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Bride 03 - Die Entfuehrte Braut

Bride 03 - Die Entfuehrte Braut

Titel: Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
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Endspiel
     
    Der Tower von London, Herbst 1835
    Von den steinernen Mauern des Towers strömten Angst und Verzweiflung aus. Wie viele Gefangene waren in diesem Gemäuer auf und ab gegangen und hatten einen Ausweg erfleht? A l s die Glocken einer benachbarten Kirche sieben Mal schlugen, lag Gavin Elliott mit geschlossenen Augen auf seiner schmalen Pritsche. Gleich musste er aufstehen und sich auf die Verhandlung vorbereiten, die heute beginnen würde, aber er zog es vor, die Bilder eines schönen Traumes bis zum Ende auszukosten. Klares, azurblaues Wasser, weißer Sand. Die lachende Alexandra, die mit ihrer überschäumenden Lebensfreude alle anderen Frauen blass erscheinen ließ.
    Alex. Die Bilder zersplitterten und verschwanden. Deprimiert setzte er sich auf und schwang die Beine vom Bett. Der kalte Steinfußboden erinnerte an den Schauder des Todes. Zwei Wächter standen bereits bei ihm in der Zelle, allgegenwärtig wie die kühle Zugluft in den feuchten Mauern. Er hatte Schulter an Schulter mit anderen Männern gelebt, als er als Matrose zur See gefahren war, aber dann hatte er zu viele Jahre als Kapitän und Schiffseigner verbracht, um jetzt die ständige körperliche Nähe von Menschen wieder ertragen zu können.
    Die Tür öffnete sich für einen kurzen Moment. »Euer Frühstück ist eingetroffen, Sir.« Die Wächter waren ausgesprochen höflich. Es war nicht ihre Schuld, wenn der Gefangene im Blutturm einen lauwarmen Tee vorgesetzt bekam. Der Weg von der Küche durch die endlosen Gänge war einfach zu weit.
    Gavin ging zum Waschstand und benetzte sich das Gesicht mit kaltem Wasser, um einen klaren Kopf zu bekommen. Dann rasierte er sich besonders sorgfältig. Es war nicht ratsam, heute wie ein mordlüsterner Halunke auszusehen. Das Gesicht im Spiegel erschien ihm jedoch nicht besonders vertrauenerweckend. Die seelische Belastung und wochenlange Haft hatten ihre Spuren hinterlassen und die Augen dunkel umschattet. Meer und Sonne hatten seine Haut mit der Zeit braun gegerbt. Eine Färbung, die in den Augen der Briten als unfein galt.
    Sein schwarzes Jackett und die schwarze Hose erweckten den Eindruck, als ob er Trauerkleidung trage. Er überlegte, ob seine Richter ihm dies als reine Heuchelei auslegen würden.
    Die Tür öffnete sich erneut. Der größere der Wärter, Ridley, murmelte protestierend. Die darauf folgende Antwort allerdings war deutlich zu hören. »Ich habe Erlaubnis dazu.«
    Gavin erkannte die Stimme sofort. Er drehte sich um und begrüßte den Earl of Wrexham. Eine lange Wegstrecke hatten sie gemeinsam zurückgelegt seit jener ersten Begegnung in Indien vor sieben Jahren. Kyle Renbourne war damals Lord Maxwell gewesen, ein ruheloser Erbe, der vor einem vorbestimmten Leben in England Reißaus genommen hatte. Mit Gavin hingegen war das Schicksal rauer umgesprungen. Eine Kette unverschuldeter Katastrophen hatte seine Handelsgesellschaft, das Elliott House, an den Rand des Ruins gebracht.
    Damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatten sie eine Nacht lang geredet und gezecht. Per Handschlag besiegelten sie eine geschäftliche Abmachung und wurden sowohl Freunde als auch Partner. Dieses Band hielt auch jetzt, nachdem Kyle den Titel und das Erbe seines Vaters übernommen hatte, während Gavin zum Skandal Londons geworden war.
    In einem langen Umhang, der durch den Regen dunkler geworden war, ging Kyle auf den Freund zu. »Wenn es dir recht ist, begleite ich dich zu deiner Verhandlung.« Mit einer Handbewegung verlieh er seinem Angebot Nachdruck.
    »Nett von dir«, sagte Gavin kurz angebunden, »aber meinetwegen brauchst du deinen guten Ruf nicht zu riskieren.«
    Der Freund lächelte kaum merklich. »Lord zu sein bringt einige Vorteile mit sich. So ist es zum Beispiel völlig unwichtig, was die Leute von mir denken.«
    »Aber es wird wichtig, wenn man für einen Mörder gehalten wird.«
    Mit einem Wink schickte Kyle die Wärter hinaus. Als sie allein waren, sagte er: »Der Ermittler hat einige Hinweise erhalten, die vielleicht beweisen, wer dich als Schuldigen hingestellt hat. Pierce oder dein verdammter Cousin wären dazu fähig.«
    Gavin schlüpfte in seinen Mantel. »Man glaubt lieber, ich sei ein Mörder als das Opfer einer von langer Hand geplanten Verschwörung.«
    »Du bist kein Mörder.«
    »Ich habe Alex nicht getötet, aber der Tod anderer Menschen geht auf mein Konto. Vielleicht hat mich die göttliche Gerechtigkeit jetzt eingeholt.«
    »Es ist kein Mord, wenn man sein eigenes
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