen kennenzulernen, nicht wahr, Luise?«
    Luise nickte begeistert, wobei sich gleich drei Doppelkinne bildeten.
    »Ja, Sam. Schön, dass wir sie kennenlernen.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die beiden machten nicht den Eindruck, dass sie sich auch nur einen Meter bewegen konnten. Außer vielleicht zur Tür. Was ein Glück war, sonst hätten wir draußen schlafen müssen. Die Frau lag im Bett wie ein Wal und machte nicht den geringsten Versuch, aufzustehen, um uns die Hand zu geben. Es war ihr auch nicht peinlich, so dazuliegen. Und ihrem Mann auch nicht. Und uns … na ja, schon.
    Liz hatte das Gespräch beendet und strahlte uns an. »In einer Stunde ist er hier. Er war etwas sauer. Und es kostet uns fünfzig Dollar.«
    Nun, was sollten wir machen? Diese eine Stunde saßen wir bei Luise und Sam und unterhielten uns prächtig. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, unbeweglich zu sein. Man wartet einfach, bis jemand nachts heimlich badet und den Schlüssel vergisst, und schon hat man neue Leute kennengelernt. Na ja, jedenfalls bedankten wir uns herzlich, als der innkeeper schließlich eintraf und uns erlöste. Zwei Sekunden, und unsere Tür war offen, was uns schon sehr unangenehm war. Aber das legte sich schnell. Als wir wieder allein waren, gackerten wir noch lange um die Wette, bis uns schließlich die Müdigkeit einholte und wir wenigstens drei Stunden Schlaf fanden.
    Eins sage ich euch: Geht nachts nackig baden. Ihr lernt Leute kennen und habt was zu erzählen!
    ***
    Am nächsten Tag beschlossen wir, als Erstes dem berühmtesten Einwohner Key Wests einen Besuch abzustatten: Ernest Hemingway. Sein Haus befindet sich in der Whitehead Street und liegt quasi mitten in der Stadt und nicht, wie ich mir vorgestellt hatte, am Meer. Als wir um die Ecke bogen, wand sich eine Schlange aus zwitschernden alten Weibern, an ihren Apparaten fummelnden Japanern, breithüftigen, Eis lutschenden Amerikanern und ein Haufen sonstiger Touristen aus aller Welt die Straße entlang bis zum Eingang.
    »Ach du meine Güte!«, entfuhr es Liz. »Was ist denn hier los? Stellt euch mal vor, der alte Hem müsste noch an einem Buch schreiben, und die schwirrten alle in seinem Haus herum!«
    »Na, ist doch genau die richtige Atmosphäre für einen Bestseller«, sagte ich und grinste.
    Wir hatten Hemingway und seine wichtigsten Werke gerade erst in der Schule durchgenommen. Ich erinnerte mich, dass Ernest oder Hem oder auch Papa, wie er oft genannt wurde, ein recht aufbrausendes Temperament besaß und schon mal zugehauen hatte, wenn ihm was nicht passte. Aber selbst in guter Form hätte er den Haufen Touristen nicht alle am Tor abfangen und mit einer rechten Geraden wieder verabschieden können. Schon komisch, dass so viele Leute das Wohnhaus eines Toten aufsuchen, um zu sehen, wie er denn gelebt haben mochte. Aber dann fiel mir ein, dass ich ja selbst hier stand. Was faszinierte mich an Hemingway? Ich stellte die Frage laut, und Gina und Liz schauten mich überrascht an.
    »Ich weiß nicht …«, grübelte Liz. »Ich fand den Namen schon immer gut.« Sie musste lachen. »Ja, ja, ich weiß, das ist kein Grund. Aber der Name klingt einfach toll. Nach Abenteuer, nach Heldentum und irgendwie … nach Amerika.«
    »Der hat gesoffen und Löwen abgeknallt«, meinte Gina trocken. Liz zuckte die Schultern. »Ja, das finde ich natürlich auch nicht gut. Aber da hat man zu seiner Zeit nicht groß drüber nachgedacht. Heute scheint es uns feige, Großwild zu schießen, aber ich glaube, das war er nicht.«
    Gina nickte. »Nein, er hat im Ersten Weltkrieg in Italien gekämpft und war später als Reporter im Spanischen Bürgerkrieg. Verwundet wurde er auch.«
    »Und wenn er gedurft hätte, wäre er sicher auch Stierkämpfer geworden.«
    »Vielleicht ist es genau das, warum die Leute hier anstehen«, sinnierte Liz. »Er hat so intensiv gelebt wie kaum jemand anders. Ich kann schon verstehen, dass das die Leute fasziniert.«
    »Uns ja auch«, sagte ich. »Aber eigentlich sollten das ja seine Bücher tun.«
    Mittlerweile hatten wir uns bis an die Kasse vorgekämpft. Als ich den Eintrittspreis entdeckte, hätte ich um ein Haar darauf verzichtet, Hemingways Haus zu besichtigen.
    »Zwölf Dollar!«, fluchte Liz. »Das kostet ja mehr als ein Buch von ihm! Was meint ihr, wollen
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