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Glutroter Mond

Glutroter Mond

Titel: Glutroter Mond
Autoren: Narcia Kensing
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Boden.
    Ich würde gerne eingreifen, aber ich weiß noch nicht einmal, auf wessen Seite ich kämpfen soll. Meine Überzeugung ist zerbrochen wie Glas, ich kann niemandem mehr trauen. Ich bin nur noch ich selbst - gegen den Rest der Welt.
    Vorsichtig robbe ich zur Seite, raus aus der Gefahrenzone, aber Neal beobachtet meinen Fluchtversuch und holt mich schneller ein, als ich auf die Beine springen kann. Er schlingt seine Arme um mich, nicht sanft, sondern mit der Absicht, mich festzuhalten. In mir brodelt Wut.
    »Lass mich in Ruhe, du Verräter!«
    »Holly, beruhige dich und sei vernünftig! Ich will nur das Beste für dich. Ich liebe dich doch.«
    Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, aber selbst dazu fehlt mir die Kraft. Ich wehre mich nicht gegen seine Umklammerung. Ich kämpfe in diesem Moment schon genug mit mir selbst. Stattdessen schließe ich die Augen, weil ich nicht sehen will, wie Cade erschossen wird. Denn das halte ich für unausweichlich.
    Doch schon nach wenigen Augenblicken reiße ich die Augen wieder auf, weil lautes Rufen und Gebrüll an meine Ohren dringt. Die anderen Acrai hat es aus dem Inneren ihrer Höhle getrieben. Zuerst erblicke ich Layton und Sienna. Ein weiterer ist dicht hinter ihnen. Gavin. Er hat mich damals zur Wanne und ins Labor geführt. Den letzten der vier Acrai kenne ich nicht. Er hat blondes schulterlanges Haar und ist eher klein und schmal.
    Sie sind bewaffnet und eröffnen das Feuer sogleich. Die Obersten lassen von Maureen ab und zielen nicht mehr länger auf sie und Cade. Einer von den V23ern stirbt sofort im Kugelhagel.
    Plötzlich steht Cade hinter Neal und mir. Ich habe ihn sich nicht nähern sehen.
    Ein Schlag gegen Neals Schulter veranlasst ihn, mich loszulassen. Ich stolpere einen Schritt nach vorne. »Lass die Finger von ihr«, knurrt Cade.
    Neal schlägt zu, ich schließe die Augen. Obwohl Cade schneller hätte reagieren müssen, höre ich Neals Faust in sein Gesicht krachen, möchte aber gar nicht sehen, was daraufhin passiert. Ich weiß, dass es für einen von beiden nicht gut ausgehen wird. Ich wende den Blick ab. Der dumpfe Schmerz in meinem Herz steigert sich, bis ich mich einer Ohnmacht nahe fühle. Möchte ich, dass Cade meinen besten Freund tötet? Oder soll Neal sich endlich für die Entführung rächen? Ich weiß nicht, zu wem ich halten soll.
    Ich komme nicht mehr zu einer Entscheidung, denn eine gewaltige Explosion reißt uns alle von den Füßen. Binnen Sekunden hüllt uns dichter Rauch ein. Ich habe keine Ahnung, wer den Sprengsatz gezündet hat - ob einer von den Obersten oder ein Acrai. Es schleudert mich einige Yards nach hinten und ich pralle hart gegen die grob behauene Steinwand der Höhle. Einige Augenblicke lang bin ich benommen.
    »Die Garage ist eingestürzt!«, brüllt jemand. Ich glaube, es ist Layton. Ich weiß nicht, was eine Garage ist, aber ich schließe daraus, dass die Acrai nichts in die Luft sprengen würden, das ihnen gehört. Folglich haben sie mit der Explosion nichts zu tun.
    Um mich herum wird gehustet, ich höre zwei Personen miteinander kämpfen, sie ächzen, schlagen sich ins Gesicht, stöhnen und fallen dann mit einem dumpfen Geräusch in den Staub. Ich stelle mich auf alle Viere und versuche durch die sich langsam lichtende Staubwolke etwas zu erkennen. Es ist ohnehin so dunkel, dass man kaum drei Yards weit sehen kann. Der Staub verdunkelt den Mond und nimmt mir das letzte bisschen Sicht.
    »Der Treppenaufgang brennt, sie räuchern uns aus!« Wieder eine andere Stimme, diesmal unbekannt und von weiter weg. Ich taste hinter mir nach der Wand, finde sie und krieche nach links, dem Höhleneingang wieder entgegen. Etwas in mir schreit danach zu flüchten, nur weg von hier, aber dennoch krabbele ich wieder der Gefahr entgegen. Im Quartier der Acrai sind noch Menschen. Cade hat mir von einer Frau und ihrer Tochter erzählt. Sicher hat niemand daran gedacht, sie aus ihren Zellen zu entlassen. Es erscheint mir barbarisch, ihnen den Rücken zu kehren. Mein Schicksal ist hier draußen in der Einöde ohnehin besiegelt: Entweder ich sterbe heute, oder später wenn ich verdurste. Oder die Obersten bekommen mich in ihre Finger, was dem Tod nicht unähnlich wäre.
    Allmählich wird die Sicht wieder klarer, ich erkenne schemenhaft vier Männer, die ein paar Yards von mir entfernt mit bloßen Händen gegeneinander kämpfen. Ich kann ihre Gesichter nicht sehen, nur die Umrisse ihrer Körper. Sie stöhnen und brüllen, Knochen
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