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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips
Autoren: Martina Gercke
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wäre darin gefangen gewesen. Wie in aller Welt ist es in den Besitz von Hassans Mutter gekommen? Das letzte Mal, als ich es gesehen habe, war es in  ...
    „Was ist los?“, ruft Anna von der anderen Straßenseite.
    Wahrscheinlich habe ich eine spontane Stimmbandlähmung. Jedenfalls bekomme ich keine Silbe heraus. Stattdessen hebe ich das Fläschchen in die Luft, sodass Anna es sehen kann. Sie schlägt mit einem Aufschrei die Hände vor dem Mund zusammen.
    Ich lasse meine Arme sinken und starre wie paralysiert auf das Fläschchen. Jetzt erst fällt mir auf, dass die Flasche verschlossen ist. Ein kleiner Korken sitzt auf dem Flaschenhals. Darauf ist ein minikleines rotes Siegel angebracht. Wahrscheinlich hat Hassans Mutter etwas von dem Likör dort eingefüllt. Hmh?! Oder? Vielleicht hat mich das Schicksal genau heute Abend hierher geführt? Kismet? Jim war fest davon überzeugt, dass es keine Zufälle, sondern nur Schicksal gibt. Ein geradezu unglaublicher Gedanke drängt sich mir auf. Könnte es sein, dass Jim wusste, dass ich heute hier vorbeikommen würde? Genau, wie er die Sache mit dem Kleid vorhergesehen hat? Ich schüttele den Kopf, als könnte ich den Gedanken verscheuchen.
    Jims Worte kommen mir in den Sinn. Du hast mich aus der Flasche befreit.
    Ob ich? Ich schaue Hilfe suchend zu Anna, aber die steht noch immer auf der anderen Straßenseite.
    Was soll?! Ich muss Gewissheit haben. Ich muss wissen, was es mit dem Fläschchen auf sich hat.
    Ich hole einmal tief Luft. Jetzt oder nie! Die Stunde der Wahrheit. Entschlossen breche ich das Siegel und ziehe an dem Korken. Mit einem leisen „Plöp“ löst sich der Verschluss. Einen Wimpernschlag später habe ich den Korken in der Hand. Gespannt schaue ich auf die Flasche. Nichts passiert. Du bist ein echter Trottel, schimpfe ich mich selbst. Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass Jim aus der Flas ... Nanu?! Ein feiner Rauchfaden steigt plötzlich aus dem Flaschenhals. Etwas zischt ... der Rauch wird stärker. Meine Hand beginnt zu zittern. Nur nicht fallen lassen!
    Eine Frau schreit laut auf. Anna?! Ich blinzele irritiert.
    Gefolgt von quietschenden Reifen.
    Jemand hupt.
    Erschreckt reiße ich den Kopf hoch und schaue auf die Straße. Es dauert ein paar Sekunden, bis mein Hirn die Situation erfasst hat. Ich schätze, dass ist eine Folge der Schockstarre, in der ich mich befinde.
    Anna steht mitten auf der Straße. Vor ihr, keine zwei Zentimeter entfernt , ist ein Auto zum Stehen gekommen. Annas Augen sind weit aufgerissen. Der Fahrer gestikuliert wild aus dem Fenster heraus mit ihr. Anna schaut Hilfe suchend zu mir. Genau in diesem Augenblick fährt der Nachtbus vorbei und versperrt mir die Sicht. Ein Windhauch bläst mir in die Augen, Rauch nimmt mir die Sicht. Ich blinzele erneut. Als ich wieder klar sehen kann, nehme ich aus dem Augenwinkel eine Gestalt wahr. Ich drehe meinen Kopf ein wenig zur Seite. Im gleichen Moment erstarre ich, und mein Herz hört auf zu schlagen.
    Jim! Vor mir steht Jim. Halb nackt, nur mit einer Jeans bekleidet und barfuß. Sein Oberkörper schimmert silbern im Mondlicht. Er sieht mich an. Seine Augen glühen wie brennende Kohlestücke.
    „Jim!“, hauche ich fassungslos. Tränen schießen mir in die Augen. Ungläubig strecke ich die Hand aus, berühre sein Gesicht.
    „Bist du es wirklich?“ , keuche ich atemlos. Mein Herz schlägt schneller, es droht zu zerspringen.
    „Saraswati Sandana Elisabeth.“ Er nimmt meine Hand. Seine Augen gleiten über meinen Körper. Ein Lächeln umspielt seine Lippen. „Du trägst mein Kleid.“
    Ich nicke stumm. Wenn die Welt jetzt unterginge, wäre es mir auch egal. Meine Augen hängen an seinen Lippen. Mein ganzer Körper fühlt sich taub an.
    „Du bist schön wie die Sonne.“ Dann beugt er sich zu mir herab. Ich halte die Luft an. Seine Haut ist warm und seidig. Sein Geruch – Beeren und Zimt – ist mir so vertraut. Mir ist ganz schwindelig vor Glück. Ich vergrabe meine Hände in seinen Haaren. Seine Lippen legen sich auf meine. Sie fühlen sich herrlich weich und fest zugleich an. Sein Mund schmeckt nach Honig. Die Berührung ist sanft, zart und fragend zugleich. Er küsst mich mit einer solchen Intensität, dass mir schwindelig wird. Oh Gott! Die Welt um uns herum scheint zu versinken. Mein ganzer Körper kribbelt. Er lässt sich Zeit, küsst und küsst. Wahrscheinlich feiern meine Hormone gerade Karneval.
    Als sich unsere Lippen voneinander lösen, kullert mir eine einzelne Träne
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