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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips
Autoren: Martina Gercke
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zutun.“ Sie kichert hysterisch.
    Ich lege ihr die Hand auf die Stirn. „Sag mal hast du Fieber?“
    „Lass das!“ Anna schiebt meine Hand zur Seite. „Ich freue mich nur.“
    „ Bist du sicher, dass du nicht unter Schock stehst?“ Ich verstehe nur Bahnhof.
    „Nein, ganz und gar nicht. Ich meine, im Grunde genommen tut mir Lorena sogar leid. Schließlich bekommt sie von dem Idioten ein Kind, nicht ich.“ Anna trinkt ihr Glas mit einem Zug leer. „Ich sage nur: einmal Fremdgeher, immer Fremdgeher.“
    Annas Logik ist wie immer bestechend. „Ich bin froh, dass du die Sache so leicht nimmst.“  Ich nehme ebenfalls einen Schluck.
    Anna nickt. „Bist du jetzt sauer?“
    „Auf dich? Wieso?“
    „ Na, weil Lorena doch deine Schwester ist ...“
    Ich überlege für einen kurzen Moment. „Weißt du was? Wenn ich es mir genau überlege, finde ich, dass die beiden sich ehrlich verdient haben.“ Jetzt fange ich an zu grinsen. Anna sieht mich verdutzt an und bricht dann in wieherndes Gelächter aus. Meine Schwester und Oliver verschwinden in der Menge.
    „Auf einen schönen Abend!“, prostet mir Anna zu.
    „Auf die ausgleichende Gerechtigkeit des Universums“, hebe ich mein Glas.
     
     
    Der Abend wird dann noch ziemlich lustig. Das Essen ist köstlich und die Stimmung gut. Nachdem der offizielle Teil vorbei ist, alle Reden gehalten (gähn!) wurden, beginnt endlich der unterhaltsame Teil der Hochzeitsparty. Ein DJ baut seine Anlage auf und beginnt , Musik aufzulegen.
    Die ersten Takte von Sonnentanz ertönen.
    „Das ist unser Lied“, kreischt Anna und zieht mich auf die Tanzfläche. Ich schließe meine Augen und gebe mich ganz dem Takt der Musik hin.
    Jemand schreit mir ins Ohr. „Na, Schönheit, so allein?“
    Ich blinzele irritiert.
    Vor mir hat sich ein mittelmäßig aussehender, leicht untersetzter Mittdreißiger aufgebaut. Dabei schwingt er seine Hüften, als hätte er sich einen Hula-Hoop-Reifen umgebunden.
    „Lieber allein, als unglücklich zu zweit“, brülle ich ihm ins Ohr. Wahrscheinlich hat er jetzt zu einem angeknacksten Selbstbewusstsein auch noch einen Hörschaden.
    Jedenfalls schwingt er seine speckige Hüfte kopfschüttelnd davon.
    Der Sonnentanz geht gerade zu Ende.
    Lotte , eine Freundin von Melanie, kommt zu uns auf die Tanzfläche gestürmt.
    „Mädels, es wird Zeit.“
    „Zeit wozu?“ Anna und ich sehen uns fragend an.„Die Brautentführung!“ Lotte sagt das mit einer Selbstverständlichkeit wie die Tatsache, dass Obama Präsident der USA ist.
    „Aha“, sage ich. Ich habe keine Ahnung, wovon Lotte spricht.
    „Du gehst wohl nicht so oft auf Hochzeiten?“
    Ich schüttele den Kopf. Ehrlich gesagt ist das die zweite Hochzeit, auf der ich eingeladen bin. Die erste Hochzeit, der ich beigewohnt habe, war die meiner Freundin Claudia, wo mir ein geradezu verstörendes Bild auf deutsche Hochzeitsrituale vermittelt wurde.
    Spätestens, als man den Schlüpfertanz ankündigte, hätte ich die Flucht ergreifen sollen , aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer. Jeder noch anwesende Gast inklusive des Brautpaars (einige schlaue Gäste hatten sich auf die Toilette oder den Parkplatz verdrückt) mussten sich Unterhosen in Übergröße anziehen (hahaha) und dann damit tanzen. Sobald die Musik aufhörte zu spielen, musste man die Unterhose ausziehen und mit der Unterhose des Tanzpartners tauschen. Wer am längsten für diesen fliegenden Wechsel brauchte, hatte verloren. So war es nicht weiter verwunderlich, dass die meisten Teilnehmer bis auf wenige Ehrgeizlinge den Wechsel in Zeitlupe zelebrierten. Ein Albtraum, der noch durch Spiele mit dem Namen „Die Glocken von Rom“, „Wadentasten“ oder „Babyfüttern“ getoppt wurde. 
    Es ist unnötig zu erwähnen, dass ich seit dieser einschlägigen Erfahrung kein großer Freund mehr von neckischen Hochzeitspielchen mehr bin.
    „Also“, fängt Lotte an und grinst. „Wir müssen gleich die Braut möglichst unauffällig entführen.“
    „Und wo ist der Haken an der Sache ?“, frage ich misstrauisch.
    „Kein Haken. Wir Mädels entführen Meli in irgendeine nette Bar, trinken auf Kosten des Bräutigams, bis er uns gefunden hat.“ Aha!
    „Klingt gar nicht so übel“, sagt Anna. „Ich bin dabei. Du auch?“ Sie sieht zu mir.
    Da ich keinen ersichtlichen Nachteil für mich entdecken kann, sage ich schließlich: „Wenn das alles ist, mache ich mit.“
    „Gut!“, nickt Lotte mit verschwörerischer Miene. „Dann lasst uns die
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