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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA
Autoren: Rau Sandy und Gina
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aufgegriffen wird, auf der Stelle verhaftet wird. Aber nicht, weil er einen Revolver dabeihat, sondern weil er nackig herumgekrabbelt ist. Oh Mann, da gäbe es bei uns im Sommer kaum noch kleine Kinder am Strand.
    Volljährig ist man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten in der Regel mit achtzehn Jahren, so wie in Deutschland. Heiraten kann man in manchen Bundesstaaten schon mit sechzehn Jahren, und Scheidungen gehen recht schnell über die Bühne, in Las Vegas zum Beispiel schon nach sechs Wochen. Wenn man allerdings Geld besitzt, hat man es danach eher nicht mehr, denn Anwälte haben in den USA ein sehr einnehmendes Wesen. Ein Reiseführer gab dem Leser den Rat, in jedem Fall eine gute Privathaftpflichtversicherung abzuschließen, mit einer Deckungssumme von mindestens fünfhundert Millionen Dollar, wenn man nicht riskieren möchte, in Guantanamo zu landen. Ich fragte meinen Vater, ob wir so eine hätten. Wir hatten, und ich war beruhigt.
    Übrigens … auch wenn man älter als einundzwanzig Jahre ist, darf man keinen Alkohol unverpackt und sichtbar im Auto liegen lassen. Auch nicht, wenn man selbst stocknüchtern fährt und der Einkauf auf dem Rücksitz liegt. Erwischt einen ein Cop, landet man im Knast. Dasselbe gilt fürs Alkoholtrinken auf offener Straße. Die Flasche oder Büchse darf nicht als solche erkennbar sein, sprich: Man muss sie verpacken. Daher sieht man überall Leute mit Flaschen herumlaufen, die in braune Papiertüten eingewickelt sind. Dann darf man sich auch in Ruhe betrinken.
    Merkwürdig, diese Amerikaner. Wir packten die Reiseführer beiseite. Und das war gut so. Denn wie es wirklich abgeht in diesem scheinbar demokratischsten Land der Welt, das kann man nur erfahren, wenn man es selbst erlebt. Außerdem hatten wir ja Trish. Die würde es uns schon zeigen. Nun ja, vier Monate mit der trägen Trish … allzu viel würden wir wohl nicht zu sehen bekommen. Vier Monate mit Tante Bärbel in Amerika. Na toll.
    Doch es kam anders.
    ***
    Als ich durch den Security Check ging, musste ich meine Cola in den Container werfen. Sie schien flüssigen Sprengstoff zu enthalten, was mir gar nicht aufgefallen war. Hm, wenn denn alle Getränkedosen in diesem Container Sprengstoff wären, müsste das doch eigentlich ausreichen, den gesamten Flughafen zu atomisieren. Aber das war den Acht-Euro-die-Stunde-Sheriffs am Gate egal. Hauptsache, man ging ohne was zu trinken in den Wartebereich. Ach ja, und ohne Parfum, Rasierwasser, Sonnen- und Gleitcremes. Es sei denn, dozierte der Marshall der Terrorabwehrstreitkräfte, man packt sie in eine durchsichtige Plastiktüte, die man für günstige fünf Euro an der gegenüberliegenden Seite des Terminals erwerben könne. Dann sei der Sprengstoff schön sichtbar, und es wäre kein Problem.
    Ich musste an Trish denken. Sie hatte tatsächlich recht gehabt. Amerika und Deutschland unterscheiden sich echt nicht. Aber das konnte ich ihr ja zwölf Stunden später selbst sagen, denn dann würden sie und ihre Familie uns vom Flughafen Newark abholen. Neunzehn weitere Familien würden auf unsere Klassenkameraden warten und uns dann in New Jersey in alle Winde verstreuen. Na ja, nicht ganz, denn sie wohnten allesamt im Umkreis von Fairmount, schließlich besuchten die Kids dort unsere Partnerschule. Wir würden uns also nur in der Schule und zu gemeinsamen Ausflügen sehen. War ja auch Absicht, schließlich sollten wir unser Schulenglisch während des Aufenthalts in den Gastfamilien verbessern. So wie Trish ihr Schuldeutsch. Okay, Auf Wiedersehen und Scheiße hatte sie jetzt drauf.
    Zwei Lehrer begleiteten uns übrigens auch, Frau Meyer für uns Mädchen und Herr Lange für die Jungs. Die wohnten ebenfalls bei zwei der Gastfamilien, aber Gott sei Dank nicht bei unserer. Ich war froh, mal vier Monate ohne Aufsicht meiner Eltern zu sein. Die wiederum winkten uns begeistert zu, als uns der Sicherheitsdienst endlich überall abgefummelt hatte und Sandy und ich in den Wartesaal zu den anderen schlendern konnten. Meine Mutter warf uns doch tatsächlich Kusshändchen zu! Mein Gott, war das peinlich! Glücklicherweise war ich die Letzte, sodass keiner der anderen etwas mitbekam. Ich war siebzehn Jahre alt, einen Meter sechsundsiebzig groß und damit ausgewachsen. Das bekommen Mütter wohl erst mit, wenn ihre Töchter sie zu Omas machen.
    Ich lächelte gequält, hob den Arm zum Gruß und verschwand um die Ecke.
    »Na, hat Mami dir auch genügend Höschen eingepackt?«, fragte unsere beste
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