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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA
Autoren: Rau Sandy und Gina
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Verhalten der kleinen Hirsche war seltsam unnatürlich. Bei uns zu Hause ist das Wild auf der Hut, jederzeit bereit davonzuspringen. Doch die Key Deers waren unglaublich zutraulich. Wir hockten uns neben unser Auto und begannen, leise mit den Tieren zu reden. Ohne ein Anzeichen von Angst oder Vorsicht kam eines der Tiere ganz nah an uns heran. Gina streckte die Hand aus und ließ sich beschnüffeln.
    »Das gibt’s doch nicht!«, flüsterte sie. »Hoffentlich haben die keine Tollwut.«
    »Das glaube ich nicht«, flüsterte ich zurück. »Sie werden bestimmt ständig von Touristen gefüttert und denken, wir haben etwas für sie.«
    Genauso war es. Nachdem das Tier Ginas Hände ausgiebig abgeleckt hatte, merkte es schließlich, dass da nichts zu holen war, und ließ wieder von ihr ab. Die übrigen Hirsche hatten genau verfolgt, wie sich ihr Kollege verhalten hatte, und als er kehrtmachte, zogen auch sie sich auf die Lichtung zurück und mussten nun wieder mit dem Gras vorliebnehmen.
    »Schade«, seufzte Gina und erhob sich. »Wenn ich doch nur was zum Knabbern dabeigehabt hätte.«
    »Du darfst sie nicht füttern«, sagte Liz mit gespielter Strenge.
    »Ja, ich weiß. Trotzdem schade.«
    Später lasen wir, dass es tatsächlich verboten war, die Tiere zu füttern. Viele Touristen halten sich nicht an das Fütterungsverbot, was dazu führt, dass sich das Verhalten der Hirsche verändert und sie durch das Angebot an leicht erhältlichem, meist falschem Futter ihre Instinkte verlieren und krank werden können.
    Tut uns also den Gefallen, und verzichtet aufs Füttern, auch wenn es schwerfällt. Aber macht auf jeden Fall einen Abstecher nach Big Pine Key , denn die Begegnung mit diesen wundersamen kleinen Hirschen, die aus einer Fabelwelt zu kommen scheinen, ist etwas Besonderes.
    Der Vormittag war mittlerweile vorangeschritten, und jetzt kribbelte es in mir. Ich wollte unbedingt weiterfahren. Wir hatten nur noch gut drei Tage, und die wollte ich bis zur letzten Sekunde auskosten. Und wo kann man das besser als auf der legendärsten Insel Floridas? Gina und Liz sahen das genauso. Wir wendeten unser Auto und fuhren zurück auf den highway .
    Mile marker 33 . Noch dreiunddreißig Meilen bis … Key West!
    ***
    Key West Island ist keine Trauminsel. Sie hat weder einen schönen Strand noch größere naturbelassene Stellen. Nein, der südlichste Zipfel der kontinentalen USA ist nichts für Leute, die den typischen Reiseprospekturlaub machen wollen. Aber sie hat einen ganz eigenen Reiz, und der erschließt sich einem erst, wenn man ein paar Tage dort verbracht hat.
    Es sind die Menschen, denen man hier begegnet. Die Menschen aus aller Herren Länder, die sich für einige Zeit oder auch für immer niedergelassen haben und die mit ihrer unglaublich entspannten Art den Zauber Key Wests ausmachen. Künstler scheint die Magie dieser Stadt förmlich anzuziehen. Vielleicht ist es weniger die Lage der Insel als vielmehr das Zusammentreffen so vieler Gleichgesinnter, deren Inspiration sich hier vervielfacht und deren Idealismus an solch einem Ort nicht verkümmert. Aber da ist noch etwas, was uns fasziniert hat. Schlendert man durch die Straßen von Key West, entdeckt man viele alte Holzhäuser, klein und verwunschen, teilweise sogar verlassen, zu vermieten oder zu verkaufen. Vor allem die kleinen Seitenstraßen mit ihren oft tropisch angelegten, manchmal verwilderten Gärten und den in ihnen versteckten Häuschen strahlen eine Art morbiden Charme aus, dem man sich nicht entziehen kann. Man will hierher. Malen, schreiben, komponieren, was auch immer. Freunde treffen, im Schaukelstuhl auf der Veranda sitzen und jeden grüßen, der vorbeikommt. Wenn ihr euch Zeit lasst für Key West, dann packt euch der spirit .
    Der Overseas Highway endet hier, und um zum White Street Inn zu kommen, brauchten wir nur geradeaus zu fahren, bis die White Street kreuzte. Liz bog rechts ab, und schon nach kurzer Zeit hielten wir an. Das inn war wieder einmal ein Volltreffer. Ein entzückendes viktorianisches Haus mit Veranda und wunderschön angelegtem Garten. Als wir uns mit der sympathischen jungen Frau an der Rezeption unterhielten, erklärte sie uns, dass zum inn noch ein weiteres, direkt danebenliegendes Haus und ein Swimmingpool gehörten. Der lag so versteckt hinten im Garten, dass wir ihn gar nicht entdeckt hatten. Das einzige Manko war der Preis von hundertfünfzig Dollar, aber da unsere Reise ja dem Ende zuging und wir noch genügend Geld übrig hatten,
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