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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA
Autoren: Rau Sandy und Gina
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hakten wir das ab. Durch drei geteilt waren das fünfzig Dollar für jeden, und wann wohnt man schon mal so märchenhaft?
    Unser Zimmer lag im Erdgeschoss, und es war genau das Richtige, um sich die letzten Tage auf unserer Reise wohlzufühlen. Wir hielten uns nicht lange mit Auspacken auf. Bevor wir das inn verließen, fragten wir Hannah an der Rezeption, was wir an dem Tag noch sehen konnten.
    »Hm«, überlegte sie. »Nicht weit von hier liegt unser Friedhof. Da müsst ihr unbedingt vorbeigehen.«
    »Auf einen Friedhof?«, fragte Liz verblüfft. »Liegen da berühmte Leute?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ernest Hemingway wurde in Idaho auf dem Friedhof von Ketchum begraben. Kann man nichts machen. Aber die Leute kommen ja Gott sei Dank trotzdem zu uns, um sein Haus zu sehen. Das müsst ihr auch besuchen, aber macht das morgen in Ruhe. Doch der Friedhof von Key West ist ein absolutes Muss. Er ist witzig, kurios und ein wenig unheimlich. Und dafür ist er weltberühmt. Schaut euch um und entdeckt es selbst. Und vergesst nicht, die Grabinschriften zu lesen!«
    »Okay«, meinte ich. »Und wenn wir mit dem Friedhof fertig sind?«
    »Dann ist es bald Abend. Geht zum Mallory Square und feiert mit all den anderen den Sonnenuntergang. Jeder, der hierherkommt, macht das. Auch dafür ist Key West bekannt. Und morgen erkundet ihr einfach die Insel. Es gibt ein Schiffswrackmuseum, in dem Teile gehobener Schätze ausgestellt sind. Mel Fisher ist wohl der berühmteste Schatzsucher unserer Zeit, und da könnt ihr ein bisschen das Abenteuer nachempfinden. Dann gibt es noch ein Aquarium, oder ihr könnt eine Rundfahrt durch Key West machen. Und ihr müsst zu Sloppy Joe’s Bar gehen, der Stammkneipe von Hemingway. Dort spielen oft Bands. Jedes Jahr im Juli gibt es einen Hemingway Look-alike Contest , bei dem sie den Mann zum Sieger erklären, der dem alten Papa am ähnlichsten sieht. Tja, und ansonsten kann ich euch nur sagen, geht durch die Stadt, lernt Leute kennen und habt Spaß!«
    Und den hatten wir! Wir befolgten Hannahs Rat und wanderten zum Friedhof. Gott sei Dank hatten wir immer unser mosquito repellant dabei, denn an diesem Tag waren die kleinen summenden Viecher wieder unerträglich. Vielleicht war es auch deshalb so leer auf dem Friedhof. Und der ist echt der Hammer. Ich glaube, das ist der einzige Friedhof, auf dem ich nach kurzer Zeit meine Befangenheit, die mich sonst an solchen Orten überfällt, abgelegt habe. Auf welchem Friedhof gibt es was zu lachen? Auf dem hier! Wenn man reinkommt, fallen als Erstes die massiven Grabmale auf. Die Toten werden hier, wie oft in küstennahen Regionen, nicht in der Erde bestattet, sondern überirdisch. Das hat seinen guten Grund, denn wenn ein Hurrikan kommt, kann es passieren, dass die Leichen ins Meer gespült werden. Die steinernen Monumente dagegen halten dem stand.
    Wir hatten Glück und schlossen uns einer Führung an, die gerade stattfand. Die Führerin der Gruppe hatte offensichtlich Spaß daran, den Leuten das Besondere dieses Friedhofs nahezubringen.
    »Interessant sind nicht unbedingt die Leute, die hier begraben sind«, erklärte sie, »sondern die Inschriften auf ihren Grabsteinen. Der Menschenschlag in Key West war schon immer ein besonderer. Wir haben hier alle einen etwas schrägen Humor. Schauen Sie, hier.«
    Sie deutete auf einen Grabstein, und wir beugten uns neugierig vor. Auf ihm stand zu lesen: Ich hab euch doch gesagt, ich bin krank!
    »Tja«, meinte Liz, »ich hab eine Tante, die immer nur jammert, aber eigentlich kerngesund ist.«
    »Das war eine stadtbekannte Hypochonderin«, erklärte die Führerin grinsend. »Aber wer weiß, vielleicht hatten sie alle falsch eingeschätzt.«
    Die Führung dauerte eine halbe Stunde, und jeder Grabstein, auf den wir hingewiesen wurden, überbot den anderen an Kuriosität. Jetzt weiß ich wenigstens, wo er heute Nacht schläft, hatte eine eifersüchtige Ehefrau eingravieren lassen, und mit der Inschrift: 65 von 108 Jahren war ich ein guter Bürger, hatte sich ein gewisser Thomas Romer sein eigenes Denkmal gesetzt. Der war tatsächlich einhundertacht Jahre alt geworden. Was für ein Bürger er die übrigen dreiundvierzig Jahre gewesen war, ließ er allerdings offen.
    Der Rundgang offenbarte noch die eine oder andere Überraschung, zum Beispiel, dass auf diesem Friedhof auch Tiere begraben wurden. Über Gräber für die geliebten Yorkshireterrier oder sogar für ein Reh kann man nur staunen. Eine gruselige Geschichte wusste
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